Natürlich ist das Jagen!? Das fängt im welpenalter damit an, Schmetterlingen oder Bällchen hinterher zu hetzen, oder auch nur danach zu schnappen und sie zu fangen. "Ach wie niedlich guck mal..."
Nur ist es halt nicht mehr lieblich, wenn in der Pubertät der Jagdtrieb genauso erwachsen wird wie der Hund, und es dann halt Katzen oder Hasen sind...
Erstmal, du schreibst, Freilauf sei unmöglich. Dann aber schreibst du du hättest sie nicht zurückrufen können. Wie geht das, wenn der Hund an der Leine ist??? Also stimmt das schon mal nicht, daß er nur an der Leine läuft. Der Hund gehört an die Leine!! Jeder Erfolg bestätigt sein Tun!
Da hast du bis zu diesem Zeitpunkt schon viele Chancen verpaßt, dagegen an zu arbeiten, wahrscheinlich, weil Du sie nicht erkannt hast. Das ist jetzt aber nicht als Vorwurf gemeint, ich bin beim ersten Jäger auch ziemlich drauf reingefallen, allerdings war der schon eineinhalb, als ich ihn bekommen habe.
So im Nachgang weiß ich, man hätte sich das Leben einfacher machen können
Das ist immer genau das, was ich so liebe im Internet, alle empfehlen, der Hund soll Ruhe lernen. Dabei ist es viel wichtiger, daß der Hund auch im jungen Alter ausgelastet ist, wie soll er sonst ruhig bleiben können??? Wenn ich Hummeln im Hintern habe, weil ich seit einer Woche lang keinen Sport mehr gemacht habe als hochleistungssportler, dann hilft es mir nicht, wenn mich jemand aufs Sofa schickt. Dann brauch ich Bewegung....
Ruhe ist gut und schön, aber wie schon angedeutet vor einigen Beiträgen, das bedeutet nicht, daß der Hund 24/7 sich nicht mehr bewegen soll! Es geht eher in Richtung, nicht zu viel zu machen, zwischendurch Pausen zu machen, ihm zu zeigen, wie man runterkommt. Eben nicht managerstundenplanmäßig, sondern, wenn man etwas tut, halt alle paar Tage mal was, und den Hund zwischendurch wieder zu sich kommen lassen. Das ist genauso wie mit dieser unsäglichen 5 Minuten Regel: gemeint ist, nicht länger als fünf Minuten dieselbe gleichförmige Bewegungsform ausüben lassen. Um das Skelett nicht zu überlasten, indem der Halter mit dem Junghund schon Fahrrad fährt oder so! Das bedeutet aber nicht, wie es vielfach interpretiert wird, daß der Welpe nur 5 Minuten am Tag raus darf!!! Auch da fällt der Hund nicht tot um, wenn man eine Stunde draußen ist, dazwischen Pause macht, den Hund schnuppern läßt, mal ein bis zwei Übungen einfügt, und zwischendurch mit dem Hund vielleicht einen kleinen Sprint einlegt, aus Spaß an der Freude.
Da muss man wirklich aufpassen, wenn man sowas liest, wie es gemeint ist, und bitte nicht alles wortwörtlich umsetzen.....
Punkt 1: Hund an die Leine nehmen!
Punkt 2: wie Du es bereits machst, Signale für Umorientierung bestätigen, IMMER und hochwertig. Der Hund wartet auf dich, prima. Du rufst ihn und er zuckt auch nur mit dem linken Ohr, prima!!! Sofort loben: "ja feiiiiin, schnell, komm her!" quietschen, damit er nicht nur zeigt, er hat Dich gehört, sondern auch tatsächlich kommt. Momentan bitte nicht mehr abrufen, wenn der Hund stark abgelenkt ist. Wenn er gerade pinkelt, kannst du nicht erwarten, daß er aufs Kommando los sprintet. Rufst Du ihn also in dem Moment, pinkelt er erst fertig, bevor er kommt, lernt also, daß ein Abruf fakultativ ist.... Ich mache das dann so: wenn ich sehe, Hund ist massiv abgelenkt, dann setze ich nicht den Abruf ein, sondern ruf den Namen. Je nachdem, wie er reagiert, verfahre ich weiter: stellt sich nur das Ohr auf, kommt ein leises vielversprechendes lockendes "schauuuu maaal!"- meist wird er dann neugierig und dreht sich zu mir, und dann kommt von mir ein "ja feiiiiiin, komm her!" Er wird damit also für jedes Zeichen, sich mir zuzuwenden, bestätigt, und ich rufe erst ab, wenn ich sicher sein kann, er wird sich dann auch sofort in Bewegung setzen. Damit wird der Abruf mit einer sofortigen Reaktion verknüpft.
Reagiert der Hund nicht auf den Ruf, während er abgelenkt ist, habe ich mir nichts kaputt gemacht.
Dann kann ich situativ reagieren: abwarten bis er die Schnupperstelle gelassen verläßt, und dann rufen. Oder an der Schlepp wackeln, klatschen, pfeifen, in der Hoffnung, er wird durch ein ungewohntes Geräusch aufmerksam, sodaß ich dann den Abruf einsetzen kann. Oder ich gehe hin, stupse ihn an a la "hey Du, mich gibt's auch noch, können wir bitte weitergehen sozusagen ein sanfter Unterbrecher, der ihn auf mich aufmerksam macht. So kann man sich herantasten daran, zu erkennen, in welcher Situation der Hund momentan kommen kann und in welcher nicht. Und dann gezielt an diesen üben.
