Ganz wichtiges Thema.
Insgeheim gruselt es mich grade bei der Vorstellung, dass wir in unserem Umfeld Vorbildwirkung unter falschen Annahmen haben könnten, weil es total einfach und so niedlich aussieht, dabei ist das die Hundekombination, die bisher fast am herausfordernsten ist und wohl am längsten dynamisch bleibt, weil alle selber noch so viel Entwicklung vor sich haben.
Meine Hunde im Moment sind, ungeplant: 5 Monate, 6 1/2 Monate und 21 Monate. Leben seit knapp 6 Wochen zusammen. Top Idee. Sollten möglichst viele nachmachen. Nicht.
Sie passen von Körpergröße, Gewicht und Interessen ganz gut zu, in der Theorie . Beide Hundetypen sind eher für Verträglichkeit in der Gruppe bekannt. Das war auch ein Hauptgrund, warum ich dann doch für zwar nur mittelvernünftig, aber machbar hielt Nr 3 spontan dazu zu setzten. Noch ne junge, intakte Hündin. Derer nun also 3.
Aber Liebe und Friede, Freude, Eierkuchen ist da noch keineswegs.
Und das hab ich auch nicht anders erwartet. Wobei ich generell nicht erwarte, dass meine Hunde die allerallerbesten Freunde werden und quasi nur gestapelt liegen, unentwegt miteinander spielen und einander kosen.
Meine bisher harmonischsten Konstellationen - da hatten die Hunde nach außen hin wenig mehr miteinander zu tun, als im selben Haushalt zu leben. Meine erste Hündin und der erste eigene Zweithund lagen niemals Kontakt, spielten keine klassischen Spiele miteinander, wie toll sie miteinander sind, sah man im Grunde nur draußen, wo sie ganz subtil immer zusammen arbeiteten, ohne jemals auch nur nen Hauch Spannung. Da hat am ersten Tag bei Abholung des Rüden die Hündin ihm noch ihr bitterbösestes Todesknurren gewidmet.
Aber gedauert hat es immer, auch bei den Kombis "Man sieht und mag sich". Mehr als ein paar Tage.
Welpe zu Hund, der Welpen doof findet, war bisher das einzige Mal wo es kurz gekracht hat und Welpe ein Cut auf der Nase hatte. War klar mein Fehler. Zu früh und im falschen Moment die Vorsicht fallen lassen. Ne Woche später fand Althund das Neue schon gar nimmer verabscheuungswürdig und vertreibenswert, sondern nur noch scheiße. Verabscheuenswürdig dauerte 3 Wochen, scheiße etwa 1 Monat, doof auch nochmal nen Monat, "Aushaltbar" dann etwa 2 und Richtig gut kam nach etwa 6 Monaten, wobei Richtig gut auch mehr Koexistenz war.
Man kann mutmaßen, dass bei der akuten Pankreatitis vom Althund und 5 Tagen Klinik der Stress von "Da ist ein neuer Hund im Haus" mit rein spielte. Muss nicht, denkbar ist es aber.
Es war der draußen allseits verträgliche Hund, der so reagierte. Der, der keine fremden Hunde mochte, fand Welpen toll. Letzteres wusste ich, beim AlleHundemöger hatte ich den Verdacht, dass er vielleicht nicht komplett welpentolerant ist bzw dazu neigt, mich als Ressource sehen zu wollen, dass er's dann so fürchterlich fand anfangs, hat mich trotzdem etwas überrascht.
Es kam immer auf soo viel an: die beteiligten Hundecharaktäre, auf deren jeweiligen Energielevel, ob erwachsen oder Welpe, auf die jeweilige eigene Lebenssituation, auf das Umfeld, auf ...
Hätte ich 10ha Grund würden auch aktuell vielleicht Dinge anders laufen. Hab ich aber nicht.
Dafür ein Vorschulkind mit vielen kleinteiligen Besitztümern, einen Mann, der bei Hunden nur erkennt, wo das Ende ist, wo die die Wurst rein kommt und wo das Ende ist, wo die Wurst raus kommt und manchmal ne anleitungsresistente Schwiegermutter.
Alleine die menschliche Gesamtzusammensetzung macht schon mal aus, welchen Hundetyp wir aktuell am ehesten problemlos halten können. Alle ernsthafteren Hundetypen fallen für mich zb komplett raus für zumindest die nächsten Jahre, denn ich bin auch nicht immer 24/7 zugegegen. Die Mitmenschen im Wohnalltag mischen aber bewusst oder unbewusst mit, ob es mit den vorhandenen Hunden klappt oder nicht.
Momentan 3 Junghunde (von Typ her ziemlich ohne Menschenmisstrauen, Schutzverhalten, Artgenossenaggression), in handlichen 10-13 Kilo Portionen, das geht, für mich in dieser Lebenssituation. Aber es ist aktuell eine reine Managementsache. Denn anders ginge es wohl nicht ohne Verluste, ob Hunde oder Wohnungsinventar.
Management heißt u.a. Türgitter, Hundeboxen (zu den frei verfügbaren Liegeplätzen), kein Zugang zur gesamten Wohnung (u.a. solange mimdestens 1s von 3en noch ein unberechenbares Nagetier ist und Warnhinweise über verschluckbare Kleinteile nicht liest. So gut könnt ich nicht aufräumen, selbst wenn ich wollte, ohne dass sich Dramen entspönnen um (z)erlegte Barbiepuppenpferde und Playmobil, das man dann im Röntgen wieder findet etc.)
Zusammenzeit wird reguliert, Alleine sein wird reguliert, den anderen doof finden wird reguliert.
Gelaufen wird aktuell getrennt bzw jeweils in der harmonischeren 2er Konstellation, gefüttert wird getrennt, geschlafen wied getrennt. Zumindest ein bisschen werden auch Spaziergänge getrennt.
Trotzdem gibt es auch viel gemeinsam, die Außenmeinung ist "Sieht ja voll harmonisch aus" aber bis das wirklich eine eingespielte Gruppe ist, sich nicht Junghundeunfugenergie ungünstig auf alle ausbreitet oder Jungtierfrust das Selbe tut, das wird dauern. Und ich rechne da nicht mit Wochen. Dazu sind 2 von 3 zu hm...energetische Charaktäre und 2 noch nicht mal richtig pubertär.
Ich schränke neue Hundezusammensetzungen anfangs schon eher stark ein. Wie lange das Anfangs dauert, variiert.
Das Ziel ist nicht, dass das so bleibt, sondern dass sich ne halbwegs funktionierende Gruppe bilden kann, ohne dass man vorher schon über den Gruppenbildungsprozess stolpert. Ältere werden nicht gemobbt, jüngere werden nicht gemobbt, ich bin keine Ressource und auch sonst kein Mensch im Haus undundund. Das ist nur mal drinnen, draußen können sich mit neuen Hundezusammenstellungen nochmal neue Facetten auftun.
Was bisher recht klassisch meistens war (ich hatte meist 3er Konstellationen, teils dann nich um 2-3 Sittinghunde ergänzt, entweder längerfristig täglich mit dabei oder ne Woche zum Übernachtungsbesuch): mindestens 1 Hund folgt plötzlich deutlich schlechter.
Die "Alten" verbünden sich gegen den "Neuen", selbst wenn sie vorher gar nicht auf beste Kumpel machten inkl Störaktionen wie verseeeehentlich den Neuen umrennen, wenn ich nicht schau.
Der Aufregungslevel mindestens der ersten Tage war immer hoch, auch bei den Tiefenentspannt by nature-Hunden. Eine vermeintliche Akzeptanz und "sie liegen so schön zusammen" änderte sich meistens nochmal, zumindest kurzfristig. Ich und meine eigene Laune, mein Auftreten, meine, nennen wir es wieder Energie, schien immer ein Mitfaktor zu sein. Oh und ich merk immer wieder: nicht nur die Hunde brauchen Zeit, ich auch. Bis ich selber das Gefühl habe, ein wirklich aussagekräftiges Gefühl, besonders für erwachsene, Neuhunde zu haben, das dauert Wochen, wenn nicht länger. Alleine dafür halt ich Vorsichtsmaßnahmen anfangs lieber höher schrauben, als zu niedrig, ganz sinnvoll. ICH kenn den zu vergesellschaftenden Hund auch nicht.
Vergesellschaftung ist für alle ein Prozess, der keineswegs immer nur lieblich läuft oder in disneyeskem "Und dann sprangen sie fröhlich über Wald&Flur und trällerten dabei ein Liedchen" endet.