wieso will der Hund Stress? Bzw. Was sollte der Hund davon haben?
Bischen überspitzt dargestellt, gebe ich zu. Aber was der Hund von seiner Aktion hat das ist die spannende Frage hier :)
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Neues Benutzerkonto erstellenwieso will der Hund Stress? Bzw. Was sollte der Hund davon haben?
Bischen überspitzt dargestellt, gebe ich zu. Aber was der Hund von seiner Aktion hat das ist die spannende Frage hier :)
Hallo Zusammen,
seit gestern Abend sind wir ein wenig "geschockt", was das Verhalten unserer Hündin Pia uns gegenüber angeht.
Ich fange mal mit unserer Vorgeschichte an. Vielleicht kann der eine oder andere daraus das Problemverhalten ableiten, welches ich weiter unten im nächsten Absatz beschreibe.
Ende Januar 2021 haben wir endlich unseren Traumhund gefunden. Anzeige bei Ebay von einem Tierschutzverein gefunden, vor Ort bei der Pflegestelle besucht, 1 Woche Bedenkzeit, abgeholt und ins Herz geschlossen. Sie kommt aus Ungarn, ist jetzt 7 Jahre alt und ca. 42cm groß, vermutlich Hütehund - Mischling. (Passt vom Wesen und Aussehen)
Von Anfang an war sie Menschen gegenüber absolut offen, ist auf jeden zugekommen nach dem Motto "streichel mich, hab mich lieb! Achja und: hast du auch Leckerlies?"
Scheinbar hat sie mit Menschen, egal ob Männer oder Frauen, nur positive Erfahrungen gemacht. Mit Hunden scheint sie dagegen nicht viel positive Erfahrungen gemacht zu haben. Nach 2 Wochen bei uns zu Hause hat sich nach der Eingewöhnungsphase eine schöne Leinenaggresivität entwickelt. Das war für uns das Signal eine Hundeschule zu besuchen, was wir ja sowieso vor hatten.
Erster Termin in der Hundeschule: Kofferraum auf -> "kläff kläff kläff", ziehen an der Leine inbegriffen. Den Hundeplatz entlang bis zur Hundetrainerin wurde alles angekläfft was mehr als 2 Beine hat. Wir mussten uns dann auf einen freien Hundeplatz begeben damit wir uns mit der Trainerin überhaupt unterhalten konnten. Es war wirklich schlimm. Sie hat keine Unterschiede gemacht wie groß oder klein der andere Hund ist, oder wie weit er noch weg ist. Wo ein Hund gesehen wird, da wird gebellt. Nach ein paar Einzelstunden wo man uns erklärt hat wie man damit umgeht, haben wir das Problem immer besser in den Griff bekommen. Ich denke das wurde hier schon oft genug beschrieben, aber in Kürze: Hund immer direkt neben einen oder besser noch hinter einem halten wenn ein anderer Hund in Sicht ist. Wenn der eigene Hund nach vorne will oder schon dabei ist sich reinzusteigern sofort unterbrechen und nicht erst wenn schon gepöbelt wird. Während des Pöbelns hat nur die Wasserspritze geholfen für einen "Reset", ansonsten gab es vorerst keine Möglichkeit sie zu stoppen. Aber wie schon angedeutet ist das deutlich besser geworden. Ein Hundefreund ist sie aber immer noch nicht und wird sie auch nicht werden. Muss ja auch nicht. Für uns Menschen ist das ja immer eine romantische Vorstellung das Hunden mit ihren Artgenossen spielen sollen. Aber es soll Hunde geben, die da einfach keinen Bock zu haben. Ich habe Pia bis jetzt auch nur ein einziges mal richtig mit einer anderen Hündin spielen sehen. Die kannte sie aber auch schon länger, haben sich regelmäßig getroffen im Wald. Auf dem Hundeplatz in den Gruppenstunden hatte das mit Spielen am Ende der Stunde (ca. 5min.) nichts zu tun. Das war mehr ein "quer über den Platz fetzen und zwischendurch mal pöbeln und Imponiergehabe zeigen".
Zuhause ist sie auch sehr gut angekommen. Wir (meine Freundin und ich) waren und sind bis heute überrascht wie gut Pia in der Wohnung klarkommt. Zu Anfang mussten wir ihr nur beibringen uns nicht die ganze Zeit hinterher zu laufen und sich auch zwischendurch mal auf die Decke zu legen um zu entspannen. Das Kommando "Decke" ist da echt Goldwert und für mich zu Hause das wertvollste Kommando. Ein paar Regeln haben wir auch aufgestellt und die sind auch immer befolgt worden: Tabus: Sofa, Schlafzimmer, Essen vom Tisch usw.
Pia scheint sich mitlerweile absolut wohl zu fühlen, zeigt regelmäßig Komfortverhalten und liegt überall gerne rum, alle viere von sich gestreckt und pennt.
