Beiträge von Awa1

    Psychische Erkrankungen und auch Neurodiversität sind halt so weite Felder, dass man da eigentlich gar nicht so per se werten kann.

    Danke, ich frag mich die ganze Zeit, wieso mir aufgrund des Autismus Souveränität abgesprochen wird :rolling_on_the_floor_laughing: Das geht wieder in die Richtung, entweder bist du ein Wrack, dann kannst du den Hund nicht führen, oder du bist keins, dann brauchst du ihn auch nicht. Ich bin kein Opfer, kein instabiles Wrack was ständig ausrastet, weil es überfordert ist oder heulend zusammen bricht und den armen Hund missbraucht als lebendes Kuscheltier. Ja, ich nutze den Hund in dem was er mir anbietet, und darüber hinaus werd ich ihm einiges beibringen (zum Beispiel so abartig unnatürliche Dinge wie Rückruf, bei Fuß gehen, an der Leine laufen, absitzen und ablegen, wenn ich das "befehle", fressen zu ignorieren was er gefunden hat, andere Hunde nicht unhöflich zu behandeln, alles Dinge die er von sich aus nie tun würde, weil gegen seine Natur ist - was er mir anbietet ist dagegen nicht gegen seine Natur). Und ja, er bekommt eine Verantwortung, weil er einen Job hat. Die meisten Hunde übernehmen Verantwortung, wenn sie ihnen entspricht, zB ihre Leute beschützen wenn nötig. Wenn sie meinen, es wäre nötig. Muss man ihnen halt sagen, dass diese oder jene Fähigkeit nicht vonnöten ist.


    Ich vermute, auf dem Spektrum von "Mein Hund darf alles selber entscheiden und wird zu nichts gezwungen und von ihm wird weniger verlangt als von einem dreijährigen Kind" bis hin zu "Mein Hund muss funktionieren, ichhab ihn schließlich gekauft und geb ihm Futter und er hat zu parieren" ist jeder Hundehalter ein bisschen woanders verortet. Ich schätze, ich bin in diesem Forum weiter auf der Nutztierseite als die meisten, die Hunde nur zum Vergnügen halten. Ist okay so.

    Wenn man zu etwas veranlangt ist, dann fällt das einem einfach. Wenn man aber quasi 24/7 immer die Verantwortung hat zu schauen das es dem Menschen gut geht

    Und was, wenn der Hund zu dieser Aufgabe veranlagt ist? Müsste man ihn dann zwingen, es zu lassen? Und wie macht man das?


    ...Ich hab ja nach Meinungen gefragt, dann muss ich sie auch anhören ;-) Meine Fragen sind nicht provokant gemeint, falls das so rüber kommt. Ich erahne nur bei dem Thema, dass die Hunde, die bei uns leben, anders betrachtet werden als andere Tiere. Was ich als Denkfehler werten würde, weil es keine Rolle spielt ob Tierleid sich in unserem Haus oder weit weg abspielt. Mag aber auch sein dass ich mich irre.

    Wo es allerdings in Richtung ihrer Instrumentalisierung geht finde ich es nicht mehr akzeptabel.

    Ist das bei Hunden anders zu bewerten als bei Schweinen?


    Und basiert nicht die komplette Arbeitstierhaltung auf Instrumentalisierung? Und die Zucht? Eigentlich die komplette Tierhaltung? Ich meine, wer ein Haustier hält, tut das außer im Tierschutz doch, weil ER es will. Der Hund ist doch gar nicht in der Position, eine Entscheidung zu fällen, ob er lieber im Rudel wildernd im Wald leben würde.


    Instrumentalisierung schließt aber Zuwendung, Zuneigung und Fürsorge nicht aus. Wenn ein Hund seinem Menschen eine Arbeitsleistung anbietet, auf die er gezüchtet wurde (zB Schutztrieb, Wachtrieb, Jagdtrieb), dann ist er ziemlich glücklich diese ausführen zu dürfen. Instrumentalisiere ich nicht einen Wachhund auch als Alarmanlage, einen Jagdhund nimmt dem Jäger auch Arbeit ab...

