So, ich nochmal, ich konnte Montag abends nicht mehr so viel und auch nicht mehr wirklich struktiert schreiben. Zwangsläufig hab ich mich in den letzten Monaten viel mit Atopie und deren Begleiterscheinungen auseinandergesetzt. Ich bin dann schon auch so eine, die sich Vetmed-Doktorarbeiten in ganzer Länge reinzieht.
Mein betroffener Bub wird jetzt bald zwei Jahre alt. Er ist das sechste "Modell" der selben Rasse und der erste, bei dem Hautprobleme auftreten, ich kannte das vorher gar nicht. Statistisch gesehen haben 15% der Hunde eine Atopie (natürlich in unterschiedlichen Ausprägungsgraden), statistisch war ich wohl mit dem sechsten mal fällig... Das Kerlchen kommt aus wirklich guter und transparenter FCI-Zucht, seine Züchterin ist da auch sehr bei uns und eine große Stütze in punkto Ursachenrecherche. Atopie ist in der Regel tatsächlich eine ursächlich genetische und durchaus recht stringent vererbte Sache. Nun hat da aber niemand in der Verwandtschaft irgendwas in Richtung Hautirritation, ich kenne die Eltern und drei der vier Großeltern und dank der Transparenz haben wir auch guten Kontakt zu den Geschwistern. Mein Bub ist ein Einzelfall. Mutation. Alien. Montagsauto bzw. -hund. Ich liebe ihn trotzdem, er ist ein toller Kerl.
Der ganze Hauthorror ging ganz leise und verhalten mit Akne umme Schnüt los (der allererste kurzfristige Schub war mit 4 Wochen - das war ganz wichtig, weil man in dem Alter sämtliche bis dato verspeisten Futterkomponenten noch supergut nachvollziehen kann). Das war nicht wirklich schlimm, meist gar nicht zu sehen und jeder hat das als juvenile Akne eingestuft. Geht von selber weg, je weniger Hype, desto sinnvoller. Mit 7 Monaten kam das Malassezienohr. Eines. Da hab ich mir auch nicht viel gedacht, das eine Ohr hatten bislang alle vier Buben einmal im Alter zwischen 7 und 10 Monaten, einmal behandelt und es kam nie wieder. Die Mädels hatten das übrigens nie. Tja, und mit 9 Monaten ist alles schlagartig explodiert. Blutige Lefzenakne, richtig heftige Ohren und Pfotendermatitis vom allerfeinsten. Mir war ganz schnell klar, dass das nix Juveniles ist, das mal einfach so wieder weggeht...
Auf Empfehlung kamen wir dann bei einem Dermatologen mit durchaus einigem an Fahrstrecke an, den ich an sich gut finde. Mit dem haben wir die ganzen - ich nenn es mal - Vorarbeiten wie Test, Edelstahl- und Parasitenausschluß etc. durch. Als es dem Bub dann letzten Sommer schlagartig so richtig dreckig ging, hat er zusammen mit unserer Ernährungsberaterin in punkto "frisch und selber zusammengestellt" einen tollen Plan erarbeitet. Abfangen mit Prednisolon, genau datiertes Ausschleichen des selbigen, parallel dazu Eliminationsdiät mit unbekannter Proteinquelle (für genau den hypothetischen Fall gab es bei uns über Jahre nie Pferd) mit punktgenauer Provokation. Ausgelegt auf 8 Wochen. Wir sind in Woche 1 schon komplett mit dem Pferd abgesoffen, das war der Supergau. Wenn man sich im Nachhinein tiefergehend damit beschäftigt, war das eigentlich kein wirkliches Wunder, Pferdefleisch hat unter dem Bruchstrich einfach die meisten Histamine... Wir mussten das Pferd ganz flott gegen Fisch austauschen. Fisch ist total fein für den Bub. Aber Fisch bringt auch in großer Menge nicht wirklich viel Fett an den heranwachsenden und bewegungsaktiven Hund. Wir haben dann mit Rind provoziert. Hund war weniger klapprig, Haut auch erst mal fein, aber die reagiert ja auch immer zeitverzögert. Kurz darauf Schnautze, Ohr, Pfoten - und erste kahle Hautstellen an der Hinterhand.
Die Haut ist ein Auf und Ab, wobei Auf richtig prima klingt, so richtig hoch kommen wir nicht - zumindest nicht länger als zwei oder drei Wochen. Ganz schlimm sind die Rattenschwänze. Der Bub kann in schlimmen Phasen kaum mehr schlafen, er ist auf der Juckreizskala (ja, die gibt es hochoffiziell) dann auch mal bei 8. Er will nicht mehr raus. Er ist ein altersgemäß eigentlich extrem energiegeladener Kerl, wenn die Pfoten schlimm sind, kann er nach 5 Minuten toben nicht mehr laufen und er ist dann auch psychisch nur noch ein Haufen Elend. Mir bricht das immer das Herz.
Zumindest bisserl hilft bei den akuten Sekundärsymptomen mit Mallassezien der gute alte Apfelessig, einen autobiomgestörten Hund darf und soll man auch mal mit entsprechendem Shampoo duschen, selbst wasserscheue Hexen des Ostens (oder wie war das im "Wizard of Oz"?) schmelzen dann nicht, sondern sind hinterher echt glücklich. Wie schon geschrieben hat bei uns die Darmsanierung auch einiges besser gemacht, da bleiben wir auch dran. Nachdem das Kerlchen jetzt auch noch multiresistente Keime im explodierenden Ohr hatte, ist das Sanierte mit den Nischen-Antibiotika natürlich wieder beim Teufel, aber es schadet nie, den Darm trotzdem fein zu halten.
Nun ist das Frauchen des Papas meines älteren Bubs Humandermatologin und zudem eine mir ganz liebe Freundin. Sie hilft uns oft sehr, hält uns auf dem neuesten Stand der Vetmed-Medikamentionsmöglichkeiten und recherchiert für uns auch vetmed-dermatologische Kliniken, die nicht mehr auf der altquietschenden Prednisolon-Kutsche daherrattern. Nachdem ich inzwischen zu viele Hunde mit fürchterlichen Cortison-Nebenwirkungen und teilweise auch fatalem Nichtmehransprechen erlebt habe, ist das nicht unser bevorzugtes Fortbewegungsmittel. Am 1. März haben wir in einer solchen Klinik einen Termin, ich berichte hinterher gerne darüber.
Ganz liebe Grüße
Inida