Beiträge von Benja&Finn

    Naja, also wenn man das alles soo schlimm findet, dann muss ich schon sagen, gib den Welpen lieber zurück, damit ihn jemand bekommt, der sich ehrlich freuen kann. Das hat der kleine Wuschel ja nicht verdient, dass man ihn sich quasi "schönsaufen" muss.

    Das würde ich aus dem beschriebenen Szenario nicht schließen. Ich bin hier die ersten zwei Wochen auch tausend Tode gestorben, meine beste Freundin durfte mich jeden Abend beruhigen, meine Betreuer, Mutter, Mitbewohner etc. ebenso.
    Auf einmal für ein Leben verantwortlich zu sein, eines dass selbst keine Verantwortung übernehmen kann und gerade am Anfang auch noch mal stärker gefährdet ist, dass ist unheimlich.
    Und die Sorge und Angst, diesem Lebenwesen das Leben zu versauen, in dem man Fehler macht, dass ist auch eine große Bürde. Auch die Angst und die Scham, andere Hundebesitzer halten einen für Unfähig oder sogar tiergefährdent ist einfach was, was man plötzlich vor Augen hat (zumindest ich).
    Es geht nicht darum, wie phöse Hundewelpen sind oder wie sehr man leidet.
    Es geht darum, Hilfe zu erfragen, auch mal einfach alles raus zu lassen und so aus dem eigenen Kopf raus zu kommen und das alles von einem anderen Standpunkt zu sehen, denn in dem Moment wo einen das Selber trifft, fühlt man sich einfach hilflos und noch schlimmer; man fühlt sich als würde man ein hilfloses Lebewesen schädigen und traumatisieren (war zumindest bei mir so).
    Klar ist das alles nur die Umstellung und Schlafmangel und Hunger und Durst und das trifft jeden anders.
    Aber es ist schon nicht unwichtig, dass man da auch ein bisschen gefangen wird. Am besten natürlich vom Sozialen Umfeld aber mir hat das Forum hier extrem geholfen, weil hier halt so viele Hundehalter sind, die klar sagen "Ey, atmen, mal ne Stulle essen, Hundetier ankommen lassen." und einem damit halt auch das Gefühl geben, dass hier gerade nicht die Welt untergeht.

    Jeder Mensch ist emotional anders gestrickt und geht mit Veränderungen anders um. Jeder geht anders damit um, wenn er eine Verantwortung hat, auf die er sich zwar vorbereitet hat, dann aber doch irgendwie anders ist, wenn man damit konfrontiert ist.
    Das muss man nicht immer nachvollziehen können, das ist okay.
    Jeder ist anders, dass macht die Welt ja so interessant.

    Mir ist neulich wieder was eingefallen, sitze mit Bruder im Bus (BVG, so ein Doppeldecker in der Innenstadt), Haufen Kinder kommt rein, so um die 9-12 und diskutieren laut am Telefon (ja alle an einem) ob sie jetzt die gemeinsame Freundin noch abholen, um zur goldenen Möwe zu gehen.

    Freundin, über Lautsprecher: "Ist die xy dabei? Ne dann steig ich jetzt nicht zu."

    Betretenes Schweigen, schließlich eines der Mädel tief entsetzt: "Also Schantalle (ja, so gesprochen) das hätte ich nicht von dir erwartet!!"

    Erste allgemeine Erheiterung bei Brüderchen und mir, über die Theatralik.

    Dann reden die Jungs, als wir an einer Stelle vorbei waren, dass sie da mal Abends langgelaufen sind und da ein gruseliger alter Mann war.

    Junge 1: "Ich hab denn dann umgeschuppst!!"

    Junge 2: "Häh? Hast du gar nicht!"

    Junge 1: "Aber ich wollte!!!"


    Wir haben echt an uns halten müssen, Kinder sind schon toll.

    "Aber ich wollte!" ist bei uns jetzt seit Jahren ein Dauerbrenner deswegen.

    Kann mich nur anschließen, das klingt nach Welpenblues. Eine Betreuerin von mir, die letztes Jahr Mutter geworden ist und meine eigene Mutter haben mir mega geholfen, weil sie da total den Babyblues drin erkannt haben.

    Auch hier im Forum hab ich mega Hilfe bekommen und konnte da besser abschalten. Es braucht ein Dorf, um Kinder zu erziehen, also frage mal in deinem "Dorf" (Sozialen Umkreis) ob dich jemand unterstützen kann: Dir zu hören, mal den Welpen nehmen, dich bissl unterstützen.

    Nimm Hilfe ruhig an, es tut wirklich gut, wenn einem Bewusst wird, die Welt da draußen ist noch da und nicht nur unheimlich und gefährlich.

    Und keine Scham. Dein Leben wurde mal eben komplett auf den Kopf gestellt. Da ist mensch schon mal überfordert. Das ist okay. Später wirste zurück schauen und lächeln können.

    [...] Tja. Morgens ein Spießrutenlauf zwischen Glasscherben, menschlichen Fäkalien, Pizzaresten (gleich attraktiv aus Hundesicht), schlecht gelaunten Nilgänsen und Berufsverkehr-Radfahrer:innen. Abends ein Spießrutenlauf zwischen Hallo-Sagern unter den Hundebesitzer:innen, Jogger:innen, Grillparties und noch schlechter gelaunten Nilgänsen.

    [...]

    Umgekehrt sind viele Sachen in der Realität viel, viel toller: WIE zauberhaft zum Beispiel ein Hund ist, der im Traum vor sich hinwufft und Kaninchen jagt, das sagt einem ja auch keiner.

    Was die Spießrutengänge angeht, bin ich so dermaßen bei dir. Hier das Selbe, ich bin so froh, dass meiner Kot uninteressant findet (Egal von welcher Spezies) und statt Pizza findet man Döner puzzlemäßig verteilt.

    Ich hab als Kind immer am Stadtrand gewohnt, deshalb bin ich die vielen "Tutnix" Hundebesitzer absolut nicht gewohnt. 20 Uhr ist hier Kriegszone was Hunde angeht.


    Aber wenn er dann am Abend meckert, weil er in den Schlaf geknuddelt werden will und dann träumt, ist es das alles wert :smiling_face_with_hearts:

    Das Welpen effektiv Babies sind.
    Ich hatte schon als Kind Hunde (also meine Familie hatte die, ich war ja zu jung, um die zu erziehen etc.) und wusste daher klar: Hohe Tierarztkosten, Zecken, Hund muss raus wenn er raus muss, hat seinen eigenen Charakter (einer war ein Terrier. Da lernste, wie stur so ein Tier sein kann, wenn es keinen Bock hat) etc. etc.

    Aber ich musste mich nie vorher um einen Welpen kümmern und einer der Betreuer meinte nach einer Woche auch zu mir (sie selbst hat letztes Jahr eine Baby-Pause gemacht): "Das ist wie ein Menschenbaby. Kannste nicht mal eben duschen gehen. Schlafen geht auch nicht, weil du immer mit einem Auge auf dem Floh bist, weil du Angst hast, der verletzt sich. Und wenn du ihn mal eine Stunde abgibst, damit du schlafen kannst, denkst du; man muss jetzt mal all das machen was liegen geblieben ist oder ihn gleich wiederzurück, weil du dich so sorgst."

    Die ersten zwei Wochen hatte ich wirklich konstant Angst, inzwischen denke ich nicht mehr 24/7 an den Hund. Ich erlaube mir manchmal sogar Hunger zu haben. Aber nur wenn er gerade schläft :woozy_face: