Ich hatte beim ersten Hund auch so verklärte Vorstellungen, wie wir quasi die ganze Zeit gemeinsam durch Blumenwiesen springen und war natürlich auch der Meinung, dass MEIN Hund nicht so unerzogen wird wie viele andere, schließlich muss man ja einfach nur konsequent sein und fertig
Jo, ich bin dann auch recht hart auf dem Boden der Realität aufgeschlagen, hab andere HH beneidet, bei denen scheinbar alles so locker und unkompliziert geht. Aber nun, das ändert zum einen nichts daran, dass mein Hund halt nicht so war, und zum anderen sieht man auch immer nur einen kleinen Ausschnitt. Man weiß nicht, wieviel Arbeit tatsächlich darin steckt, man weiß nicht, was der Hund sonst für Baustellen hat.
Ich hab jetzt den 2. eigenen Hund, dazu hatte ich in den letzten Jahren noch 3 Pflegehunde vorübergehend hier (bzw. Pflegi Nr. 3 ist aktuell noch hier). Alles sehr verschiedene Hundetypen, jeder klar mit unterschiedlichen Baustellen, aber eben auch mit vielen Sachen, die der Hund einfach mitgebracht hat. Wo ich mir bei Hund 1 nen Wolf trainiert habe, ohne jemals so wirklich mein Ziel zu erreichen, macht Hund 2 das einfach von selbst. Dafür muss ich andere Dinge üben, die ich vorher für selbstverständlich gehalten habe (und daher überhaupt nicht zu schätzen wusste). Also nein, es liegt nicht grundsätzlich am "unfähigen" HH, wenn was nicht so klappt, gleichzeitig neigt man aber auch dazu, die vielen positiven Dinge zu übersehen und sich auf das zu konzentrieren, was nicht funktioniert.
Meine Pointerhündin ist z. B. so ein Hund, der mit Artgenossen einfach unkompliziert ist. Kommt eigentlich mit jedem anderen Hund aus, geht Streit aus dem Weg, verteidigt keine Ressourcen. Dafür hat es unglaublich viel Training gebraucht, dass sie nicht zu jedem Menschen durchstartet, der am Horizont auftaucht. Und ne Jagdsau ist sie natürlich auch. Mittlerweile läuft sie nur noch an der Straße mal an der Leine, ansonsten hüpfen wir gemeinsam durch Blumenwiesen Und das sieht auch ganz locker trallala aus, war aber verdammt viel Arbeit. Zusätzlich hatte sie extreme Probleme beim Alleinsein, sieht man auch nicht, wenn man uns beim Gassi gehen trifft.
Meine erste Hündin wollte gern andere Hunde schreddern, war aber ansonsten im Alltag recht unkompliziert (das weiß ich allerdings erst jetzt, wo ich Erfahrung damit habe, was da eben auch alles nicht funktionieren kann). Dann hätten wir einmal einen Pflegi, der mit allem nett war, in der Wohnung ein Träumchen, sich draußen aber komplett mit Jagdreizen abgeschossen hat, ableinbar ist der auch nach 2 Jahren noch nicht.
Der jetztige Pflegi ist ein Pöbeltier mit nicht vorhandener Impulskontrolle. Ignoriert dafür aber fremde Menschen z. B. komplett, lernt super schnell. Mit anderen Hunden ist sie ähnlich wie dein Hund. Nicht unverträglich, aber bei fremden Hunden erst mal auf Krawall gebürstet und unsicher. Daher hat sie nur ausgewählte Kontakte mit anderen Hunden, durchaus auch mal mit fremden Hunden, wenn das passt, aber auch da schau ich, dass wir gemeinsam laufen und nicht rumstehen. Freilauf hat sie zZ auch nur an ausgewählten Stellen, ansonsten gehe ich mit Schleppleine, da kann sie auch rennen und springen.
Es gibt sie natürlich auch, die völlig problemlosen Hunde, aber das sind dann doch eher Ausnahmen.