Halli hallo, in den vergangenen Wochen war ich schon öfter mal hier unterwegs und konnte mir den ein oder anderen Tipp holen, aber heute ist mir ein bisschen der Geduldsfaden geplatzt und die Forumsuche hat mir bei meinem konkreten Fall dann nicht mehr weiter geholfen. Daher hab ich mir jetzt auch ein Konto angelegt und muss mal in die Tasten hauen. Bitte entschuldigt, dass es etwas länger wird, aber ich möchte einfach so viele Informationen wie nur möglich teilen.
Ich habe seit kurz vor Weihnachten eine mittlerweile 1 Jahr und 3 Monate alte Mischlingshündin aus dem Tierschutz, konkretere Rassen unbekannt. Sie ist gute 35cm hoch und in 90 % der Zeit ein Engel - wenn man bedenkt, dass sie bis vor einigen Monaten noch auf der Straße gelebt hat ist das sowieso sehr erfreulich. Wir gehen nun auch seit Mitte Januar mit ihr in die Hundeschule und sie ist (vor allem wenns um Futter geht) sehr lernfreudig und super schnell darin, neue Dinge zu verstehen. Soweit so gut.
Nun gibt es allerdings auch diese 10 % in denen ist sie ein richtiger Stinkstiefel und dabei meistens beim Spaziergang. Gezeigt hat sich das heute wieder und den heutigen Spaziergang möchte ich mal direkt als konkretes Beispiel nehmen: Wir haben schönes Wetter und ich dachte mir, ich mache mittags eine etwas längere Runde mit ihr und lasse sie auch ein bisschen an der Schleppleine laufen. Wir wohnen in einer größeren Stadt, haben aber nur gut 200m zu einem großen Park, in dem wir unterschiedliche Routen gehen können. Auf dem Weg zum Park war alles noch gut. Sie geht oft noch vor und zieht hier und da, aber sie war allgemein sehr ruhig. Kaum waren wir im Park angekommen, ging es aber auch schon los: Auf einmal war sie über alle Berge hinweg erregt und fing an in die Leine zu beißen. Sie wedelt dann ganz freudig mit dem Schwanz, knurrt und fiept - und zerrt. Für mich ist es eigentlich sehr eindeutig, dass sie spielen möchte. Aber ich möchte das logischerweise nicht, zumindest nicht so. Unsere Trainerin aus der Hundeschule (wo sie dieses Verhalten bisher natürlich nie gezeigt hat), meinte, wir sollten sie versuchen auf etwas anderes abzulenken und/oder ihre Erregung runterzufahren. Gemäß dieser Tipps habe ich dann versucht, ihr zunächst eine Alternative zu bieten. Sie liebt Stöckchen (mehr als ihr eigenes Spielzeug), also habe ich ihr den erstbesten Stock hingehalten, etwas gewedelt und dann ein paar Meter weggeworfen. Sie rennt fröhlich hinterher, hängt aber 10 Sekunden später wieder an der Leine. Dann probiere ich es mit Kommandos. Sobald ich Sitz, Platz, Pfote, etc. mit ihr mache, ist sie voll dabei und ihre Aufmerksamkeit bei mir. Sie freut sich die Kommandos auszuführen, aber danach gehts zurück an die Beißerei. Ein Tipp von der Trainerin war außerdem, ihre Aufmerksamkeit zu bekommen und dann einfach 5-10 kleine Leckerlis auf den Boden zu werfen, sodass sie mit suchen und schnüffeln beschäftigt ist und runterkommen kann. Soweit so gut, doch nach einer halben Minute hängt sie wieder an der Leine und zerrt. Zu guter Letzt habe ich noch das typische Ignorieren probiert - aber egal, so lang eine Art Widerstand da ist, zerrt sie weiter. Und ultimativ habe ich dann nach 200m und als die Straßen weit genug weg waren, die Leine auch einfach mal fallen lassen. Joa, was soll ich sagen, dann hat sie sich die Leine halt komplett geschnappt und ist fröhlich umher gelaufen. Erst als ein anderer Hund kam, war sie kurz abgelenkt - danach ging es weiter. Ich war nach 15 Minuten echt genervt von der Situation, hab mich auf die nächste Bank gehockt und sie einfach weitermachen lassen. Ich war einfach mit meinem Latein am Ende. Irgendwann schien es keinen Spaß mehr zu machen und dann konnten wir weiter. Den restlichen Spaziergang über war dann Ruhe.
So, das also mal als konkretes Beispiel. Das passiert aber nicht immer am Anfang, wenn wir den Park betreten. Das kommt gut und gerne auch mal erst nach 20 Minuten vor. Manchmal passiert es mehrmals am Tag und mehrmals während den Spaziergängen, manchmal auch ein paar Tage am Stück gar nicht. Manchmal mit der normalen 2m-Leine, manchmal mit der 10m-Schleppleine. Manchmal macht sie es einmal für 10 Sekunden, dann wieder wie heute 15 Minuten am Stück. Ich habe versucht, eine Ursprungshandlung oder konkreten Trigger ausfindig zu machen, aber einen für mich offensichtlichen gibt es einfach nicht. Sie legt einfach los, wenn ihr danach ist.
Folgende zwei Herangehensweisen habe ich noch:
1. Ausgeben. Daheim funktioniert das schon recht gut und sie hört auf das "Aus". Draußen bedeutet "Aus" allerdings nichts für sie. Weder bei der Entenscheiße, die sie so sehr liebt, noch bei der Leine. Da arbeite ich natürlich weiter dran, aber bisher sehe ich einfach keine Erfolge und das macht es mir verdammt schwer, motiviert zu bleiben.
2. Leine "bearbeiten". Ich möchte eigentlich nur ungern die Leinen mit Pfeffer oder Zitronensaft einreiben (was ich mittlerweile schon öfter gelesen habe), aber ich habe so langsam das Gefühl, dass mir nur noch das bleibt. Ich habe auch irgendwo schon gelesen, dass man einfach ein Metallhalsband zwischen Leine und Geschirr packen soll, damit das Beißen keinen Spaß mehr macht. Problematisch ist da nur, dass ihr das egal ist und sie dann einfach weiter oben reinbeißt.
Ich weiß, dass sie gerade in einem schwierigen Alter ist und noch dazu auch noch gar nicht so lange bei mir ist, jedoch möchte ich dieses Thema nicht lange liegen lassen, damit sie sich nicht irgendwann sogar denkt "Ahjo, ist ja vollkommen ok, wenn ich da reinbeiße und spiele, sagt ja niemand was." Ich bin außerdem ein riesen Fan von Bestärkung statt Bestrafung. Und ich lobe sie auch immer ganz viel mit Leckerli, wenn sie gut mitgeht. Aber scheinbar ist das noch nicht durchgedrungen, dass Leine beißen blöd ist. Mache ich evtl. auch irgendwas grob falsch und sie macht es deswegen immer so gern? Hat vielleicht auch jemand Ideen, was Trigger sein könnten, die mir vielleicht gar nicht so offensichtlich sind und auf die ich noch achten könnte?
Hat allgemein jemand Tipps oder kann Erfahrungen teilen?