Hallo zusammen,
ich bin schon seit einiger Zeit stille Mitleserin in diesem Thread und es baut mich auch sehr auf zu sehen, welche Erfolgserlebnisse ihr bisher verzeichnen konntet. Ich habe das Gefühl, ich werde niemals so weit kommen und bin leider am Verzweifeln. Mein kleiner Benni (Havaneser, fast 6 Monate) kann nicht allein bleiben.
- Vorsicht, sehr langer Text! -
Ich übe schon seitdem ich ihn bekommen habe (er ist mit 10 Wochen bei mir eingezogen). Ich habe aber glaube ich direkt zu Beginn den großen Fehler gemacht und ihn von Anfang an zu lange alleine gelassen. „Lass ihn erstmal 10 Minuten allein, dann kannst du ihn 20 Minuten alleine lassen usw.“ So lange er einen Kauknochen etc. hatte, ging es auch erstmal einigermaßen gut, so richtig entspannt war er nie. Dann bekam ich Corona, musste spontan zum Arzt und hatte keinen der auf ihn aufpassen konnte. Der Arztbesuch hat sich hingezogen, so dass der Kleine mit 14 Wochen ungeplant 1 ½ Stunden allein sein musste und nachdem er kein Interesse mehr an seinem Kauknochen hatte, wahrscheinlich über eine Stunde Todesängste ausstehen musste ☹ Ich konnte zwischendurch ihn mit einer Kamera beobachten und er hat durchgehend gejault, geheult wie ein Wolf und hat panisch nach mir gesucht ☹
Ich glaube, das war der Auslöser für seine panische Angst. Dumm wie ich war, habe ich danach einfach versucht so weiter zu üben und gehofft, er würde sich beim Alleinsein von alleine entspannen. Falsch gedacht, er hatte jedes Mal richtige Panik.
Ich habe das Glück, dass ich dreimal die Woche im Home Office arbeiten kann und ihn die anderen beiden Tage mit ins Büro nehmen kann. Er muss also niemals wirklich lange alleine sein.
Dennoch schränkt es mein Leben total ein, ich habe häufig Bauchschmerzen, mich bringt es manchmal zum Weinen und ich habe Angst, dass ich solange er lebt, so eingeschränkt weiterleben muss.
Ich kann noch nicht einmal einkaufen gehen, auch im Auto kann er nicht alleine bleiben. (Autofahren hasst er übrigens auch). Er hat Angst vor fremden Menschen, also kommt ein Sitter auch nicht in Frage. Lasse ich ihn bei meinem Freund, so verfällt er zwar nicht in absolute Panik, dennoch sucht er dann schon nach mir und heult zwischendurch wie ein Wolf. Er ist absolut auf mich fixiert. In der Wohnung kann ich schonmal den Raum verlassen, aber sobald er mich nicht mehr hört oder ich ihn zu lange alleine lasse, steht er auf und wartet vor der Tür. Sollte ich länger als 3 Minuten nicht bei ihm im Raum sein, und er hört mich nicht mehr, bekommt er auch Panik. Er kommt also nur zur Ruhe, wenn ich mich auch ruhig verhalte.
Am liebsten würde er mich überallhin verfolgen, wartet auch vor der Badezimmertür. Was mich auch richtig belastet ist, wenn ich ihn mit im Büro habe, kann ich noch nicht mal mehr ins Bad gehen. Er schreit sofort auf, sobald ich den Raum verlasse und bellt und heult so lange bis ich wiederkomme. Auch wenn meine Kollegen im Büro sind. Die können ihn aucht nicht beruhigen, da er total verunsichert bei Fremden ist, die bellt er dann an. Das geht natürlich gar nicht, die Bedingung war, dass er nur ins Büro mitdarf, wenn er sich ruhig verfällt und keinen stört.