Punkt 3: gezielt Impulskontrolle üben. Das können Alltagsdinge sein, denn daß es angesichts einer Herausforderung nicht klappt, weißt du ja momentan. Du bereitest Futter zu, und der Hund darf nicht hibbelig um dich herumrennen, sondern bekommt den Napf erst hingestellt, wenn er sich gechillt auf seinen Platz legt. Das nur als Beispiel. Du möchtest mit ihm das Haus zum Gassi verlassen, verläßt es aber erst, wenn er sich entspannt hinsetzt, die Leine hat anziehen lassen und ein bißchen beruhigt hat. Also kein: "sie nimmt die Leine??? Wuhuuuu *springhüpf" bestätigen! Du triffst den Nachbarn? Prima, dann kann er wunderbar daneben sitzen und Impulskontrolle üben, statt den Nachbarn fröhlich springend zu begrüßen. Und wenn Du irgendwo eine Katze siehst: "jaa, fein, das ist die Katze (und machst sofort einen fetten Bogen um die Katze!), da gehen wir einfach WEITER". Das Kommando weiter kennt bei mir jeder Hund. So zeigst du dem Hund, Du hast die Katze wahrgenommen, das ist nichts besonderes, und nennst ihm sofort das von Dir gewünschte Alternativverhalten, nämlich weitergehen statt hinterherrennen.
Punkt 4: ja, die jagdliche Auslastung ist tatsächlich wichtig, sonst ist der Hund nicht in der Lage, sich zu konzentrieren, weil die Lust zu jagen (das BEDÜRFNIS, zu jagen), sich immer mehr verstärkt im Kopf. Dann dreht sich natürlich alles nur noch um das Eine, dann ist eine Konzentration nicht mehr möglich. Jagdliche Auslastung können Suchspiele jeder Art sein. Zielobjektsuche, Geruchsunterscheidung, Fährten, Mantrailing, was ich immer mache ist die Version für Anfänger und Fortgeschrittene: Trockenfutterbrocken oder Wurststückchen in der ganzen Wohnung verstecken... Die ersten gut sichtbar mitten im Zimmer, dann vielleicht mal ein oder zwei in eine Ecke, unter der Heizung, neben dem Schuh getarnt, in einem Türgriff auf Nasenhöhe des Hundes, auf der Tischkante, unter den Teppich Fransen, im Körbchen,..... Hat der Hund das Spiel Begriffen, liebt er es! Für so etwas braucht man nicht mal unbedingt einen Trainer, Zeit, Kurse oder muß rausgehen.
Punkt 5: Zeit und absolute Konsequenz! Das geht nicht von heute auf morgen, du bekommst auch damit keinen Hund, der gelangweilt auf das Reh schaut, das passiert. Du wirst beim Jagdhund immer schauen müssen, immer dran arbeiten müssen, absolut konsequent sein müssen, einmal schleifen lassen wirft Dich immer wieder im Training zurück. Also Gassi mit Freilaufhund, während du mit sieben Kumpels quatscht oder am Handy telefonierst, kannst du mit diesem Hund schlichtweg vergessen. Du mußt schauen, wie ist er drauf, wo ist er, du mußt erkennen, wenn er sich plötzlich für einen Duft interessiert und dem nachgehen möchte, und ihn sofort abrufen können. Hast du eine oder zwei Wochen gar nichts mit ihm jagdlich getan, kannst du davon ausgehen, daß er die nächstbeste Gelegenheit nutzen wird, um sich davon zu machen. Hattest du eine Woche lang jeden Tag 100 Mann zu Besuch, und der Hund ist mega gestreßt, kannst du davon ausgehen, daß er die nächstbeste Gelegenheit nutzen wird, um sich davon zu machen.
Jagen oder einer Spur hinterhergehen ist auch eine "wunderbare Alternative" (für den Hund!! Nicht den Halter....), wenn man in einer großen Gruppe Gassi geht, und die ganzen Hunde einem einfach zu viel werden. Schwupps, weg ist der Hund. Ein Jagdhund im Streß nutzt die Streßbewältigungsmechanismen, die er kennt. Und die entspringen in der Regel dem Jagdkreis.... An solchen Tagen muß man dann halt auch künftig den Hund an der Leine lassen. Ist der Hund aber entspannt und ausgelastet kann man ihn laufen lassen. Wenn der Abruf dann mal funktioniert. Aber muß trotzdem immer die Augen auf ihm haben.
Denn sowas kann auch von einer Minute auf die andere umspringen. Hund tiefenentspannt, neben dir herdackelnd. Hasenspur 1- Hund nervös, hektisch. DAS IST DER MOMENT ZUM ANLEINEN!! Ein falscher Stolz, daß der Hund der Hasenspur widerstanden hat, ist an der Stelle tödlich. Jetzt ist er auf 180, und im nächsten Moment beim vielversprechenden Rascheln im Gebüsch ist er weg. Man muß auch unterwegs also erkennen, ob man den Hund noch laufen lassen kann, oder er jetzt zu aufgeregt wird.
Arbeit mit einem Jagdhund ist ein lebenslänglicher Job, du wirst nicht jetzt einen Kurs machen können und dann ist der Hund problemlos im Freilauf.
Das kann durchaus passieren, wenn der Jagdtrieb nicht allzu ausgeprägt ist. Andererseits spricht aber dagegen, daß er mit Sicherheit schon seit einem halben Jahr jagdliche Chancen nutzt, unerkannt von Dir. Wie gesagt, das fängt mit einem Schmetterling an, nachdem der Welpe gleich mal schnappt....
So, genug der Worte- ich hoffe ich habe dich nicht für immer und ewig verschreckt, aber bei einem Jagdhund muß man auch keine falschen Hoffnungen nähren, daß das mit einem Rückrufkurs erledigt wäre.