Beiträge von Ellazena

    Die Krux einer Depression ist ja die verschobene Wahrnehmung der Umwelt bzw. die Neigung Dinge negativer zu interpretieren, als sie sind. Das heißt, es kann sehr gut sein, dass dein schlechtes Gewissen deinem Hund gegenüber durch die Erkrankung eingefärbt ist. Gleichzeitig neigt man dazu sich selbst und das eigene Verhalten schlechter einzuschätzen als es ist. Diese Erkrankung ist, neben anderen Dingen, eine ziemliche Lügenbaronin.

    Danke dir für deinen wundervollen Kommentar und das Teilen deiner Erfahrung! Das ich im Zusammenleben mit Zena anfange, manche meiner Persönlichkeitsstrukturen besser zu verstehen, merke ich auch und ich konnte da im vergangenen Jahr zum Glück schon einiges recht produktiv bearbeiten. Rückfälle gibt es natürlich trotzdem und es ist für mich manchmal sehr schwer und auch schmerzhaft, mir das zuzugestehen.

    Gibt es Dinge, die dich daran konkret zweifeln lassen?

    Wenn ich so darüber nachdenke, glaube ich, ich stelle vielleicht manchmal auch einen sehr hohen Anspruch an Zena. Der lautet: Du musst glücklich sein! Jeden Tag, so viel es geht. Mir ist eigentlich klar, dass das auch völliger Quatsch ist und ihr auch nicht gerecht wird (und da sind wir schon wieder beim schlechten Gewissen), denn sie hat natürlich auch ein Recht darauf, mal schlechte Laune zu haben oder weniger Energie, ohne, dass ich darüber gleich in Panik verfalle. Das fällt mir noch sehr schwer.

    PPS Menschen, die mit ihren Depressionen umgehen, sind superstark.

    :smiling_face_with_hearts:

    Wir sind Vollzeit berufstätig ohne Home-Office, andere Hundebesitzer haben kleine Kinder oder müssen plötzlich Angehörige pflegen usw usw. Das sind alles keine optimalen Bedingungen für einen Hund aber machbar!

    Stimmt, aber ich glaube, ich hab dann immer im Kopf, dass andere Menschen zumindest ein soziales Netz haben, dass den Hund in stressigen Phasen auch mal auffangen kann. Oder dass zumindest mehr Menschen im Haushalt leben und der Hund dadurch vielseitigeren Menschenkontakt bekommt oder dass andere Menschen ein aktiveres, abwechslungsreicheres Leben haben, dass der Hund mitbekommt. Ich hoffe, es ist verständlich, was ich meine.

    Ich bin selbst psychisch schwerst- und chronisch krank und bin gleichzeitig überglückliche Besitzerin zweier Hunde. Ich würde auch behaupten, dass die beiden es bei mir gut haben und glücklich sind.

    Das finde ich richtig schön zu lesen und freut mich sehr für euch drei, danke für deine Offenheit!

    Es kann wunderbar zusammen passen- aber leider auch gründlich nach hinten los gehen.

    Das ist eben meine Angst. Ich habe eben Sorge, dass ich sie "mit runter ziehe" und ihr durch meine Probleme ihre Energie raube und ihr mit mir eine Aufgabe aufbürde, die sie nicht leisten kann. Und bei der sie mit ihren Bedürfnissen hinten über fällt.

    Ich glaube, du hast Recht damit, dass Hunde sehr anpassungsfähig sind, aber ich kann halt nicht so richtig abschätzen, wann es wieder besser wird bei mir. Wüsste ich, in ein paar Wochen ist das wieder vorbei und es geht besser, könnte ich damit umgehen, denke ich. Sie ist halt noch so jung und ich habe leider schon das Gefühl, dass ihr etwas fehlt. Sie ist außerdem sehr klug und sie hat es verdient, dass sie das nutzen und sich weiterentwickeln darf. Deshalb fühle ich mich so schlecht.

    Es ist total mutig dass du so offen schreibst und es geht mir echt ans Herz weil ich viele deiner Gedanken kenne.


    Mich haben vor Jahren mehrere Schicksalsschläge + Trauma + MS ... in eine laaaaaaaange depressive Phase geworfen.

