Beiträge von SAMI

    Würdest du sagen, wir sollten das allein sein schon mehr trainieren? Das haben wir tatsächlich noch nicht gemacht, bis auf mal kurz Müll raus bringen oder Toilette oder so. Aus Angst, dass er dann alleine durchdrehet und alles zerstört. Hast du dazu noch Tipps, wie wir das am besten aufbauen ?

    Danke für eure Antworten! Das mit der Box hatten wir mal probiert, da wollte er nicht rein. Habt ihr das trainiert? Oder einfach hingestellt? Das Problem ist momentan auch, dass er mir am liebsten jeden Schritt hinterher laufen würde. Es macht den Eindruck, als wolle/könne er sich nicht zurückziehen. Von daher würde er sicher nicht freiwillig allein ins Schlafzimmer gehen, zumal es im anderen Stockwerk ist. Ich war auch schon mal zusammen mit ihm oben, in der Hoffnung er würde da runterkommen. Da ist er dann total aufgedreht, weil der Rest der Familie ja unten war und er die Geräusche gehört hat.


    Unten ist nur der Flur und ein großer Wohnbereich mit Küche. Wir versuchen dann, den Flur so gut es geht nicht zu nutzen und im Wohnbereich zu bleiben, während er schläft 🤷🏼‍♀️


    Ich hoffe auch, dass die Zeit das regeln wird und der Stresspegel langsam abfällt. Ja, Weihnachten war natürlich kontraproduktiv. Ich hab deshalb auch den halben Abend mit Hund im Gartenhaus verbracht 🙈

    ,

    Hallo, bei uns wohnt seit Mitte Dezember ein Colliemix-Rüde aus dem Tierschutz mit weitestgehend unbekannter Vorgeschichte, außer, dass er wohl ein Zuhause hatte. Er wurde vor einem Supermarkt ausgesetzt und ist ca. 10-12 Monate alt. Evtl. eine "Lockdown-Anschaffung", die irgendwann nicht mehr gewollt war? Nachdem er gefunden wurde hat er noch ca. 6 Wochen im Tierheim verbracht und ist nun bei uns.


    Er ist grundsätzlich aufgeschlossen, freundlich und sanft, relativ ruhig für sein Alter, nicht ängstlich. So auch die Einschätzung des Tierheims. Die ersten 2 Tage waren auch ziemlich entspannt, dann kam eine recht plötzliche Veränderung. Er hat auf einmal angefangen mich drinnen massiv zu belästigen in Form von an mir hochsteigen und an mir herumknabbern und auf meinem Arm herumkauen. Er war dabei relativ „sanft“, zumindest nicht hektisch oder wild, aber eben sehr distanzlos, ausdauernd und hat sich einfach nicht davon abbringen lassen. Besonders beim essen oder in Situationen, wo er keine Beachtung bekommt und auch sonst nichts passiert, z.B. ich alleine mit ihm Zuhause bin und am Rechner sitze. Als ob er nicht wüsste, was er mit der Ruhe anfangen sollte. Er kommt allgemein kaum zur Ruhe im Haus, legt sich selten hin, ist immer auf der Suche nach irgendetwas zu tun (Sachen klauen und anknabbern, irgendwo hochspringen, Sachen umwerfen,...). Das Bedrängen nahm immer mehr zu und er hat auf keine Abstandssignale reagiert. Ich würde eigentlich von mir behaupten, dass ich mich in „Hundesprache“ normalerweise recht gut verständlich machen kann, aber nichts kam an. Ausprobiert habe ich verschiedenes: ignorieren und wegdrehen/gehen, kommentarlos wegschieben, mit dem Körper wegdrängen oder auch mal in die Seite „knuffen“. Ich habe versucht ihn auf einen Platz zu verweisen und ihn dort bleiben zu lassen. Entweder durch immer wieder in den Weg stellen oder immer wieder ruhiges zurückbringen. Irgendwann wurde er dann aber richtig gestresst und fing an mich hysterisch anzubellen oder sich in den Schwanz zu beißen. Dann habe ich die Situation abgebrochen indem ich mit ihm rausgegangen bin. Da war es dann ok. Diese Situation hatten wir jetzt ein paar Mal.


