Die Frage, die sich mir hier stellt ist, was ist denn die primäre Motivation, den Hund zum Laufen mitzunehmen?
Wenn der Hund nur so als Begleiter mitlaufen soll, ich aber mein Training ansonsten so durchziehen möchte, wie ich es gewohnt bin, dann brauche ich auf jeden Fall einen Hund dafür, der keinen besonders starken Außenfokus hat. Denn mit einem Hund, der stark an Außenreizen interessiert ist, ist es sicherlich nicht in der Form möglich, sein Training abzuspulen ohne ständige Unterbrechungen o.ä. Da muss ich mich ganz anders auf den Hund einstellen. Daher wären für mich Jagdhunde per se schon mal raus.
Ich kenne die Überlegungen, da ich selber eine Zeitlang sehr viel gelaufen bin (vor meinen Lauf-Verletzungen... ) und auch recht ambitioniert, würde ich sagen. Zwar nicht in der genannten Geschwindigkeitsklasse, aber ich hab auch schon mal meine AK bei nem Benefiz-HM gewonnen Aktuell hab ich ja Aussies, einer davon war nie der ausdauernde Läufer, meine Hündin allerdings schon. Sie ist mit mir große Teile des Trainings für meinen ersten Marathon mitgelaufen, sehr viel auch im Zug, längste Strecke ca. 32 km in unter 3h. Btw. ob ich jetzt einen 6er oder einen niedrigen 5er Schnitt laufe, macht für den Hund den weitaus geringeren Unterschied als für mich als Mensch. Dennoch sollte man das Pensum nicht unterschätzen, wenn man wirklich regelmäßig und intensiv trainiert. Für den Hund ist das reine Mitlaufen auch kopfmäßig anstrengend, Pausentage sind da schon auch wichtig. Eine Weile bin ich täglich gelaufen, mein Hund kam da aber längst nicht auf allen Läufen mit, zumal es im Hochsommer auch oft schlichtweg zu warm ist, wenn man nicht gerade nachts läuft..
Irgendwann hab ich mir die Frage gestellt, wie es in Sachen Hund und Laufen bei mir in der Zukunft mal weitergeht. Will ich die Rasse wechseln, vielleicht komplett die Sparte? Ganz kurz hab ich mal mit einem Hound geliebäugelt, weil CaniCross einfach unheimlich toll ist und es mit meinem Aussie jetzt aber nicht soooo der Brüller ist. Bin aber davon ganz schnell wieder abgekommen, weil das Leben nicht nur aus Lauftraining besteht, sondern ich mit dem Hund auch im Alltag klarkommen muss, normales Spazierengehen usw. Da hat man mit einem jagdlich ambitionierten Spezialisten dann doch eine Ecke mehr zu tun als mit einem Hund, der es einem aufgrund seiner Genetik etwas leichter macht (bitte nicht falsch verstehen, Aussie ist kein Selbstläufer, aber für jemanden, der extremen Jagdtrieb nicht gewohnt ist, einfach eine andere Hausnummer).
Ich denke daher, dass ich wohl in der Abteilung Hütehund bleiben werde, einfach, weil mir diese Hunde im Alltag gut liegen. Und das wäre mir immer das Wichtigste bei der Auswahl. Ob mein Hund dann der geborene Langstreckenläufer ist oder er lieber auch mal einen Sonntag Vormittag auf der Couch verbringt, während ich meinen Longrun abspule, stört mich dann eher weniger. Klar ist es schöner, wenn man den Hund ins Training einbinden kann! Aber stundenlang gemütlich durch den Wald bummeln, die Sonne und den Anblick des hübschen Herbstlaubs genießen - das kann man nicht mit jedem Hund und das kann man auch nicht unbedingt voraussetzen, wenn man den vermeintlich passenden Hund gefunden hat.
Ein anderer Gedanke noch. Wenn das Laufen ambitionierter ausgeführt wird, kann man sich auch mal CaniCross als Sport für Mensch und Hund etwas näher anschauen. Da kann man nämlich auch trainingstechnisch von profitieren, neue Trainingsreize setzen bei gemeinsamen Tempoeinheiten zB. Aber auch dafür braucht es keinen Spezialisten. Mir sind ein paar (Ultra-)Marathonläufer und Triathleten bekannt, die auch im CC aktiv sind - übrigens mit Mixen aus dem TS :)
Es gibt übrigens hier im Forum einen schönen Lauf-Thread. Da tauschen sich Läufer*innen mit und ohne hündische Begleitung über ihr Training aus.
Thema
Lauftraining (mit und ohne Hund) Teil 2
Da der erste Teil sich nun schon über tausend Seiten erstreckt hat, wird es Zeit für ein neues Thema.
Hier kann es absofort weiter gehen.
Die bisherigen Erfahrungen und Trainingsberichte findet ihr hier:
Lauftraining (mit und ohne Hund)
huch, das wurde jetzt doch etwas lang, sorry