"Dobermänner mögen nicht mehr so hart und aggressionsbereit wie DSH und Mali sein, aber sie sind Meister der Manipulation und wenn der mal rausgefunden hat, wie er seine Leute stramm stehen lassen kann, tanzt der spätestens in der Pubertät so richtig die Arschkrampenpolka."
Er ist ja mitten drin in der Pubertät. Dafür ist er aber zu unserem Glück ein sehr ruhig pubertierender Junghund. Sagt zumindest unsere Trainerin. Das er halt Knete im Kopf hat kommt von ihr. Das nicht alles auf Anhieb funktionieren wird auch. Nur mein Stiefvater hat uns etwas Angst gemacht und wir haben das auch sehr ernst genommen. In gewisser Maßen gebe ich ihm ja auch Recht. Lernt immer seinen Willen durchzusetzen, dann haben wir mit einem ausgewachsenen Dobermann später Probleme. Die Methodik war aber falsch. Jetzt ist es zu spät und wir überdenken das Ganze nochmal. trotzdem hat sich ein Erfolg eingestellt, den wir jetzt aber weiter mit positiven Verstärkern ausbauen werden.
"Luphan : Für mich liest sich das Verhalten nach Übersprungshandlung und Massregelung deiner Frau. Ich möchte fast wetten, daß die nächste Stufe ein Aufreiten (Rammeln) ist.
Das, was du als Freude beim Wiedersehen interpretierst, ist höchstwahrscheinlich Stress."
Heute morgen konnten wir das gut beobachten. Murphy war vor dem rausgehen zum Spazieren völlig aufgedreht und fing wieder an sich festzubeißen. Das war dann wohl keine Freunde, sondern Stress. Wisst ihr was geholfen hat? Diese quietschenden Dinger aus den Stofftieren. Ich habe ein paar Mal gequietscht und er hat sofort aufgehört. War danach wie ausgewechselt und ruhig. Was meinst du aber mit Maßregelung genau? Was will er den korrigieren oder ihr damit sagen?
"Er WILL ja lernen, sonst hätte er sich nicht angemeldet und sich "nackig gemacht". Dass er Pech mit den Trainern hatte, ist ihm nicht vorzuwerfen. Wichtig ist doch jetzt, ihm das Rüstzeug zu vermitteln, seinen Hund besser einzuschätzen und toxische/unbrauchbare Methoden abzustellen. Bei einem Gebrauchshundverein sollte ihm am Sa. angesichts der Reaktionen seines Hundes schon geraten werden können."
Deshalb sind wir schon sehr neugierig auf das Training im Verein. Aber auch die Trainingseinheiten von max. 15 Minuten dort, spiegeln ja auch eure Worte wieder.
"Dann würde ich nach Vorzeichen suchen, die anzeigen, jetzt gleich packt der Hund zu. Das kann eine Veränderung im Ausdruck der Augen sein, ein Senken des Kopfes. Die Situationen, wo das Festbeißen stattfindet, würde ich genauestens untersuchen. Was passiert direkt davor? Kann man den Hund vorher verbal wegschicken? Und zwar nicht körperlich, sondern man kann einem Hund beibringen, auf Fingerzeig wegzugehen. Kann man dem Hund ein Kommando geben, zum Beispiel ein Sitz oder Platz auf Distanz? Das muss man vorher natürlich üben, und dann bitte in kurzen Einheiten, ein oder zwei mal und bestätigen mit Leckerli oder wenigstens Stimme, direkt bevor man wieder auflöst."
Meine Frau und ich haben dazu nochmal nachgedacht. Es passiert tatsächlich nur im Garten oder Flur bzw. Küche. Sonst nirgends. Vor dem Spazierengehen wie heute morgen und nachdem Spazierengehen beim betreten des Gartens oder Hauses. Das sind die häufigsten Situationen. Wahrscheinlich ist er zu überdreht?
