Ich muss gestehen, ich habe jetzt nicht alle Beiträge gelesen.
Aber ich habe leider schon etwas ähnliches erlebt.
Ich war mit meinen Mädels an der Leine spazieren, als ein deutlich kleinerer Hund (rund 10 bis 12 kg) zu uns gerannt kam.
Man muss dazu sagen, dass die Mädels diesen Hund schon etwas aufgeschrieben hatten, weil der immer an der Leine giftet.
An diesem Tag kam alles doofe zusammen.
Ich erhielt gerade einen wichtigen Anruf von der Arbeit, war dadurch abgelenkt.
Der Boden war schmierig vom Regen.
Der Hund kam auf uns zu, die Mädels haben kurz an der Leine gezogen, ich bin auf dem Boden ausgerutscht.
Die Mädels hatten keinen Maulkorb drauf, da sie bis dahin noch nie gebissen hatten.
Arielle hatte zu dem Zeitpunkt manchmal etwas Ärger und hat bei Runden zusammen mit anderen Hunden Mauli getragen, damit ich sie entspannt frei mit laufen lassen konnte. Aber wenn ich allein unterwegs war, hatte sie keinen Mauli drauf. Ich wollte eh nur kurz Gassi an der Leine. Und wie gesagt, sie hatte noch nie gebissen. Ambi hatte garkeinen Mauli, weil sie noch nie Probleme hatte.
Naja der Rest war Dynamik und wir hatten ne Beißerei.
Der andere Hund hat überlebt! Ich konnte meine Mädels trennen (der Hund war ja außerdem deutlich kleiner, als meine).
Also ist es dann doch deutlich glimpflicher ausgegangen, als bei dir.
Ich habe Auflagen bekommen (Maulkorbpflicht). Eine Leinenpflicht gab es nicht, weil der Vorfall mit Leine nicht hätte verhindert werden können. So war die Begründung.
Ausschlaggebend war die Verteilung der Verletzungen. Meine Hunde hatten nix, der andere war schon schwer verletzt (das Fell hatte sich recht großflächig von der Haut gelöst). Der Punkt ist ja ähnlich wie bei dir. Also es ist nicht ausschlaggebend, wer wen als erstes angegriffen hat, sondern wer die schlimmsten Verletzungen zugefügt hat. Und das ist ja auch grundsätzlich nachvollziehbar und richtig so.
Ich habe nach dem Bescheid mit einem befreundeten Diensthundeführer gesprochen. Wir haben mit einem Gutachter telefoniert, der diese offiziellen Wesenstests durchführt. Der hat gemeint, ich könne das Urteil anfechten, aber das macht nur Sinn, wenn man freiwillig einen solchen Wesenstest macht. Ohne Wesenstest kann ein Anwalt nicht viel ändern. Man muss ja nachweisen, dass der Hund nicht gesteigert aggressiv ist. So ein Wesenstest kostet aber pro Hund gut 4 stellig. Die Hunde werden dabei auch im Rudel begutachtet, um die Rudeldynamik zu testen. Und sind wir ehrlich. Die wenigsten Malis werden einen solchen Test einfach bestehen, schon garnicht in der Gruppe. Dafür reagieren sie zu schnell mit "nach vorn gehen". Und selbst mit positivem Wesenstest muss das OA die Maulkorbpflicht nicht fallen lassen.
Ich hatte in meinem OA Bescheid stehen, dass ich gern persönlich Stellung nehmen kann. Habe ich gemacht. Der OA Mitarbeiter war positiv überrascht. Ich wurde wohl sehr sehr schlecht gemacht, wie verantwortungslos ich wäre usw. Ich habe ihm glaubhaft versichern können, dass ich weiß, was ich da für Hunde führe, dass ich nicht fahrlässig gehandelt habe und dass es so doof es klingt ... irgendwie eine Verkettung ungünstiger Umstände war.
Ich habe ihm alles aufgezählt, was ich ab da geändert habe:
- keine Telefonate, bzw immer Airpods dabei, damit ich immer beide Hände frei habe
- keine Flexileine
- ich habe meine Gassirunde dorthin verlegt, wo sonst keiner geht und nicht im hochfrequentierten Stadtrand
- ich habe mir selbständig einen Hundetrainer gesucht
Das hatte ihn überzeugt, die Maulkorbpflicht aufzuweiten.
Meine Hunde dürfen im Training und auf Wettkämpfen ohne Mauli sein.
Und die Maulkorbpflicht entfällt, wenn ich bebaute Gebiete 500 m verlassen habe und niemand in der Nähe ist.
Des weiteren habe ich die Option, wenn nix mehr passiert und meine Hunde unauffällig sind, dass diese Maulkorbpflicht nach ein paar Jahren wieder aufgehoben wird.
Damit kann ich ganz gut leben. Arielle trägt eh sehr oft einen Mauli. Und ich arbeite massiv an meinem Problem.
Von daher mein Fazit: Meine Hunde haben Auflagen bekommen, obwohl sie bei weitem nicht so massiv verletzt haben, wie deine. Ich denke die Auflagen gegen die zwei erwachsenen sind so OK. Dass alle Hunde eines Hausstandes Auflagen bekommen, auch wenn sie nicht dabei waren, stimmt so nicht. Ich selbst kenne einen Fall, wo es definitiv nicht so war.
Dir zu etwas raten kann ich nicht. Außer: reflektiere für dich genau, ob du die Situation nicht sehr verharmlost in deiner Erinnerung. Wie hättest du dich besser verhalten können, was waren deine Fehler. Und genau das änderst du.
Bei rechtlichen Schritten musst du halt sehen, ob du so viel Geld investieren willst. Weil wie meine Vorschreiber schon sagen: eigentlich solltest im eigenen Interesse nen mauli drauf tun.