Bei Impulskontrolle wird am Anfang oft ja auch mit Leckereien/Spielzeug werfen angefangen. So a la, wenn es damit nicht klappt, kann es bei stärkeren Reizen auch nicht gehen.
nein, das ist meiner Meinung nach ein Überlegungsfehler und wenig zielführend.
Ich beginne lieber ohne aktiven Reiz. Denn das ist bereits eine weitere Lernstufe. Lieber schaffe ich zuerst ein Verständnis beim Hund, wie das geht mit sich zurückhalten. Das lernen sie ja optimal bereits von der Mutter und kann weiter ausgebaut werden. Langsam dann später mit sich bewegenden Reizen.
Impulskontrolle beginnt nach dem aufwachen.
In allen Situationen, wo der Hund etwas über Bewegung machen will, aber gerade nicht soll, kommt die Impulskontrolle ins Spiel.
Welpe will runter, ich trage ihn aber gerade die Treppe hoch
Anständig warten bis ich die Pfoten abgetrocknet habe
Einigermassen gesittet warten bis ich den Napf hinstelle
Nicht durch die Tür drängeln
Auf die Freigabe warten bis er zB ein Spielzeug nehmen darf im gemeinsamen Spiel
Nach dem anziehen des Halsbandes/ Geschirr noch einen Moment lang gesittet warten ohne hochzuschrauben
Zu anderen Menschen oder Hunden, Gegenständen etc hinwollen aber nicht dürfen
Tischbein fressen wollen, aber nicht dürfen
und so weiter und so fort.
Natürlich wird das mit dem Welpen spielerisch aufgebaut, trotzdem auch sehr klar. Gerade das Akzeptieren von Barrieren finde ich eine sehr schöne und ruhige Übung und schafft ein Verständnis beim noch jungen Hund. Ohne Druck, ohne Tara, einfach und ruhig mit Kommunikation.
Impulskontrolle hängt auch stark mit Frustrationstoleranz und akzeptieren eines „nein, jetzt nicht“ zusammen.
Das bedingt sich gegenseitig und muss auch immer mit allen Facetten geübt werden.
Das ist das, was ich weiter vorne gemeint habe. Der Alltag ist das Lernumfeld. Da passieren die wichtigen Dinge.
Man muss sich bloss bewusst machen, dass lernen IMMER stattfindet. Jede Minute ist das Hirn mit lernen und verarbeiten beschäftigt. Dann kann man das auch nutzen und wartet nicht mit „etwas lernen wenn das Training stattfindet“.
Somit kann man eine Leckerchen Übung machen, aber es ist nicht der „Einstieg in die Impulskontrolle“. Es ist bloss eine weitere kleine Übung in diesem grossen Bereich.
Ein Beispiel:
Für meinen jüngsten Hund - er wird 4 Jahre alt - ist die Impulskontrolle das Schwierigste, was es gibt auf diesem Planeten. Es ist ab dem Verlassen der Wohnung ein Thema, seit er auf der Welt ist. Immer. Täglich. (zu Hause ist er sehr entspannt und denkfähig)
Würde ich daran nur in „gezielten Trainingseinheiten“ arbeiten, würde er das in diesem Leben nicht mehr lernen.
Für ihn beginnt das schon, wenn ich ihm das Halsband anziehen möchte. Geht weiter wie wir die Wohnung verlassen, setzt sich fort in welchem Tempo und an welcher Position wer wo durch den Flur geht.
Durch die Tür, in die Tiefgarage zum Auto, vor dem Auto warten, wer steigt zuerst ein etc etc.
Er ist sicher ein extremes Beispiel. Zeigt aber dafür schön, was alles im Alltag zur Impulskontrolle gehören kann und zum trainieren geeignet ist.
so, jetzt habe ich den Faden verloren
was wollte ich eigentlich sagen?
„Ach ja.
Du schreibst von echten Reizen. Falsche Denkweise!
Es gibt keine echten oder falschen, keine guten oder schlechten Reize.
Es gibt nur für den jeweiligen individuellen Hund schwachen oder starken Reiz.
Reize kann man abschwächen, indem man Distanz aufbaut oder Tempo verlangsamt.
Ansonsten ist es eben ein lernen in allen Facetten.
Hat der Hund ein Thema mit Wild, beginnt auch dieses Training zu Hause im Kleinsten. Und baut sich weiter aus in schwierige Gefilde an schwierige Reize.
Ich kann von einem Hund nicht erwarten am Wild steady zu sein, wenn er jeden Tag wie ein Voll-Honk durch die Tür stürmt und alle anderen wegbombt dabei. So als Beispiel.