Beiträge von Awa1

    Macht das Sinn?

    Ich glaube ja. Ich glaube auch, dass für Arwa dieses Aufpassen zu Hause nicht der belastende Punkt ist. Und diese Supermarkt Geschichten wesentlich mehr "Arbeit" sind. Ich bin in der glücklichen Situation das meistens so legen zu können, dass ich schauen kann wie es ihr geht. Und ganz ehrlich: Ja es ermöglicht mir Teilhabe, aber es gibt auch Lieferdienste. Wenn ich nicht kann und der Hund schräg drauf ist, ist mein Überleben nicht davon abhängig, dass der Hund arbeitet. Und dass sie irgendwas muss (außer Rückruf etc), da sind wir noch nicht. Wir waren schon im Supermarkt, und wir sind gestern hier das erste Mal seit einer Weile durch eine Art Fußgängerzone gelaufen (hab sowas ca 3 Monate ausgesetzt, weil sie läufig wurde/war/danach noch eine Weile irgendwie entwickungstechnisch bisschen in Welpenzeit zurück gefallen ist und nur Spielen im Kopf hatte, keine guten Voraussetzungen für Reizüberflutung fand ich), es ist definitiv anstrengender für sie als durch den Wald zu latschen. Ich hoffe ich finde die richtige Gratwanderung zwischen Gewöhnung und Überforderung.

    Wie cool, danke für eure Beiträge :upside_down_face: Freu mich.


    HSH arbeiten im Team, deshalb sind da immer mehrere Hunde, was für jeden auch ausreichende Tiefschlafphasen bedeutet, weil derweil die anderen die Umgebung im Auge behalten können.

    die machen sich also quasi einen "Schichtplan" und teilen sie selbstständig ein? Ich mein, Erdmännchen bekommen das ja auch hin, aber ist schon toll.


    Die würde wohl sehr unter Strom stehen, wenn sie den ganzen Tag aufpassen müsste, ob ein Allergen zur Tür hineinweht.

    Klar, das ist ja super einfach abzugrenzen, und es ist ja nur dann relevant wenn du vorhast da rein zu beißen, oder? Das ist ja klar abgegrenzte Arbeit.


    Die Bezeichnung als Nutztier zeigt dies ja nun auch .... hmmm .... hier findet halt eine Güterabwägung statt ....

    Ja, genau. Zur Erklärung, ich habe die Bezeichnung genutzt, um deutlich zu machen, dass ich von meinem Hund Arbeit annehme und auch einfordere (jetzt noch nicht, sie ist 11 Monate alt, einfordern findet momentan ausschließlich im Training/Grundgehorsam statt), aber im Gegenzug eben die Verantwortung trage, dass sie Ruhe bekommt, beste Versorgung, und ich mir verdammt viel Mühe gebe, den Hund zu verstehen. Und laut meiner Trainerin auch extrem schnell sehr gut darin geworden bin. Arwa ist nämlich sehr klar in der Kommunikation, sie sagt wenn sie muss, wenn sie essen will, wenn sie spielen will, etc.


    Auch und gerade im Assistenzhundewesen gibt es Dinge, die einfach nur tierschutzrelevant sind...

    Da bin ich mir sicher. Es gibt ja auch immer wieder Hunde, die für eine Arbeit verkauft werden, zu der sie gar nicht fähig sind. Oder kranke Hunde, die arbeiten sollen. Dass keineswegs alles eitel Sonnenschein ist, hatte ich in meinem Thread auch beschrieben, da hatte sich nämlich anfangs die Situation ergeben, dass ich und Hund überfordert waren. Deshalb habe ich die Trainerin gebeten, den Hund nochmal zurück zu nehmen, und dann haben wir Schritt für Schritt wieder aufgebaut und beim zweiten Mal hat es geklappt. Aber ja, es warnt einen auch niemand vor, wie das aussehen kann, und das kenne ich von mehreren Assistenzhundehaltern, mit denen ich Kontakt habe. Ich fände es sehr wichtig, darüber zu informieren, das war auch Intention für meinen Pfoto Thread, dass in Sendungen gerne mal das Ergebnis gezeigt wird, und auch das nur Ausschnittweise. Und ja, Zeit, Energie, Versorgungsbackup, finanzielle Rücklagen etc müssen genauso da sein wie bei jedem anderen Hund, wahrscheinlich sogar mehr, wenn die Person mit dem Hund alleine ist. Da würde ich mittlerweile jedem entweder die ganz klare Absprache mit Trainer darüber, dass der Hund jederzeit dahin kann treffen (so war es bei uns) oder ein Netzwerk von 4, besser 5 Personen, weil immer alle schnell zusagen einen niedlichen Hund zu nehmen, aber im konkreten Fall dann eben leider jetzt grade mal eben nicht können. Ganz ehrlich: wäre meine Trainerin nicht 300 Meter weiter, wäre mein Mann nicht da, wäre Arwa nicht so wie sie ist, ich hätte aufgeben müssen.


