Hallo zusammen,
wie in der Vorstellung geschrieben besitzen wir seit Oktober 21 einen 9 jährigen, kastrierten Cocker-Spaniel-Rüden.
Eine Trainerin begleitet uns seit November und bisher auch recht erfolgreich. Die im Titel genannten Probleme haben wir bisher nur gestreift, weil sie ganz ok händelbar sind (wichtiger war uns das friedliche Geschirr anziehen, nicht mehr an der Leine durch die Prärie gezogen werden und das nicht-anpöbeln anderer Hunde beim Gassi gehen). Sie werden definitiv in einem der nächsten Termine angegangen, so lange wollten wir uns aber noch ein bisschen zusätzlichen Input holen.
Freddie ist unser erster Hund (wir sind beide in der Familie mit Hunden aufgewachsen) und die meiste Zeit ein Sonnenschein. Er ist absolut lernbegierig und bereit alles, was er in jungen Jahren mal gelernt hat, aus einen grauen Zellen auszugraben. Als Junghund gab es eine Jagdhundeausbildung, vor ungefähr fünf Jahren verlor sein Vorbesitzer allerdings wohl völlig das Interesse und er war mehr oder weniger sich selbst überlassen. Er verwuchs zu einer einzigen Filzplatte, weil keinerlei Fellpflege mehr betrieben wurde und neben Fressen gab es als Aufmerksamkeit noch gelegentlich Schläge. Letztlich wurde er vom Tierschutz eingesammelt, konnte sich nach dem Scheren (da war nichts mehr mit Kämmen oder Trimmen - er bestand nur noch auch verfilzten Fellflächen) erstmals wieder überhaupt vernünftig bewegen und hat mit seinem entzückenden Schnauzbart sofort unser Herz gewonnen. Also zog er ein. Dass er Ressourcen nicht gerne teilt und Fellpflege nicht mehr toll findet war uns bekannt.
Anfangs ging er tatsächlich zügig nach vorne und hat abgeschnappt, wenn ihm was nicht gepasst hat. Fühlt er sich jetzt unwohl deutet er das immerhin schon mit Knurren an.
Bei der Fellpflege hat er tatsächlich schnell große Fortschritte gemacht: Bürsten, Kämmen und Trimmmesser sind am Körper, Kopf und an den Ohren an den meisten Tagen kein Problem mehr. Jedoch bei den Beinen und Pfoten stresst es ihn massiv.
Anfangs durfte man diese nicht anfassen, mittlerweile kann man sie auf jeden Fall anfassen und auch mal kurz festhalten. Danach merkt man aber, dass er erstmal den Stress abbauen muss (Bewegung). Es kommt da natürlich gelegentlich wieder zum Knurren, wenn man den Moment des Loslassens verpasst. Bisher halten wir da inne und gehen einen Schritt zurück, bis er sich beruhigt hat (knurrt beim festhalten, Griff lockern aber Berührung beibehalten) - klappt meistens, danach ist aber aufhören angesagt (Stichwort Stressabbau).
Hat er aber nen guten Tag, kann man wirklich festhalten und auch mal mit der Schere ran, um die Haare, die zwischen den Ballen rauswachsen, zu kürzen. Allerdings ist er so furchtbar kitzlig - da gibts wahrscheinlich kein Rezept dagegen? Er versucht dann wirklich artig stillzuhalten, aber zuckt natürlich trotzdem, dann hat man wieder Angst ihn mit der Schere zu zwicken und setzt gefühlt 30x neu an und hat am Ende ein Fitzelchen Haare weg Aber wahrscheinlich spielt da einfach die Zeit für uns... oder eher hoffentlich?
Die Schere stresst ihn grundsätzlich von allen Fellpflegeutensilien am meisten. Erträgt er aber am Rest des Körpers (sprich Kopf - woanders wars bisher nicht notwendig) zumindest ein paar Mal, bevor er sich wieder bewegen muss.
Warum nicht einfach zum Groomer, der sich mit sowas auskennt? Zum einen hatte ich dazu noch nicht den Mut, weil er es zu Hause ja wirklich brav erträgt und ich (vielleicht auch zu Unrecht) eine Verschlechterung befürchte, wenn ich ihn irgendwo abgebe, zum anderen - siehe der nächste Absatz
Freddie wurde uns als großartiger Autofahrer vorgestellt. Ist er auch. Wenn er mal drin ist
Er ist zu klein/kurzbeinig/alt um selbst rein und rauszuspringen. Er hat zu viele schlechte Erfahrungen gemacht, um sich freiwillig hochheben zu lassen (es geht, mit MK, aber macht wenig Freude weil er auf 180 ist und ich einen Hörsturz habe, bis man losfährt). Er hat absolut keine Geduld mit der besorgten Rampe ein/auszusteigen. Das Problem gibt es also in beide Richtungen. Die Rampen haben wir im Haus an der Treppe aufgebaut und geübt. Da funktioniert es auch tadellos. Am Auto kann man es genau 2x üben, dann will er losfahren. Jetzt. Gleich. Warum sitzt du noch nicht am Steuer? Andererseits fühlt er sich im Kofferraum dann auch wieder bedrängt - er kann ja nicht weg, von hinten kommt der Mensch, da kann er auch nicht hin. Rückbank fällt aus, weil es da mit der Rampe nicht klappt und hochheben - ja, genau.