    Ich bin sehr beeindruckt und gerührt von eurem Mut, euch hier zu öffnen, danke dir! Ich hoffe sehr, dir geht es inzwischen wieder besser und wünsche dir auch weiterhin viel Kraft und Mut!

    Hunde sind so anpassungsfähig und eigentlich auch genügsam. Oft entsteht gerade über Foren wie dieses der Eindruck dass man sie sportlich auslasten müsste. In "echt" sind sie aber einfach nur gerne um einen rum.

    Ich hatte vor dem Forum gar nicht so richtig viel Ahnung von Hunden und auch gar keine Idee dazu, was sie eigentlich brauchen und habe hier im letzten Jahr beim Querlesen schon echt viel gelernt. Ich bin zwar mit Hunden aufgewachsen, aber die waren die meiste Zeit einfach nur im Garten oder sind mit uns Kindern ohne Halsband und ohne Leine auf der Dorfstraße rumgetollt. Gassi gabs am Wochenende, Hundesport war für meine Eltern was, was Schäferhunde (und zwar nur die, un eigentlich sind die dann auch bei der Polizei) im Schäferhundverein machen. Unsere Hunde habe ich immer als sehr zufrieden und ausgeglichen wahrgenommen, ob das wirklich stimmte, bin ich mir nicht mehr so sicher.


    Ich weiß, dass es eine sehr große Diskrepanz gibt, zwischen den Hunden, die ich hier so draußen treffe und den meisten Hunden hier aus dem Forum. Ich bin leider auch noch Perfektionistin und scheitere total an meinen Ansprüchen, das macht es zusätzlich schwer für mich, wirklich einzuschätzen und zu lernen, was Zena braucht, was ich brauche und wie wir zusammen glücklich sein können.

    Ein Punkt, der mir wichtig wäre / ist, hast du jemanden der dich unterstützt, der dir Zena mal abnehmen kann (sie vielleicht auch mal "Pause" bekommt) und vor allem einen Plan B für sie, wenn mal wirklich "gar nichts" mehr geht?

    Leider nein. Dadurch, dass ich alleine bin, habe ich niemanden, der sie mal nehmen kann. Ich habe versucht, einen Menschen für gelegentliche Betreuung zu finden, aber das ist so schwierig! Eine Hundetagesstätte wäre für sie die Hölle. Sie mag zwar andere Hunde meistens, wenn die höflich sind und sie die entspannt kennenlernen kann, aber in einer großen Gruppe würde sie sich nicht wohl fühlen.


    Mit Privatpersonen habe ich leider eher schlechte Erfahrungen gemacht. Ich habe ein paar Mal das Feedback bekommen, dass andere sich Zena nicht zutrauen. Ich habe das Gefühl, die Leute wünschen sich einen Betreuungshund, den man überall ableinen kann, der entspannt überall dabei ist, der mit allen anderen Hunden spielt...So ist sie halt nicht. Ich finde sie richtig toll, so wie sie ist und es verletzt mich, dass andere Menschen scheinbar nichts mit ihr anfangen können. Da haben wir einfach noch nicht die richtige Person gefunden und es fällt mir sowieso schwer, mich mit fremden Menschen zu treffen. Wenn dann Ablehnung kommt, kann ich damit leider nicht so gut umgehen.


    Ich weiß, dass wir das brauchen, aber ich hab da grade ein bisschen die Hoffnung verloren. Worum ich mich aber bemühe ist, dass ich auch immer wieder auch mal was ohne sie mache, damit wir nicht 24/7 immer aufeinander hocken. Sie bleibt richtig gut alleine, das ist total wertvoll. Ich kann also schon auch mal ein paar Stunden ohne sie etwas machen und uns eine Pause voneinander gönnen. Aber das ist natürlich fürs schlechte Gewissen nicht gerade zuträglich und auch keine richtige Lösung für eventuelle Notfälle, wenn ich mich mal nicht um sie kümmern können sollte.

    Oh wow, vielen lieben Dank für die vielen und tollen Antworten, ich freue mich sehr!


    Ich werde auch auf in Ruhe eingehen, schaffe es aber wahrscheinlich nur dosiert, da der Ausgangspost selbst auch schon viel Kraft gekostet hat. Das ist leider auch sowas, womit ich ganz schön kämpfe momentan. Aber ich nehme mir in den kommenden Tagen dafür Zeit und freue mich wirklich über jede einzelne Person, die mir hier schreibt!