    ...den ersten Absatz verstehe ich nicht sicher. Wenn ich ihn richtig verstehe, wurde die Frage nah dem dauernd "an" sein doch schon diskutiert in Hinblick darauf, dass der Hund nur anspringt wenn etwas im Argen ist, wie eben ein Wachhund, und Hunde sowieso immer auf ihre Umwelt reagieren? Also ein Hund der im Rudel auf Spaniens Straßen unterwegs ist, würde doch auch nicht verpennen wenn der Rest des Rudels sich in Bewegung setzt. Und am besten hilft man so einem Hund doch, indem man dafür sorgt, dass es wenige Situationen gibt, die problematisch sind, und wenn doch, dass er klare Handlungsideen hat? Diese Hilfeleistung ist ja nichts spezifisches für Assistenzhunde, sicher werden die Hunde ausgesucht, die das tun - aber ihnen wird das ja nicht beigebracht. Was ihnen beigebracht wird, ist nur, darauf zu reagieren. Wenn der gleiche Hund dann in einer Familie landet, in der er nicht beigebracht bekommt, was zu tun ist, ist er alleine mit dem Problem. Dann kommt sowas raus wie bei dem Hund gestern, was ich auch als problematisch ansehe.


    Deinem letzten Absatz stimme ich absolut zu - genau so sehe ich das auch. Hab ich auch so geschrieben. Aber entscheidet die Familie sich, den zu behalten, müsste er trotzdem zuallererst Mal rausgeführt werden aus seiner Hilflosigkeit. Glaub nicht, dass das geht dort. Ich hab sowas zuvor aber auch noch nicht erlebt.

    Passt doch gar nicht zum Thema. Ich dachte es geht um "überarbeitete Hunde".

    Ich finde schon. Weil beides in den Bereich Überforderung fällt. Es ging ja zwischendurch mal darum, ob der Hund in Situationen Stress bekommt, wenn er nicht weiß, was zu tun ist, und aber keinen Stress bekommt, wenn ihm klar ist, was zu tun ist.


    Wenn ein erwachsener Hund weiß, wie er zu handeln hat, und die Erfahrung gemacht hat, dass eine Situation so gefahrlos gelöst werden kann, hat er ja weniger Belastung als ein Hund, der solchen Situationen ausgesetzt ist, und keine Lösung hat.


    Der Hund in der Familie hat keinen Job, aber hätte er einen, ginge es ihm vielleicht sogar besser in der gleichen Situation. Hier könnte ein Job (nicht in diesem Fall, die Umgebung passt meines Erachtens nach noch nicht) sogar Entlastung bedeuten.


    Neurodiversität ist keine Krankheit. Und auch nicht zwingend ein Problem für den Menschen, und auch für sein Haustier nicht. Das kommt in erster Linie auf das Umfeld an, ob es ein Problem ist und wie sehr, Stichwort Doppelempathie zB. Viele neurodiverse Menschen verstehen Tiere besser als neurotypische Menschen, insofern wären diese Züchter nicht besonders gut informiert, wenn sie das zum Kriterium machten, da gehört schon ein bisschen mehr zu an Umfeldanalyse ;-) Für den Fall, dass es dich interessiert, Temple Grandin hat einige Bücher zu dem Thema geschrieben.

    ...ich habe jetzt einen Fall erlebt, bei dem ich tatsächlich wohl darauf plädieren würde den Hund abzugeben. Familie, Mehrheit der Personen mit Neurodiversität, wenig Lösungsansätze. Hund ist massiv unruhig, fiddelt ganz krass in Stresssituationen (schon kaum ansprechbar wenn Besuch kommt, "der freut sich so"), ist absolut hilflos. Spürt total viel, bekommt aber grade dann keine Hilfe und Anweisungen, sondern bleibt sich selber überlassen. Normalerweise denke ich, Hunde können bei Neurodiversität total viel bringen und helfen, aber dem Knilch geht es nicht wirklich gut. Also ja, nach gestern unterschriebe ich, dass es diese Probleme gibt, allerdings hat der Hund keinerlei Job und soll kein Assistenzhund sein oder sonstwas, hätte er das gelernt ginge es ihm wahrscheinlich wesentlich besser. Wobei ich in diesem Fall auch nicht sehe, dass ein Hund großartig Hilfe stellen kann, dafür ist es einfach noch viel zu krass und unstrukturiert. Also seh ich hier auch eigentlich keine Möglichkeit, dem Hund zeitnah so viel beizubringen, dass der klar kommt. Sonst ein absolut toller Hund, die würden garantiert schnell jemanden finden, der den nimmt und wahrscheinlich auch hinkriegt.

    Okay... ich geb mir Mühe. Bei sowas tu ich mich echt sehr schwer, dass HH unterschiedlich trainieren und andere Ansätze verfolgen verstehe ich gut, aber dass man die Bemühungen anderer torpediert erschließt sich mir überhaupt nicht. Selbst wenn ich nicht verstehe, was jemand da warum entscheidet und tut mit seinem Hund, ist gegenarbeiten oder Verweigerung von etwas, um das ich gebeten werde, doch auf keinen Fall im Sinne des Hundes. Jemand der erkennbar grade mit seinem Hund arbeitet, sollte auf Unterstützung zählen können finde ich. Mindestens eben auf Rücksicht.

