Unsere moderne Form der Hundehaltung ist sehr auf Beziehung ausgelegt, was ja nicht schlecht ist, aber im Grunde lässt es Mensch bei Welpeneinzug auch ähnliche Phasen durchleben, wie nach der Geburt eines Kindes. Der Welpe verschafft einem erst mal einen euphorischen Hormonkick und dann kommt manchmal so ein Lebensumstellungseinbruch, Schlafmangel und Co tun noch ne Menge dazu.
Welpen in Wohnungen ohne Garten aufziehen ist sauanstrengend und man schwankt bisweilen zwischen Herzchen in den Augen und am Zahnfleisch kriechen.
Man verzeihe mir die Vermenschlichung, aber hier wurde sich selbst quasi ein Schreibaby geschaffen, das macht es für alle Seiten noch anstrengender. Und langfristig tragischer für den Hund.
Meine Akutmaßnahme wäre vermutlich: alle Pläne für die Woche fahren lassen und nur noch mit Welpen möglichst im Bett rumgammeln und wenn ich dafür die Fenster dunkel machen und mich nur langsam bewegen müsst und ein paar Tage nicht sonderlich frisiert und geduscht und gezahnputzt bin. Hauptsache beide Seiten machen möglichst nix, was mit sehr überforderten, sehr müden Hunden nicht immer sofort so einfach geht.
In der aktuellen Situation können weder Mensch noch Hund klar denken. Da lässt es sich auch schwer sinnvolle Entscheidungen treffen (Sinnvoll klingt hier tatsächlich nur die Abgabe. Aber auch die müsst geplant werden, auch dafür braucht man klareren Kopf.)
Und was ein völlig überforderter, gestresster Welpe als allererstes, noch vor allem anderen braucht, ist Schlaf. Und wenn der nur auf mir drauf Ruhe fände, ja, dann liegt der da halt 2 Stunden auf mir drauf. Vielleicht penn ich dann auch endlich ein. Und wenn ich nicht allein aufs Klo kann, dann kommt Welpe eben mit.
Jeder Tag mehr in der aktuellen Situation schadet dem Hund langfristig. (Auch wenn es in manche Beiträgen vielleicht so reingelesen werden kann, ist der jetzt nicht automatisch schwerst behindert und ein unhändelbarer Problemhund, aber Aufzuchtfehler (das war vermutlich schon die Verpaarung der Eltern. Gene fürn solides Wesen helfen zumindest resilienter zu sein, die haben Hunde aus dubiosen Quellen und mit gänzlich unbekannten Elterntieren aber oft nicht) und da passieren grad heftige, machen im Grunde immer, dass Hund nie sein Potential ausschöpfen kann, das er gehabt haben könnte. Jeder Tag länger in der aktuellen Situation macht es wahrscheinlicher, dass die prognostizierten Szenarien eintreten. Alle zusammen.
Die Basis, von der Hund ins Leben startet, ist jetzt schon eine denkbar Schlechte und das kann so nicht mehr ausgebügelt werden. Nicht noch schlimmer machen geht. Jetzt.
Das ist als müder, enttäuschter, frustrierter, überforderter Mensch nicht leicht. Aber einer muss es machen. Das kannst eben nur Du. Der Welpe kann sein Leben nicht aktiv ändern und die Weichen nicht so stellen, dass er zumindest nicht mit Vollgas in die Scheiße kracht, sondern dran vorbei fährt, wenngleich auch nicht zum Wunschziel "Ideal gelaufen". Der Zug ist abgefahren.
Macht möglichst nichts und das zusammen. Dann kriegt man zwar wieder mehr Herzchen-in-den-Augen-Hormone und hält womöglich wieder mehr für schaffbar (was so Dinge wie Welpe kann in 5 Wochen ganze Arbeitstage allein sein nicht sind. Oder Dobermänner easy going Anfängerhunde).
In der Sekunde wirst Du keine Lösung parat haben, aber Hund muss per sofort von seinem Höllentrip runter.