    Zeigt Zena denn irgendein problematisches Verhalten? Kommt sie schlecht zur Ruhe, kläfft sie scheinbar grundlos, wirkt sie unruhig?

    Nein, so wie du es beschreibst, eher nicht. Sie ist wirklich richtig super! Drinnen ist sie sehr entspannt. Wenn ich tagsüber schlafe kuschelt sie sich dazu und schläft auch. Manchmal habe ich aber schon das Gefühl, dass sie sich langweilt. Dann stupst sie mich an oder guckt mich an, selten wufft sie auch mal und wirkt ein bisschen verloren. Ich gebe mir große Mühe, ihr auch was anzubieten, wir spielen dann, sie bekommt häufig eine Schleckmatte oder einen Kong oder was zu kauen.


    Aber sie ist vom Typ her auch einfach so, sie ist super unaufdringlich. Wahrscheinlich habe ich auch deshalb Angst, dass sie im Stillen leidet. Unser Alltag ist halt einfach langweilig. Ich lebe allein, entsprechend passiert bei uns Zuhause auch nichts, womit sie sich mal beschäftigen kann, wenn von mir nichts kommt. Ich bin mit einem Labrador und einem Golden Retriever aufgewachsen und die waren ganz anders, wirkten einfach immer sehr fröhlich und ausgelassen. Zena ist sehr ernst und sehr ruhig, so war sie auch schon, als ich sie ganz jung bekommen habe.


    Ich weiß halt auch, wie sie ist, wenn ich mit ihr etwas mache, wofür sie brennt. Wir waren früher eine Zeit lang regelmäßig im Verein, haben RO gemacht und unsere Trainerin war ganz begeistert von uns und meinte, wir haben großes Talent. Mir macht Sorgen, dass sie sich andere Beschäftigungen sucht. Sie hat recht starken Jagdtrieb und ich glaube, würde ich ihr regelmäßig die Möglichkeit geben, ihrer Schnüffelleidenschaft nachzugehen, würde sie das sehr glücklich machen.

    Wenn ja: welches Verhalten zeigt sie wann und inwiefern ordnest du das als problematisch ein? Erzähl mal. =)

    Sie ist draußen manchmal sehr unter Strom. Sie hat einen recht ausgeprägten Wachtrieb und verbellt dann auch Menschen, die ihr unheimlich sind. Ich glaube, ich müsste da dringend dran arbeiten, müsste ihr stärkeren Rückhalt geben und das in Bahnen lenken, in denen es ihr damit besser geht. Eine sinnvolle Aufgabe würde ihr sicher dabei helfen.

    Ich habe dieses Forum entdeckt, bin einige Monate hier rumgeschlichen und traue mich nun, ein für mich sehr zentrales Thema zu starten. Ich hoffe auf Austausch, Zuspruch, Ideen, Kritik...oder was auch immer euch dazu einfällt.


    Kurz zu uns: Ich habe eine junge Hündin aus Rumänien, Zena, sie ist inzwischen ca. 1,5 Jahre alt und seit etwas über einem Jahr bei mir. Sie ist mein erster Hund und eigentlich läuft es meistens ziemlich gut zwischen uns und das obwohl ich total blauäugig ans Thema Hundehaltung gegangen bin und mir jetzt sehr bewusst ist, was da alles hätte schiefgehen können. Wir haben natürlich einige Baustellen, wobei ich denke, dass vieles dabei mehr an mir liegt, als an ihr und das lässt mich manchmal schon ziemlich zweifeln, ob es ihr wirklich gut geht bei mir und das zerreißt mich total. Aber von vorne:


    Ich habe seit dem Jugendalter immer wieder schwere depressive Phasen. Durch ein Trauma aus früher Kindheit habe ich noch heute manchmal schlimme Alpträume und schlafwandle. Außerdem habe ich sowas wie Migräne und bin manchmal einfach sehr erschöpft und muss tagsüber schlafen. Die letzte richtig tiefe Depression (Dauer ca. 3 Jahre) ist grade so ein bisschen am abklingen, aber mir geht es noch nicht wieder gut. Das liegt vor Allem daran liegt, dass ich dadurch, dass ich so lange in einem so tiefen Loch war, im Grunde alle meine sozialen Kontakte verloren habe und es schwer ist, wieder auf die Beine zu kommen, so lange ich ganz allein bin. Ich habe zwar ein paar lose Bekanntschaften aber keine richtigen Freunde. Kontakt zur Familie habe ich seit meinem Auszug vor ca. 10 Jahren nicht mehr. In diese Situation kam Zena.