Zum Alltag: Wir gehen jeden Tag 3 mal mit ihr raus. Abwechselnd entweder meine Freundin oder ich jeweils ca. 1 Std. Morgens, Mittags, Abends (manchmal auch nur 45min). Wenn meine Freundin nicht gerade Beschäftigungsverbot hat wegen der Schwangerschaft, ist Pia ca. 6-7 Std. alleine. Wenn es sich abzeichnet das es länger dauert, können meine Schwiegereltern welche unter uns wohnen einspringen. Während des Spaziergangs lasse ich Pia an der Schleppleine laufen und wir machen Suchspiele, Apportiertraining, bauen neue Kommandos auf usw. Bei meiner Freundin sieht das ein bißchen anders aus. Sie geht mit Pia einfach "nur" an kurzer Leine ohne Spielereien. Pia hat das auch schon schnell raus gehabt mit wem sie mehr Spaß haben kann. Hunde nehmen da sehr direkt. Naja, ihr wisst was ich meine: Ich bin wohl ihr Liebling, das merkt man halt manchmal. Alles gut und schön, in der Hundeschule sind wir seit März auch nicht mehr. Es läuft ja alles.....dachten wir.....
Nun zu unserem neuen Problem:
Gestern Abend hat sie wie immer ihre Portion Nassfutter bekommen, eine Knabberstange hinterher und ist dann direkt ins Hundebett gegangen und hat sehr schnell geschlafen. Das ist selten das Pia so schnell pennt, aber es kommt vor. Sie war wohl müde. Ihr Hundebett steht übrigens in einer Ecke im Wohnzimmer. Wir haben dann noch Fernehen geguckt und uns dann später bettfertig gemacht. Daraufhin ist Pia dann aufgestanden und hat sich auf die kalten Fliesen vor den Kamin gelegt. Das kennen wir schon. Pia muss sich da manchmal abkühlen. Soweit alles normal. Nachdem wir dann ein paar mal an ihr vorbei gelaufen oder über sie rüber gestiegen sind, hat Pia sich dann wieder dazu entschieden ins Hundebett zu gehen. Da ist sie gerade angekommen und wollte sich gerade hinsetzen, da sieht sie das meine Freundin an der Stelle wo Pia gerade noch gelegen hat (2m neben dem Hundebett) mit dem Fuß herüber streicht. Meine Freundin wollte eigentlich nur wissen wie kalt der Untergrund ist. Auf einmal springt Pia ohne Vorwarnung wie eine wahnsinnige auf, rennt knurrend auf meine Freundin zu und Schnappt nach ihrem Fuß. Es ist nur bei dem einen Versuch geblieben, es gab keine Verletzungen und Pia ist sofort (als hätte sie sich vor sich selbst erschreckt) wieder zurück gewichen. Dann hab ich reflexartig dolle mit Pia geschimpft und sie in ihr Bett geschickt.
Meine Freundin und ich haben uns echt richtig krass erschreckt. Wir haben uns nur verwirrt angeguckt und uns gefragt: "was war das denn jetzt???"
Die Frage richte ich an das Forum in der Hoffnung, das jemand eine Erklärung hat: Was war das?
Oft hörte ich davon das gesundheitliche Probleme zu Aggressionen führen können. Pia war auch schon mal krank und wollte dann auch einfach ihre Ruhe haben. Hat mich sogar damals angeknurrt wenn ich zu dicht dran war. Somit wusste ich Bescheid: "alles klar, die lässt du jetzt einfach mal in Ruhe ". Aber aktuell ist sie kerngesund, verhält sich eigentlich wie immer.
Einen Erklärungsversuch hatten wir gestern Abend schon selbst: Seit ein paar Wochen lässt meine Freundin ihre Führung über Pia beim Spaziergang etwas schleifen. Somit hat sich bei ihr auch das Leinengepöbel wieder eingespielt. Da will meine Freundin jetzt wieder gegensteuern und auf Spaziergängen wieder die Führung übernehmen. Kann es in dem Zusammenhang sein das Pia denkt: "Der Typ da ist der Chef, dann komm ich und dann diese Frau hier"? Zum Thema Rangordnung im Rudel zu Hause habe ich schon einiges gelesen. Manche schreiben das Hunde immer eine Rangfolge zuhause aufstellen, andere sagen das ist totaler Quatsch und Hunde achten auf andere Dinge wie Führung, Zuverlässigkeit usw.
Wir machen uns zu Hause große Sorgen wie sich das weiter entwickelt. Gerade wenn Ende des Jahres unser Nachwuchs hinzu kommt. Vor Allem dann wenn dieses Verhalten so unberechenbar zu sein scheint. Es wäre eine absolut schreckliche Vorstellung Pia abgeben zu müssen, (nicht falsch verstehen: davon sind wir noch sehr weit entfernt nach nur einem kleinem Vorfall) aber ein Menschenleben steht nun mal höher in der Rangordnung. Wie gesagt: das wäre der aller letzte Schritt. Unabhängig davon würde ich das Kind eh nicht alleine lassen mit einem Hund - egal wie lieb beide zu sein scheinen.
Hatte schon mal jemand eine ähnliche Situation und / oder kann uns einen Rat geben?
Liebe Grüße aus dem schönen Verden an der Aller!