Es ist tatsächlich wohl einfach der „Normalitätsbegriff“, an dem es für mich krankt und der sehr geprägt wird von den eigenen Bedürfnissen und Erwartungen. Wenn man einfach mal dem Gedanken Raum lässt, dass die eigene Normalität nicht die Anderer sein muss, dann wäre, glaube ich, schon ganz viel Diskussionspotenzial weg.
Das Hundeleben, das wir hier heute für „normal“ halten, ist an sich begrenzt auf einen recht engen Zeitraum innerhalb unserer Kultur. Und umfasst gar nicht mal alle Einsatzhunde, die wirklich einen Job haben, die es hier auch gibt. Und auch unsere „Normalität“ verändert sich laufend - ich wohne seit 32 Jahren im selben Haus im Dörfchen und der Hundealltag hat sich drastisch verändert. Die Rassevielfalt beim „Alltagsbegleiter“ hat zugenommen und die Spannbreite an möglichen Herkünften der Hunde. So dass zeitgleich zur beständigen Veränderung auch Hunde aus Rassen dazu kommen, die an sich nicht zum Alltagsbegleiter geschaffen sind und Hunde mit einer anderen Herkunft als der hier Gewohnten. Und Schönheitszucht halt weniger Wert auf funktionierende Nervenkostüm legt. Und auch das wird zunehmend „normal.“
Die Wurzel dafür, dass wirklich etwas „falsch laufen“ kann, liegt für mich eher in genau den Erwartungen: Dass ein Halter seinen Hund strikt anhand seiner Erwartungen an ihn führt und nicht guckt, was der Hund braucht. Und wenn das halt was Anderes ist als das ein- bis zweistündige entspannte Gassi, dass er ihm das Ganze gibt. Und das, was der „normale Alltag“ sein soll, mit ihm auch trainiert. Und zwar anhand dessen, was Verfassung und Ausbildungsstand des Hunds gerade hergeben.
Beim optimal geprägtem gut gezogenem Begleithund in der genau für ihn passenden Umgebung entfällt da sicher Einiges an Aufwand für den Halter. Nur machen diese Hunde halt nicht das Gesamte der Realität aus