Also bin ich mittlerweile dazu über gegangen, ihn im Büro mit ins Bad zu nehmen und hoffe jedes Mal, dass keiner es mitbekommt, weil ich nicht will, dass die Leute mich für verrückt halten (Relativ großes Unternehmen, kann und will auch nicht jedem einzelnen erklären, warum ich ihn mitnehme, wobei ich sowieso weiß, dass ich hier bei den meisten nicht auf großes Verständnis stoßen werde – im Familien- und Freundeskreis ist es leider genauso „lass ihn doch einfach mal ne Stunde allein – er wird sich schon dran gewöhnen“ -.-)
Also hab ich mir das Buch „Waldi allein zu Haus“ besorgt und nochmals ganz von vorne angefangen. Leider komme ich hier aber nicht wirklich weiter. Ich übe nun seit drei- vier Wochen mit ihm. An die Schlüsselreize bevor ich weggehe (Schlüssel, Wohnzimmertür zu, Schuhe etc). hat er sich nun ganz gut gewöhnt und gerät nicht mehr in Panik, sobald er diese hört. Nach diesem Buch arbeitet man ja mit einem gefüllten Kong, geht nach ner Zeit wieder rein und nimmt ihn diesen wieder weg (Gegenkonditionierung). So weit so gut. Klappt auch bei sehr kurzen Zeiträumen (bis 90 Sekunden). Aber sobald er das Interesse am Kong verliert (Benni ist kein sehr verfressener Hund) springt er auf und läuft zur Wohnzimmertür (er wird nur im Wohnzimmer gelassen). Hier komme ich einfach nicht weiter und es ist zum Verzweifeln. Ich versuche drei bis fünfmal am Tag ihn jeweils drei bis fünfmal für kurze Zeiträume alleine zu lassen (wie im Buch beschrieben). Dies klappt aber auch nur an Home Office Tagen….
Ich habe zusätzlich ein Thunder-Shirt und ein Relaxopet besorgt, den Relaxopet habe ich auch über Wochen konditioniert und nutze ich immer noch in entspannten Situationen. Beim Alleinbleiben hilft es allerdings nicht so wirklich…Bachblüten und CBD-Tropfen auch schon probiert…leider auch kein Erfolg.
Selbst, wenn er das Interesse am Kong nicht verlieren würde, irgendwann ist dieser dann doch leer, so wie ich ihn kenne, bleibt er dann nicht liegen, sondern würde wieder nach mir suchen….
Ich bin auch seit Anfang an mit ihm zur Hundeschule gegangen. Meine Trainerin meinte für das ständige Hinterherlaufen in der Wohnung soll ich einfach nur durch meine Wohnung laufen, bis ihm das zu doof wird und er von alleine liegenbleibt…klappt auch eher nicht. Meist bleibt er kurz liegen, aber dann steht er doch wieder auf, um nach mir zu schauen.
Für das Alleinebleiben hat sie mir eine Box empfohlen, diese habe ich über mehrere Wochen positiv aufgebaut, er legt sich auch mal von alleine rein, aber sobald er „eingesperrt“ wird ist er sofort unentspannt und steht auf. Auch wenn ich direkt daneben sitze und er einen Kong bekommt. Klappt also auch nicht wirklich.
Generell ist es so, dass er gerne „hin und her wandert“, also sich von seinen Körbchen dann mal in die Box legt, dann wieder ins Körbchen, dann wieder vor die Couch etc…also er schläft nie lange auf einem Platz….deswegen finde ich einsperren auch nicht schön für ihn.
Ich habe auch in Zukunft nicht vor, in lange Zeit alleine zu lassen, aber so 2-3 Stunden wären schon toll, sodass ich mal zum Sport gehen kann, ins Kino etc….
Hätte ich vorher gewusst, wie sehr mich das Leben mit dem Hund einschränkt, hätte ich es mir wirklich zweimal überlegt…versteht mich nicht falsch, ich liebe diesen Hund und möchte ihn nicht mehr missen, aber so ist es momentan absolut nicht mehr lebenswert…. ☹
Sorry für diesen überaus langen Text, ich wollte nur so genau wie möglich von meinem Problem berichten, um eine bestmögliche Hilfe zu bekommen…ich weiß einfach nicht mehr weiter…muss aber auch dazu sagen, dass ich leider auch nicht die geduldigste Person bin und schnell gefrustet bin, wenn sich keine Erfolge einstellen…also leider keine gute Kombi für dieses langfristige Problem….