Also ganz vorne weg nochmal herzlichen Dank für eure zahlreichen Antworten und Tipps. Ich versuche mal auf einige Punkte konkreter einzugehen. Wer das Gefühl hat, übergangen zu werden, dann mache ich das sicherlich nicht mit Absicht. Meldet euch einfach nochmal kurz.
Kurz und knapp, wie wäre es mit einen Dogsharing Modell mit Deinen Eltern, die Ruby ja auch kennen und mögen?
Ich hätte vielleicht eingangs erwähnen sollen, dass meine Eltern noch im Verlauf dieses Jahres für den Ruhestand in die alte Heimat meiner Mutter ziehen, ca. 2,5h von hier weg. Deswegen ist die dauerhafte und auch die teilweise Abgabe für mich keine Option. Aber danke für die Idee.
Zu guter Letzt Worte die keiner gerne hört aber nunmal dazu gehören. Ja Du warst naiv. Direktimport eines Auslandshundes der von der Strasse kam, als Ersthund. Ganz ehrlich, sei froh dass es so "gut" läuft wie es läuft! Der Preis für diese blauäugige Entscheidung ist hoch wie du jetzt selbst merkst. Nein, das lässt sich auch nicht schön reden. Vorherige Recherche ist fein, aber der gesunde Menschenverstand hätte einem schon einflüstern sollen dass da was im Argen ist.
Das schwierige ist: Mein Menschenverstand hat nichts dagegen gesagt, da ich im privaten Umfeld fast nur Direktimporte aus dem Ausland kenne, darunter auch unser früherer Hund. Und ich möchte nicht mal sagen, dass die alle immer perfekt sind/waren, jeder einzelne hat eine Macke, aber nie war die Macke ein Problem fürs Zusammenleben. Der Hund meiner Tante schläft nur in diesem einen Bett - na gut, dann wird das 1,5m-Durchmesser-Teil halt überall mit hingeschleppt. Der Hund meiner Oma hat Angst vor Mülltonnen - na gut, da wird dann halt ein großer Bogen drum gemacht. Trotzdem können beide Hunde Auto fahren, alleine bleiben und gehen entspannt an der Leine mit (so lang halt keine Mülltonnen rumstehen). Auch mit Oma und Tante habe ich mich natürlich unterhalten und es heißt oft einfach "Naja, Ruby braucht einfach noch ein bisschen". Wenn ich aber frage, wie lange es bei Balu und Jojo gedauert hat, wollen sie mir die Antwort fast nicht geben und nuscheln ein "Das waren nur ein paar Wochen, höchstens 3 Monate". Auf der anderen Seite hat eine Freundin von mir den absolut unerzogensten Hund überhaupt - einer vom Züchter. Da liegt dann viel auch an meiner Freundin (schlechte Sozialisierung, keine Hundeschule weil "das schaffe ich schon alleine" und und und). Aber worauf ich hinaus möchte: Aufgrund meiner subjektiven Betrachtung gab es keinen Grund dafür, mir nicht einen Hund aus dem Ausland zu holen. Ich habe mich ja auch schon im Vorfeld informiert, auch hier im Forum immer wieder gelesen. Ich hatte einfach ein gutes Gefühl dabei. Scheinbar hat mich mein Gefühl aber betrogen. Im Nachgang ist man immer schlauer.
Wie entspannt ist sie denn mittlerweile im Auto? Würde es ggf gehen sie momentan beim fix einkaufen, Arztbesuchen oÄ dort zu parken?
Ich sehe gerade, dass ich auf das Thema Auto im ersten Post gar nicht mehr weiter eingegangen bin. Autofahren ist nach wie vor problematisch. Sie speichelt viel, zittert und kommt nicht so recht zur Ruhe. Auch das übe ich. Gehen hin und wieder am Auto vorbei, warten hin und wieder am Auto, manchmal mache ich die Türen auf und bleibe daneben mit ihr stehen. Das funktioniert mittlerweile auch alles gut und ohne Panik. Sobald ich sie dann aber in die Box im Kofferraum oder auf ihren Sitz am Beifahrersitz (habe da so einen Hundeautositz mit Gurt geholt) hebe (sie ist etwas kleiner), geht alles los, auch wenn der Motor noch nicht mal an ist. Das längste ohne Panik/Stress waren 3 Minuten. Dann wurde sie aber recht ungeduldig und es hat so gewirkt als würde sie drauf warten, dass gleich was passiert. Was zum Kauen zum Runterkommen nimmt sie im Auto gar nicht an - und dabei ist sie sonst bei solchen Sachen sehr gierig.
