Nun sind erst Tage vergangen, an der Leine hat sich aber bereits viel getan. Meine Grundhaltung ist eine andere und damit wurde der Grundstein für annähernd sowas wie Leinenführigkeit gelegt.
Ich trete an der Leine bestimmter und selbstsicherer auf, bestätige sie nicht mehr andauernd, in dem ich die Leine nachgebe, sie anschaue (unbewusste Bestätigung) und orientiere mich grundsätzlich nicht mehr an ihr, sondern erwarte das von ihr.
Wir laufen öfters entspannt geradeaus, sie meint nicht mehr an jedem Grashalm schnüffeln zu müssen, orientiert sich bereits spürbar mehr an mir und scheint das auch schnell akzeptiert zu haben. Das hat mich extrem überrascht.
Wenn sie hinter mir läuft, gehe ich grundsätzlich nicht mehr auf ihre Wünsche ein und bleibe nicht mehr stehen. Das führte anfänglich dazu, dass sie einige Male unschön weggezogen wurde. Das war vor allem auch für mich schwierig zu lernen und brauchte Überwindung. Ich glaube sie hatte damit weniger Probleme, als ich gedacht habe.
In Bereichen, in denen ich weiss, dass sie schnüffeln möchte oder ihr Geschäft verrichtet, bleibe ich bewusst stehen, gehe langsam und lasse sie machen. Das sind halt «ihre» Ecken und ich denke das ist vorerst okay. Wenn wir dann weitergehen, funktioniert das wirklich gut - dafür sind keine Überredungskünste oder Ziehen notwendig. Ich kommuniziere, dass ich gehen will und sie folgt mir.
Auch versuche ich klarer zu kommunizieren. Wenn sie vorläuft, gebe ich ihr mit einem leichten Impuls über die Leine zu verstehen, dass ich das nicht möchte. Sie lässt sich dann sofort fallen, bis sie wieder bei mir ist. Manchmal wiederholen wir das zehnmale in Folge aber stetiger Topfen höhlt ja bekanntlich den Stein. Wenn sie eine zeitlang schön auf meiner Höhe läuft, bestätige ich das aktuell noch mit einem Leckerli oder verbal bzw. mit Streicheln. Leckerlis werden dann irgendwann wegfallen.
Ich habe das Gefühl, das wirkt sich auch auf die kritischen Kontakte an der Leine aus. Es gibt eine Hündin, bei der sie immer komplett ausgetickt war. Die haben wir seither wieder zweimal gesehen. Beide Male habe ich sie mit «benimm dich!» (danke Wurli ) aufgefordert, anständig zu sein und weiterzulaufen. Aus dem durchdrehen und in der Leine hängen, wurde der Versuch, sich der Hündin von hinten zu nähren bzw. ihr gegangener Weg zu beschnüffeln, was ich blocke und sie bellt dabei maximal ein-zwei Male. Kein Vergleich zu vorher!
Vielleicht eine Illusion zu glauben, dass das bereits das Ergebnis aus meiner veränderten Haltung an der Leine ist, und möglich wäre ja auch, dass sie einfach nicht mehr so heftig reagiert, weil sie gemerkt hat, dass die andere Hündin nix tut. Aber ich habe auf jeden Fall das Gefühl, das geht in die richtige Richtung - das gibt mir auch Sicherheit (vielleicht spürt sie das).
Das mag etwas naiv daherkommen, aber ich spüre, dass sich da deutlich etwas geändert hat. Vor allem eben bei mir. Ich werde daran weiterarbeiten und muss bestimmt noch vieles Verbessern – aber das kommt alles, Schritt für Schritt.