    Ich hätte meinen nicht spielen lassen.

    Nö, hab ich auch nicht. Ich hab dann sie Situation genutzt, um meiner klarzumachen dass sie friedlich bleibt und ich den anderen Hund blocke. Aber ich finds schade, dass Hundehalter so wenig kooperativ untereinander sind, also so wenig zusammen arbeiten. Ansich hatte ich geplant weiter daran zu arbeiten, dass sie den anderen Hund gar nicht erst groß anschaut und bei mir bleibt. Ich entscheide gerne selber, was ich grad üben möchte, weil ich nur weiß, wie die letzten 5 Begegnungen gelaufen sind und wo sie grade einen Lernfortschritt hat, an dem ich anknüpfen möchte. Sie wird nämlich deutlich entspannter wenn ihr völlig klar ist dass kein Kontakt stattfindet, und diese Klarheit wurde da wieder infrage gestellt, obwohl sie an der kurzen Leine war, was für sie eigentlich bedeuten soll "Nee mit dem spielen wir jetzt nicht Fang den Fifi". Hab außerdem nachher gesehen warum die den nicht anleinen wollte. Erstens müsste sie sich da bücken und die war wirklich alt, das schien ihr schwer zu fallen, und zweitens hat ihr Hund Rufen mehr so als allgemeine Idee aufgefasst. War also wirklich Aufwand für sie.

    Ich hatte vorhin noch eine Begegnung, meine auf Sichtweite angeleint, weil die grad doof ist, Pubertätsproll mit Hang sich ihr Ego zu polieren, hat grad gemerkt dass sie groß und stark und schnell ist. Also erstmal nur sehr ausgewählte Kontakte und erst wenn ich dem anderen Halter deutlich gemacht habe, wie sie drauf ist. Eine alte Dame mit ihrem freilaufenden Hund habe ich gebeten ihren eben bei sich zu halten (ob sie anleint oder ins Fuß nimmt ist mir egal, Hauptsache der rennt nicht zu meiner), sie das Übliche "Der ist aber lieb." "Ja toll, meiner aber nicht." "Ja das merkt meiner dann schon...." Ja, und meine hat dann wieder eine Erfahrung die sie nicht haben soll, nämlich fremden Hund durch Prollgehabe in die Flucht geschlagen...


    Ich versteh auch nicht wieso Leute sich, wenn ich explizit darum bitte, keine Sorgen um ihren Hund machen, wenn meiner 5 Mal so viel wiegt. Klar kann der weglaufen, aber nur mal angenommen, ich könnte meine nicht halten, oder bin unaufmerksam - dann ist trotzdem ihr Hund platt, auch wenn ich dann natürlich unverantwortlich war. Es gibt halt Hundebesitzer, die ihren Hund nicht so sehr unter Kontrolle haben, da wäre mir der Schutz meines Hundes wichtiger als die Faulheit keine Leine dranmachen zu wollen. Grad wenn ich einen Kleinen hab, der auch ohne böse Absicht vielleicht was abkriegen würde.


    Ich hab ehrlich gesagt bisher nur geübt, meine aus dem Spiel abzurufen wenn es mir zu wild wurde - das geht, aber nicht so prompt wie ich mir wünschen würde. Ansonsten fehlt mir auch ein bisschen das Verständnis für die Kommunikation, ich seh schon recht viel (zumindest mehr als so mancher HH, dem ich erkläre dass ich meinen Hund rausrufe weil seiner so gar keinen Spaß mehr hat, der seinen Hund mit einem fröhlichen "die machen das unter sich" von meinem jagen lässt), aber kann trotzdem nicht prognostizieren, was passieren wird. Deshalb mach ich das jetzt mit Anleitung meiner Trainerin.

    Darfst du, ich bin Autistin. Ob man das als Krankheit bezeichnen sollte, lass ich mal außen vor, anderes Thema. Ich bin also nicht angewiesen auf ihr Anzeigen, sie macht es halt - soll ich es ihr verbieten? Sie würde es auch bei jedem machen, den sie zu ihren Leuten zählt. Ich habs nie geübt, sie hat es nie gelernt, sie tut es eben. Sie wird dafür auch nicht belohnt, sodass ich es verstärke - ich sehe keine Veranlassung, es ihr zu verbieten. Und bin davon überzeugt, dass es ihr gut geht.