Irgendwann war sie dann soweit, dass sie ohne Zug so in meiner Nähe war, dass ich auch bei Fuß trainieren konnte. Nie, nie hätte ich damals gedacht, dass ich einen Hund haben würde, der an der lockeren Leine neben mir läuft
Danke für deine Idee mit dem Zuggeschirr und dem Hüftgurt! Ich werde mir das vielleicht mal anschauen. Das komische ist (und daher habe ich mir genau dieses Zitat nochmal rausgepickt), mit Ruby kann man Fuß üben. Wenn sie beim Spaziergang mal Fokus auf mich hat, macht sie alles, was man von ihr will. Sitz, sitzen bleiben, Fuß gehen und Rückruf (an der Schlepp). Aber größtenteils läuft sie halt wie so eine Irre hin und her und geht auch ihrem Jagdtrieb nach (so gut das an einer Leine halt geht). Andere Hunde werden angepöbelt, angebellt, angeknurrt - egal ob uns ein aufmüpfiger kleiner oder ein chilliger großer Hund entgegen kommt.
Kurze Bearbeitung: Mir wäre auch nicht wichtig, dass sie z.B. an jedem Hund einfach desinteressiert vorbei geht. Sofern das für den anderen Besitzer ok ist, sollen sie sich halt kurz beschnuppern und sich "austauschen". Sie fängt halt sofort an zu ziehen, sobald sie einen Hund sieht, will immer hin und wenn wir ganz nah sind, wird gebellt und geknurrt. Andere Halter finden das dann natürlich nicht toll und wollen die Hunde meist gar nicht mal zusammen lassen (was ich vollkommen verstehe).
Ich würde auch versuchen deine Eltern als Unterstützung zu nehmen, dass sie zb auch in deiner Wohnung Mal auf den Hund aufpassen. Vielleicht klappt das besser, als sie abzugeben oder deine Eltern holen sie ab und nicht „du verlässt sie“
Danke für die beiden konkreten Ideen, das werde ich so mal probieren.
Was ist das denn für eine Rasse bzw. Mischling?
Ich hatte eingangs geschrieben, dass man in ihr einen Terrier-Mix vermutet. Ich möchte hier kein Foto posten, aber wenn ich sie beschreiben müsste: Größe und Statur wie ein Jack Russel, Fell (Farbe & Struktur) wie ein Cairn Terrier, aber dann noch ein Ringelschwanz.
Du hast sehr hohe Ansprüche an die Hundehaltung. Dein Gassi-Umfeld klingt auch sehr aufregend. Ich denke, Du hast dafür schlicht den falschen Hund.
Ich kann weder raus aufs Land ziehen (dabei wohne ich sowieso schon ruhig am Stadtrand mit Minigarten und Wald nebenan) oder allgemein mein Leben noch groß anpassen (außer dem, was ich sowieso schon getan habe und mich dadurch tagtäglich selber damit einschränke). Ich kann das sonst schon minimale Programm noch weiter runter fahren. Ja, ich gehe eine längere Runde mit ihr am Tag, aber immer zur gleichen Uhrzeit, immer die gleiche Strecke hin und zurück, langsam aufgebaut (am Anfang waren es 10 Minuten, erst nach 3 Monaten habe ich mich getraut, die Zeit zu verlängern). Und sie ist auch laut allen drei Trainern nicht gestresst oder ängstlich. Sie ist einfach nur wild und hat Flausen im Kopf. 2x Lösen tut sie sich mittags und abends im Garten oder in der Arbeit auf einer 3qm Grünfläche vor dem Bürogebäude. Ja, ich übe Leinenführigkeit, Alleine bleiben und Autofahren - aber seit 9 Monaten jedes Thema nur 5-10 Minuten pro Woche und nicht täglich eine halbe Stunde. Ja, sie kommt ein paar mal pro Woche mit in die Arbeit und auch das könnte Stress bedeuten - aber nein, sie liebt es. Sie freut sich schon morgens, wenn ich ihr das Halsband umlege (Halsband = Arbeit, Geschirr = Gassi), begrüßt jeden im Büro und holt sich ihre Streicheleinheiten ab und chillt dann den ganzen Tag neben meinem Schreibtisch. Ich weiß, dass es Punkte gibt, an denen ich nicht anders kann. Z.B. eben Einkaufen gehen. Das muss nun mal 1x die Woche gemacht werden und das bedeutet dann wieder Stress für sie. Aber das Thema hätte ich mit egal welchem anderen Hund auch haben können. Was wäre also dann der richtige Hund für mich, wenn sie falsch ist? Oder hätte ich mir einfach keinen Hund holen dürfen?
Ich will dir mit meiner Geschichte einfach etwas Mut machen.
Der Weg mit einem Auslandshund (und jedem anderen Hund auch) kann manchmal wirklich hart sein. Man muss vor allem als Anfänger viel an sich selbst arbeiten und viel dazu lernen, aber das ist es sowas von wert!
Vielleicht kannst du schreiben von wo du bist und jemand kann dir einen guten Trainer in deiner Umgebung empfehlen, damit du wieder etwas Mut schöpfen kannst
Vielen Dank für deine lieben Worte, du hast mir echt etwas Mut gemacht! Wenn ich deine Geschichte so lese, dann klingt das ja so, als sei wirklich noch nicht alles verloren und es kann sich noch bessern.
Ort möchte ich nicht nennen, ich bin lieber anonym im Netz unterwegs, aber danke dir trotzdem :)