Audrey II
Es wird zumindest diskutiert.
So als Form/Ausprägung idiopathischer Angst. Die Spooks beim Greyhound etwa sind auch nicht alle umfeldgemacht.
Es laufen auch vereinzelt FCI Galgos rum, die in ihrem Leben bei keinem Galguero waren oder in nem Refugio und trotzdem glaubst, die werden nur geprügelt.
Ansich ist es ja genau das mehr oder weniger rauhe Umfeld, das diese Hunde gemacht hat. Es gäbe keine Galgos ohne Galgueros.
Das klingt fies, ist aber nicht fies gemeint. Der durchschnittliche Tierschutzgalgo ist ein Vermehrerhund. Puppy mill für Jäger sozusagen.
Das sind per so oft schon nicht gut gezogene Hunde. Ob der Vater des Wurfes der eigene Wurfbruder ist o.ä. weiß doch keiner.
Ich bin in der Theorie n Fan von Gebrauchszucht, gerne auch Kreuzungen. Nur so toll ist da in Wahrheit auch nicht immer alles. Vorallem: nur der Gebrauch interessiert. Der Gebrauch ist nicht mitteleuropäischer Haushund.
Ich meine das Thema auch zb bei den sizilianischen Kaninchenjägern zu sehen. Dort, wo Wesen wenig bis keine Rolle spielt, kommen abscheinend immer wieder mal super schissige Hunde raus. Selbst dort, wo es eine Rolle spielt, mendelt mal was durch.
Ich war nicht in Spanien, nur auf Sizilien, wo Zwingerhaltung völlig normal ist. Es ist nicht die Zwingerhaltung selbst. Da sitzen auch völlig umweltkompetente Hunde drin. Auch die Bindung an den Menschen leidet darunter nicht automatisch. Wär auch insofern seltsam, weil unsere moderne zentraleuropäische Art der Hundehaltung den bisher geringsten Teil in der Geschichte des Hundes ausmacht. Dann wären Hunde so ungefähr ab 1970 domestiziert worden.
Aus solcher Haltung gibt es tolle Hunde und welche, die Angst vor ihrem eigenen Schatten haben. Mitunter aus der selben Zucht.
Ich denk tatsächlich, dass Wesen, wenn es im Gebrauch keine Probleme macht, weil zb Umweltangst statt Aggression - oder gar nicht sichtbar, weil Hund sich nur innerhalb eines bestimmten Rahmens bewegt, wo die Dinge, mit denen er ein Problem entwickelt, gar nicht existieren - in der Leistungszucht zuwenig Rolle spielen.
Verhalten ist zu einem bestimmten Grad erblich. Wenn mit zuvielen ängstlichen Hunden gezüchtet wird, kommen zuviele ängstliche Hunde raus.
Beim Galgo kontrolliert das doch keiner.
Zamgepantscht wird, wovon man sich den nächsten Champion verspricht. Ob der Hund alltagstauglich in einem Alltag abseits seiner Herkunftswelt/seines Einsatzes ist, ist ja eher ziemlich egal.
Trotzdem: es sind nicht alle so. Es gibt unheimlich resiliente Hunde auch. Sogar erstaunlich viele.
2 meiner Galgos bzw der Galgopodenco waren quasi fröhliche Labradore und Scheißmirnixe. Einer kam von der Straße, einer wurde als ängstlich aufgegriffen und war es dann nicht.
2 meiner Galgos hatten üble Narben. Das eine war entweder ne Verbrennung oder Verätzung über den halben Oberschenkel, der andere muss mal seine halbe linke Brust runter hängen gehabt haben (wobei sowas an Zäunen, Nägeln usw ja leicht passiert). Die waren nicht traumatisiert.
Einer kam dagegen mit der Welt gar nicht gut klar. Der war super in Schuss, als er gefunden wurde. Der hatte keine Ängste im Handling. Eher Angst vor der Welt ansich, denk ich.
Der Züchterhund hier hatte zb anfangs Angst vor Spiegeln und ging ungefähr jeden 3ten Bauarbeiter an. Der Hund hat in seinem Leben keinen Vorfall mit Bauarbeiter gehabt. Hatte nur vorher auch noch nie einen gesehen
Beim Pflegegalgo ging man noch davon aus, die muss was Schlimmes erlebt haben, weil sie auf Bauarbeiter los geht. Keine Ahnung. Vieleicht ja. Muss aber auch genau gar nicht sein.
Ich bin da mittlerweile eher vorsichtig mit Vermutungen. Auch Jäger haben ander Dinge im Leben zu tun, als 24/7 Hunde zu dreschen.
Mir ist einmal im Leben der Leinenkarabiner von den Großen auf den Kopf des damaligen Zwerghundes gefallen. Das hat ausgereicht, dass die komplett handscheu wurde. Logischste Erklärung für alle war immer "Die muss arg misshandelt und geschlagen worden sein".
Der besorgte Whippet im Haushalt flüchtet aktuell im Freilauf an einer ganz bestimmten Stelle, denn da hat ihr eine Mitbewohnerin mal frustig eine in die Seite geboxt. Seither ist der Ort böse und Hund hat massiv Stress dort.
Liebster, bester Hund von allen - sollte nur nie in die Zucht, die verknüpft alles immer zu Drama. Damit ist sie die einzige im Wurf. Ihre Halbschwester hat das aber auch. Is mir nur zu spät aufgefallen.
Es steht völlig außer Frage, dass grad mit den Galgos und Podencos teilweise wirklich grausige Dinge passieren.
Dass sich Verträglichkeit und Umgänglichkeit allein schon durch die Haltung so nebenbei mitselektieren, würd mich nicht wundern. Ebensowenig aber, dass bei Rassen die so in Massen und teils als Einwegwegwerfprodukt produziert werden, halt auch viel "Ausschuss" dabei ist. Gesundheitlich wie auch im Wesen.
Wir kriegen hierzulande quasi die Hunde von der Resterampe.
Mit fehlt da das historische Wissen, aber ich bin relativ sicher, dass die hohe Zahl an Galgos die jährlich geboren werden, ansich auch eher eine Entwicklung des zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts ist und durchaus eng mit politischen und sozialen Entwicklungen grad in Andalusien zusammen hängt.
Ich halte es nicht für abwegig, dass man in so relativ kurzer Zeit auch relativ viel "Mist" irgendwo reinzüchten kann, wenn man solche Massen raushaut und jeder irgendwas macht.