Ich würde die Augenerkrankung auch nochmal tierärztlich abklären lassen - es gibt ja auch einiges, was dann langfristig auch aufs andere Auge übergreifen kann, das sollte man dann ja schon entsprechend behandeln und überwachen können.
Ich kenne einige einäugige oder sehbehinderte Pferde, und das scheint sehr individuell zu sein, wie ein Pferd damit umgeht - mein inzwischen verstorbener Senior und ein Reitpony an meinem Stall wurden mit dem Sehverlust zunächst sehr schreckhaft im Gelände, was sich aber dann bei beiden auch wieder besserte. Als mein Senior sich an die Einschränkung gewöhnt hatte, hat man als Mensch von seiner Behinderung bald kaum noch etwas gemerkt, der hatte das für sich einfach sehr geschickt gelöst.
Bei den beiden einäugigen Pferden, die ich kannte, musste man im Umgang auf der blinden Seite viel vorsichtiger agieren als bei einem nichtbehinderten Pferd: immer ansprechen, ums Pferd bewegen nur mit Körperkontakt, Sattel und Decken nur von der sehenden Seite aus ans Pferd tragen. Sonst hätte der eine auch durchaus mal gebissen oder getreten und der andere wäre erschrocken losgehüpft, aber das ist ja auch nur verständlich.
Ich würde daher nicht unbedingt "mit der Sehbehinderung arbeiten", sondern eher "mit dem Pferd arbeiten". Was macht ihm Angst, was findet er unangenehm? Wie kann ich das im Alltag gut managen? Einiges kann man ja einfach akzeptieren - dann spricht man ihn z.B. halt immer erst an, wenn man auf seiner linken Seite herumläuft, da kann sich ja jeder Mensch drauf einstellen und alle sind zufrieden. Anderes (wenn er z.B. beim Reiten extrem schief läuft, weil er bestimmte Reize mit dem guten Auge immer "im Blick" haben will) muss man dagegen schon irgendwie "umerziehen", damit er keine langfristigen Probleme bekommt. Aber da muss dann eben eine individuelle Lösung für genau dieses Pferd her (erst mal am langen Zügel "schief schauen lassen" und dann übernimmt der Reiter das Kommando und die Verantwortung für die blinde Seite?).