"Ich würde alles bestätigen und loben, wo der Hund freiwillig oder auf freundliche Anweisung weggeht von der Frau. Ich würde auch im Umgang aufpassen, dass er die Frau nicht begrenzt oder kontrolliert, also ihr ständig auf den Füße liegt, auf der Couch an sie heranwanzt oder ihr im Weg herumwuselt"
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Genau das hatten wir eine Zeit lang gehabt. Er folgte ihr überall hin. Beispielsweise konnte ich nachts aufstehen und zur Toilette gehen, ohne das Murphy sich überhaupt bewegt hat. Stand meine Frau auf, stand auch Murphy auf. Ich schreibe das bewusst in der Vergangenheitsform, da wir angefangen haben das zu unterbinden. Ins Badezimmer darf er beispielsweise jetzt nur noch, wenn wir ihm das erlauben. Das klappt auch gut und er liegt dann vor der Tür. Er ist insgesamt ruhiger im Haus geworden und bleibt auf seiner Decke liegen. Mittlerweile sogar, wenn meine Frau ihm das Essen fertig macht. Er bleibt ruhig liegen und wartet. Vor einigen Wochen sah das noch ganz anders aus. Und wir sahen darin tatsächlich eine Kontrolle seitens des Hundes. Mittlerweile schenkt er uns im Haus weniger Beachtung und bleibt ruhig lieben, folgt uns auch mal, aber ruhig und entspannt.
Wisst ihr, wir haben uns vor dem Kauf recht viel zum Thema Dobermann gelesen. Das war aber reine Theorie und die Praxis fällt deutlich schwieriger aus. Das theoretische Wissen holen wir jetzt quasi nach. Und wir wollen nur das Beste für unseren Murphy, den wir nicht als Mensch sehen, sondern ihn ein Leben nach seinem Charakter, Persönlichkeit und rassebedingten Eigenschaften zukommen lassen. Selbstverständlich wollen wir möglichst Fehler vermeiden und keine falschen Methoden anwenden. Deshalb ist es auch so schön, dass es dieses Forum hier gibt. Wir haben mit Murphy schon viel erreicht und konnten viele kleine Erfolge feiern. Wir sehen wie er heranwächst, was er mag und was nicht, was wirkt und was nicht, was insgesamt ein wunderschönes Geschenk für uns ist. Letztendlich ist er für uns auch kein Kinderersatz oder unser Baby. Er ist Murphy der einzigartig ist, der wirklich eine tolle Persönlichkeit hat, die wir auch nicht unterdrücken wollen. Wir hatten einfach nur das ungute Gefühl, dass es so nicht weitergehen kann, bezogen auf das Spazieren gehen. Wir fahren fast jeden Tag 25 Minuten zu einer riesigen Wiesen mit vielen Bäumen hin und zurück, damit er nicht ständig angeleint neben uns angeleint durch die Gegend läuft. Er soll Hund sein, rennen, schnuppern und Spaß haben. Nachdem was wir gelesen haben, brauchen Dobermänner körperliche und geistige Auslastung. Vom Gefühl her ist er aktuell recht ausgeglichen. Morgens 45 Minuten und nachmittags ohne Leine 45 Minuten tun ihm gut. Bzw. wirkt das so auf uns, da er die restliche Zeit mehr oder weniger ruht. Vor zwei Monaten waren die Spaziergänge noch ungefähr 20 Minuten und er wirkte dazwischen unausgeglichen, unruhig und nicht zufrieden. Er fing dann zum Beispiel an Sachen im Haus zu klauen und lief hin und her. Aktuell ist das deutlich besser geworden. Scheinbar ist die körperliche Auslastung genau richtig? Für die Kopfarbeit sind wir dem verein beigetreten. Worauf ich damit hinaus will ist, dass wir uns bei Murphy herantasten mussten, unsere Erfahrungen sammeln und eigene Entscheidungen trafen, die hoffentlich einigermaßen verantwortungsvoll waren.
Das Training gehört aber nicht dazu. Wir sehen ein, dass die Methode falsch war, trotz den immensen und sehr schnellen Erfolg.