Ich lese hier schon die ganze Zeit interessiert mit und habe mich immer auf die Finger gesetzt, um nichts zu schreiben.
Jetzt tue ich es aber doch:
Ich habe zwei total unterschiedliche Hunde. Im Duo Sprengstoff pur bei Hundebegegnungen (der Senior hält sich für Napoleon und geht nach vorne, der Junghund ist eher meidend und bellt vor Angst).
So, was tun?
Schon mit dem Senior, ein Leinenpöbler wie im Lehrbuch, habe ich gefühlt alle Trainer im Umkreis von 50km konsultiert, etliche Methoden ausprobiert, verschiedene Hundeschulen mit ihm besucht.
Fazit: Keine Verbesserung, eher im Gegenteil.
Am schlimmsten war die Methode, die ich eigentlich am sympathischsten fand: Mit einem Markerwort arbeiten, nie in die rote Zone kommen, nicht strafen, usw.
Ich habe einen langen Kurs dazu gemacht, die Methode schon verstanden, aber es hat bei ihm irgendwie nichts gebracht, eher im Gegenteil.
Für meinen Junghund hingegen war es genau richtig.
Es kann gut sein, dass mein Timing nicht gestimmt hat oder ich unbewusst ungünstige Verknüpfungen geschaffen habe, das will ich gar nicht von der Hand weisen. Nur: Was bringt die Erkenntnis, wenn man trotzdem nicht weiter kommt? Trotz Trainer-Betreuung?
Faktisch habe ich das Problem dann tatsächlich binnen kürzester Zeit gelöst, indem ich mit mehrgleisig gearbeitet habe:
a) die Leinenführigkeit komplett neu aufbauen und ultra konsequent sein
b) ihn (den Pöbler) körperlich blocken, wenn er trotzdem nach vorne gehen will. Und das wirklich rechtzeitig.
c) jegliches erwünschte Verhalten bei Hundebegegnungen ruhig loben (also mich anschauen, Blick abwenden, usw.)
Witzigerweise habe ich das mit dem Blocken (was ja eine Strafe ist) ein paarmal bei Katzen machen können. Er hatte nach vielleicht 3-4 Katzenbegegnungen eindeutig verstanden, dass er an mir nicht mehr vorbei kommt und - tata! - positiv verstärkt wird, wenn er einfach ruhig vorbei geht und im besten Fall auch mal Blickkontakt sucht.
Nachdem das ein paarmal so gut geklappt hat, trafen wir unerwartet auf einen Hund, richtig blöde Situation - und es war: nichts. Er setzte sich einfach hin und schaute mich an.
Und das nach 11 (!) Jahren massiver Pöbelei.
Das Ganze ist jetzt ein paar Monate her und er hat nicht ein einziges Mal mehr gepöbelt. Der Junghund übrigens auch nicht mehr.
Wobei ich dazu sagen muss, dass ich jetzt nicht unbedingt aktiv Hundebegegnungen forciere, ich laufe schon vorausschauend, schaue, dass Bögen möglich sind und ich die Hunde nicht extra in unangenehme Situationen zwinge.
Aber wenn man doch mal plötzlich nah an einem anderen Hund vorbei muss, klappt es.
Mein Fazit:
Die anderen Methoden, die sicherlich auch gut funktionieren können, haben bei ihm und mir einfach nicht funktioniert. Über klare Regeln (Leinenführigkeit) und ein paar wenige klare, körpersprachliche Ansagen hat er es nach so langer Zeit endlich verstanden. Und ich kam eben damit klar.
Natürlich wäre es mir 100x lieber gewesen, nicht mit Strafe arbeiten zu müssen, und ich habe echt keine Kosten und Mühen gescheut, es anders in den Griff zu bekommen - aber es ging einfach nicht.
(Übrigens, weil das hier ja auch mal Thema war: Er läuft jetzt bei Hundebegegnungen nicht meidend neben mir, sondern eher erwartungsvoll, ob es nicht gleich eine Belohnung oder ein Lob gibt).