Zwischen Pferden und Hunden gibts halt auch einen enormen finanziellen Unterschied. Beim Pferd ist man teilweise im 10.000er, ja gar 100.000er Bereich unterwegs, da ist ne solide Ankaufsuntersuchung nur ein Bruchteil des Verkaufspreises. Und wird es, wegen der Ergebnisse etwa, doch nicht dieses Pferd, dann hab ich in Relation immer noch wenig "umsonst" ausgegeben.
Wohingegen Hunde nicht so viel "wert" sind, sich dafür von mehr Menschen geleistet werden können, zumindest so halbwegs.
Eine wirklich ausführliche Ankaufsuntersuchung würde teils ein vielfaches des Hundepreises kosten (wenn man sich nicht in Phantasierassen um 5.000 Euro, dafür mit ohne Substanz, hineintheatern lässt).
Hunde werden gängigerweise in einer anderen Alters- und Entwicklungsstufe gekauft, als Pferde. Beim 8-12 Wochen Welpen sind sehr viele Dinge diagnostisch überhaupt noch nicht möglich.
Da kauft man, wenn man möglichst sicher gehen will, auf Basis von Gesundheitsergebnissen der Eltern und idealerweise noch deutlich mehr Verwandtschaft. Unter Berücksichtigung von genetischen Rassedispositionen.
Und dann muss man warten, wenn mans sicher wissen will. Manche zb genetisch verursachte oder jedenfalls mitbedingte Gelenkprobleme entwickeln sich überhaupt erst ab einem bestimmten Alter oder können zumindest erst ab einem bestimmten Alter vermutet und noch später erst bestätigt werden.
Viele late onset Erkrankungen, womöglich nicht per Gentest zu bestätigen, weils dazu noch keinen gibt oder bei multifaktorieller Entstehung womöglich auch gar nie geben wird, sieht man, wenn sie auftreten. Da ist der Hund womöglich bereits erwachsen.
Gut, das wird beim Pferd nicht wirklich anders sein, aber die Zeiträume sind unterschiedliche.
Ein Pferd kauf ich womöglich erst mit 4 Jahren. Den Hund hab ich da oft bereits seit fast 4 Jahren. Da ist der etwa schon in der Zucht.
Und beim Hund gibt es wesentlich mehr erbliche Defekte, als beim Pferd.
Ich müsst quasi nach mehr suchen, mehr untersuchen, bei einem Tier, das "weniger wert" ist. (vielleicht mit dem Vorteil, dass Narkose nach Gewicht berechnet Hunde klar günstiger macht. Wenigstens was.).
Jetzt mal auf Rassehunde bezogen und weil man Hunde halt üblicherweise schon im Alter von 2-3 Monaten kauft.
Da macht ne große Ankaufsuntersuchung erst mal eher wenig Sinn.
Beim älteren Junghund oder erwachsenen Hund gibt es in bestimmten Einsatzbereichen, wie etwa bei Diensthunden, sehr wohl Ankaufsuntersuchungen. Da gibt es aber auch sehr klare Anforderungen und der Hund ist "mehr wert".
Im Normaloalltag... bei Auslandshunden würden sich, selbst wenn sicher ist, dass der potentielle Käufer zahlt, viele Auffangsstationen, Shelter, Refugios wohl quer stellen.
Ganz simpel auch deshalb, weil oft weder genug Personal oder ärztliche Möglichkeiten vorhanden sind, geschweige denn Zeit, da einen Nichtnotfall herum zu fahren. Tierschutz fungiert da schon auch sehr auf Katastrophenersthilfeniveau, schnell und günstig durchschleusen bestimmt auch, aber je nach Region und Verein sind halt auch Hunde am Markt aus "Heimen" mit mehreren hundert Hunden, die keiner genau kennt und die mit Glück wieder in den Zwinger zurück kommen, aus dem sie rausgeholt wurden. Oder 1-2 Frauprojekte, die von A bis Z alles selber machen und 20, 30 Hunde im Hof stapeln. Selbst die professioneller betriebenen Tierheime funktioneren eh so schon nur mit Ach und Krach und immer am Limit.
Wenn es Usus wäre, sich den 400 Euro Hund vorab noch umfangreicher untersuchen zu lassen, wär abgesehen vom Aufwand für den Verkäufer, der finanzielle Einsatz für den Käufer sehr hoch. Es gibt keine zig 100.000e herrenlose Pferde zu vermitteln, Hunde schon.
Wirtschaftlich betrachtet und angesichts der schieren Menge an Hunden, wär Ankaufsuntersuchung im Tierschutz wohl gewissermaßen geschäftsschädigend. "Jetzt hab ich zighundert Euro ausgegeben für den Hund, für den Sie sogar Schutzgebühr von mir verlangen. Aber der hat XY, das will ich nicht. Ich will mein Geld zurück. Ich hab grad 3x so viel gezahlt, wie der Hund kosten würd. Das mach ich sicher nicht nochmal" oder so Sachen. Da kommst vor lauter Streiten gar nimmer zum Arbeiten.
Tierschutzhund ist gebrauchte Ware. Also nicht, dass man da jetzt gar keine Ansprüche haben darf, was man gerne hätte. Besser platziert sind die in mancher Hinsicht wahrscheinlich beim Hund vom Züchter. Heißt auch nicht: Hund vom Züchter gut, Tierschutzhund schlecht oder Tierschutzhund krank, Züchterhund gesund. Nein, gar nicht.
Aber ich kauf beim Tierschutz, grad dem Auslandstierschutz, eher nicht das garagengepflegte Sportpferd, sondern den "Is einfach da, braucht nen Platz, wir kriegen gleich wieder 10 neue rein, für die brauchen aber wir Platz" Hund.
Ich bezweifle, dass Ankaufsuntersuchungen bei Tierschutzhunden, wären sie in großem Stile gefragt, wirklich was brächten, jedenfalls in Sachen Hunde vermitteln. Oder dass es sich ein Großteil der Käufer leisten wollen würde. Oder könnte .
Kann man auch kritisch sehen. Oder hinnehmen.