Ist auch ein Thema was wir mit der HT angehen werden - aber erst wenn es auch wieder halbwegs hell ist zu unseren Trainingszeiten.
Vielleicht gibt es auch dazu Ideen, was man im Vorfeld unterstützend üben kann?
Da ich ihn halt in dieser Laune (weil ein- und aussteigen gleichermaßen stressig für ihn sind) nicht bei einem Groomer abgeben will, übe ich das aktuell selbst.
Und das letzte Thema: Ressourcen
Dinge als Ressourcen klappen mittlerweile recht gut im Tausch gegen Leberwurst. Beim Füttern nah an ihm vorbei gehen war nie problematisch, in den Napf würde ich ihm jetzt nicht fassen, den Anspruch habe ich nicht. "Pfui" in Sachen "draußen Zeug liegen lassen" klappt mittlerweile hervorragend. Aber Mensch als Ressource müssen wir noch angehen - momentan vermeiden wir das einfach.
Er darf nicht mehr im Schlafzimmer übernachten, weil er da meinen Freund verbellt, wenn der später ins Bett geht. Hat er ohne Probleme sofort akzeptiert und pennt im Wohn- oder Esszimmer im EG. Da gibts auch keine Probleme wenn man unerwartet mal vorbei kommt.
Sofa war von Anfang an tabu (akzeptiert er auch, solange jemand zu Hause ist - wenn er sich unbeobachtet fühlt, kann es sein, dass er mal ein paar Stunden drauf pennt, damit haben wir aber grundsätzlich kein Problem), denn da ist es uns mit der Thematik zu heikel.
Er ist eher der Kontaktlieger und mäßiger Kuschler. Dazu laden wir ihn ein, wenn man am Boden vorm Sofa sitzt. Da legt er sich dann auch hin und schnarcht vor sich hin.
Haben wir gerade diese Situation und mein Freund kommt ins Wohnzimmer, geht sofort das Verbellen los (der muss noch nichtmal zu uns wollen). Das steigert sind in Sekunden in Gewinsel, er ist gestresst, läuft zu meinem Freund, ist von der Rolle, wirft sich auf den Rücken, beruhigt sich irgendwann und ist dann wieder im Normalmodus.
Diese Situation versuchen wir aktuell zu vermeiden (wird mit HT ebenfalls noch besprochen), denn sie tritt ausschließlich in diesen Situationen auf: Schläft nachts im Schlafzimmer (ist ja mittlerweile gestrichen) / Kontaktliegen bzw. Kuscheln am Boden (hier teilt uns mein Freund normal vorab mit, dass er jetzt dann reinkommt, dann schicke ich Freddie ins Bett, Freund wartet noch ein wenig, damit Freddie das wegschicken nicht mit Freund verknüpft, ich stehe auf und mache was anderes, Freund kommt rein - sitzt Freund hinter uns am Sofa und bleibt da, ist übrigens alles schick )
Sein grundsätzlicher Tagesablauf, falls das noch interessant wäre:
Grundsätzlich ist mein Freund bis auf 1 Tag pro Woche im HO. An dem einen soll Freddie, wenn die Autoproblematik behoben ist, darf er gerne mit mir ins Büro. Er bleibt aber problemlos alleine und verpennt den einen Arbeitstag (wir haben eine Kamera). Er geht morgens früh kurz in den Garten, danach 30-40 Minuten spazieren. Mittags geht er meistens mit meinem Freund nochmal in den Garten und darf Suchspiele machen. Abends nochmal eine Gassirunde 30-60 Minuten (je nach Wetterlage). Je nachdem gibts danach noch ein bisschen Training, was nicht den Spaziergang betrifft oder ein Ballspiel im Garten (das beschränkt sich aber auf maximal 3-4 x Ball werfen und bringen). Am Wochenende lege ich die Fellpflege vor den morgendlichen Spaziergang, da klappt es am besten.
Wahrscheinlich habe ich jetzt noch 3/4 vergessen und wer sich bis hierher durchgekämpft hat und noch Fragen hat - gerne her damit. Wer Antworten hat, gerne auch her damit