    Ich hoffe, ihr verurteilt mich nicht. Ich weiß, dass ein Hund kein Ersatz für menschliche Kontakte sein kann und darf und ich hatte mich u.a. deshalb auch lange dagegen entschieden, einen Hund bei mir aufzunehmen, obwohl das schon immer mein Traum war. Während Corona ging es mir dann aber anfangs viel besser, logisch, denn plötzlich waren alle Menschen sozial ein Stück weit isoliert und nicht mehr "nur ich", das hat geholfen, dadurch habe ich mich "normaler" gefühlt. Ich habe, wie so viele, angefangen, im Homeoffice zu arbeiten, das mache ich auch erstmal dauerhaft. Während dieser Zeit bin ich dann nochmal so richtig tief in das Thema Hund eingestiegen und habe viel Zeit mit Hunden verbracht. Das hat mir unheimlich Spaß gemacht und dadurch dachte ich dann doch irgendwann, dass ich der Aufgabe, selbst einen Hund zu haben, gewachsen sein würde.


    In Zena habe ich mich, genauso wie mans nicht machen soll, anhand eines Fotos verliebt und sie dann 3 Wochen später von einer Raststätte abgeholt. Anfangs war es super hart und ich stellenweise verzweifelt, weil ich dachte, dass ich das alles nicht schaffen kann mit ihr, aber wir haben uns zusammengerauft und schon viel zusammen bewältigt.


    Aber nun zu meinem Hundeproblem:


    Ich habe Zena gegenüber ein schlechtes Gewissen. Immer. Jeden Tag. Ich habe Angst, dass ich ihr durch meine Erkrankung nicht geben kann, was sie braucht. Das sie hier verkümmert. Das sie selbst depressiv wird, denn sie ist ein sehr sensibler Hund. Das liegt daran, dass ich es leider sehr häufig nicht schaffe, alle ihre Bedürfnisse zu stillen.


    Die Grundversorgung ist selbstverständlich gegeben, wir gehen auch viel raus, aber ich schaffe es leider seit einigen Monaten gar nicht mehr, ihr darüber hinaus etwas zu bieten, obwohl ich weiß, dass sie das braucht. Ich glaube, sie hat totale Langeweile und Spazierengehen reicht ihr nicht. Aber ich schaffe es gerade einfach nicht, mit ihr richtig zu trainieren, ihr was für den Kopf zu bieten, ich habe keine Kraft dafür. Das schlechte Gewissen führt gleichzeitig dazu, dass ich viel sehr traurig bin und das merkt sie natürlich auch und ich habe das Gefühl, sie wird auch immer trauriger.


    Sie ist ein toller Hund und ich will nur das Beste für sie. Vielleicht wäre das Beste ein Zuhause, wo die Menschen ihr geben, was sie braucht und verdient? Gleichzeitig kann ich mir ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen, ein Stück weit hat sie mich schon "gerettet" und ich fühle mich deshalb sehr egoistisch.


    Ich bin in Therapie und gebe mir alle Mühe, dass ich wieder auf die Beine komme. Eigentlich wäre eine stationäre Therapie auch wirklich gut für mich, aber ich kann mir nicht vorstellen Zena für mehrere Wochen an eine fremde Person zu geben. Deshalb wären ein paar Gedankenanstöße gut, wie ich das mit Zena besser hinbekommen kann, wie ich ihr trotz meiner Probleme ein gutes Leben bieten kann, falls es die gibt. Ich hoffe, vielleicht durch eure Anregungen ein besseres Gefühl für sie und ihre Bedürfnisse zu bekommen und mich stückweise da hinzuarbeiten, wo ich leisten kann, was sie braucht. Ich weiß nicht, ob mir hier geholfen werden kann, aber ich dachte, ich versuchs einfach mal.