    Ich habe dann direkt eine Trainerin angerufen, die auch gleich vorbeikam. Sie meinte er sei wahrscheinlich einfach sehr gestresst von der Umstellung und massiv überfordert mit allem. Sie riet uns zu viel Ruhe, kurzen und „langweiligen“ Spaziergängen und viel Kaustangen/Kong/etc, damit er runterkommt. Was wir eigentlich - bis auf die Kausachen - so auch schon gehandhabt hatten. Tagsüber gehen wir 2-3 Mal die selbe Runde, ca. 15-20 Minuten. Dann ab und an noch kurz Pipi im Garten.


    Und sie zeigte mir, wie ich ihn von mir wegschieben sollte, wenn er mich bedrängt: Ganz ruhig bleiben, kein Blickkontakt, kein Wort, nur die flache entgegengestreckte Hand als Stop-Signal und nötigenfalls mit der anderen Hand zusätzlich wegschieben. Kurzes, ruhiges Lob, wenn er ablässt oder sich hinlegt (Hat bei ihr super geklappt). Bei mir leider, nachdem sie weg war, wieder gar nicht. Er hat einfach immer weitergemacht. Wir haben dann ein Türgitter zwischen Flur und Wohnraum installiert, um ihn auf Distanz zu halten. Ich habe mich dann direkt neben dem Gitter hingelegt und lag einfach ruhig da. Er ist dann erstmal aufgedreht, hat am Gitter gekratzt und gekaut, ist umhergerannt, hat gebellt und ist an der Haustür hochgesprungen. Nach ca. 10 Minuten hat er sich ans Gitter gelegt, hat noch ein bisschen gekratzt und gekaut und ist dann schließlich tief und fest eingeschlafen. Auch danach ist er recht ruhig dort im Flur geblieben.


    Seitdem machen wir es so, dass er grundsätzlich tagsüber, wenn wir daheim sind, im Flur ausgesperrt bleibt, wenn er sonst nicht zur Ruhe kommt (Was bisher leider fast immer der Fall ist, außer abends). Er geht mich seitdem körperlich so gut wie gar nicht mehr an. Aber er findet es jedesmal aufs neue blöd, ausgesperrt zu sein und spult erstmal sein Protest-Programm ab, bis er irgendwann zur Ruhe kommt. Ich habe mittlerweile im Flur alles was ging aus dem Weg geräumt, dass ich möglichst wenig eingreifen muss und einfach Ruhe ausstrahlen kann auf der anderen Seite des Gitters. Ich habe das Gefühl, dass er dann auch irgendwie total erleichtert ist, wenn er es irgendwann geschafft hat, sich hinzulegen. Vielleicht hat er in seinem früheren Leben nicht gelernt, zu ruhen? Vielleicht zu früh von der Mama getrennt worden und dann bei seinen Menschen keine Ruhephasen gehabt?


    Abends ist es komischerweise meistens kein Problem mit allen gemeinsam im Wohnzimmer zu sein, da entspannt er dann mit uns zusammen. Da können wir dann auch endlich mal ein bisschen Kuscheln. Tagsüber undenkbar, weil er dann total aufdreht. Nachts schläft er mit im Schlafzimmer und es ist kein Problem (bis darauf, dass er lieber im Bett schlafen würde. Das er das nicht darf akzeptiert er aber mittlerweile).


    Hat jemand hier vielleicht ähnliche Erfahrungen oder eine Vermutung, was dahinterstecken könnte? Oder noch weitere Tipps? Unserer Trainerin hat leider Urlaub bis Mitte Januar. Ich freue mich auf den Austausch mit euch. Vielen Dank und liebe Grüße, SAMI

    (Sorry für den langen Text)