    Das kann ich mir nicht so recht vorstellen. Cortisol wird als Stresshormon ausgeschüttet, wenn der Hund in einer belastenden Situation nicht handeln kann. Der Assistenzhund kann aber handeln und wenn er ein paar mal erlebt hat, dass sein Handeln das belastende Ereignis verhindert/ beendet, wüsste ich nicht, warum das Wachen Stress sein soll.

    So kenne ich das auch. Und so erlebe ich es bei meinem Hund auch. Anfangs war es noch so, dass sie noch nicht abgeschaltet hat, bis der Blutzucker gestiegen ist, also da waren so 5 Minuten obwohl ich etwas unternommen hatte noch stressig für sie - mittlerweile weiß sie, wenn ich esse, dass alles okay sein wird. Und wir haben eben auch ein "Kommando", wenn ich sie verstanden habe, aber nicht sofort etwas unternehmen kann (denn es gibt Situationen, in denen es halt faktisch einfach so ist), lege ich ihr die Hand an eine Körperstelle und sage ihr, dass ich verstanden habe. Ich hab ein schönes Video, sie findet ich sollte etwas essen, ich zeige ihr, dass ich das mache, sie prüft, was ich da esse und schaut mich danach erwartungsvoll an (das ist kein Betteln dann, sondern eher sowas wie "Ja nun mach, steht doch da", ich leg ihr die Hand dahin und sage sehr ruhig "Danke, hab verstanden", und dreht sich um und legt sich hin und pennt ein.


    Ich denke mal, das Leben eines Assistenzhundes kann stressig sein wie das eines jeden Hundes, wenn seine Menschen sein Wesen und seine Bedürfnisse nicht gut verstehen. Wenn das aber stimmt, ist der Hund mit Aufgabe nicht im Nachteil, vielleicht hat er sogar besser.

    Ja! Ich denke auch, die Kommunikation ist der Knackpunkt. Zumindest bei uns, in manchen Fällen löst Kommunikation wirklich nicht alles.


    Ich denke mal, das Leben eines Assistenzhundes kann stressig sein wie das eines jeden Hundes, wenn seine Menschen sein Wesen und seine Bedürfnisse nicht gut verstehen. Wenn das aber stimmt, ist der Hund mit Aufgabe nicht im Nachteil, vielleicht hat er sogar besser.


    Kritik kann ich aber bei Autismus-Hunden nachvollziehen. Das ist ein verdammt breites Spektrum dass ein Hund abdecken muss. Und vieles muss der Hund komplett allein entscheiden, braucht dafür seine Augen und nicht nur seine Nase. Heißt er ist die ganze Zeit in Hab-Acht-Stellung.

    Aber selbst hier, kann man z.B. in Foren nachlesen, dass der Hund bewusste Pausenzeiten bekommt, bzw. nach den Anzeigen raus genommen wird.

    Beim Autismusspektrum zum Beispiel, kommt innerhalb des eigenen Hauses relativ wenig vor, wo der Hund ständig aufpassen müsste.

    Lustig, meine wird Autismushund. Deshalb verstehe ich nicht ganz, warum ausgerechnet das ein Problem sein kann. Man muss vorher wissen, was der Zweck des Hundes sein soll, wozu man ihn braucht, und nicht hingehen und sagen "Ich bin Autist, ich brauch einen Autismushund und der hilft dann". Zumal die Bereiche sich eh überschneiden. Meine hat irgendwann dann klare Aufgaben (im Supermarkt an der Kasse nach hinten abschirmen, Auto finden, bei Meltdown auf eine bestimmte Art auf mir zu liegen, rechts oder links neben mir gehen und "kontaktlaufen" ODER mich aus Menschenmengen rausziehen, bei letzterem weiß ich noch nicht genau was ich möchte), in die wird sie kommandiert und die Aufgabe hat ein klares Ende.

    Abgesehen davon zeigt sie an wenn ich essen muss, wenn ich zu wenig getrunken habe (das aber nur wenn ich ihr vorher erlaubt habe, meinen Mund gründlich abzuschnüffeln), und wenn ich kurz vor Meltdown stehe. Das sind Aufgaben, die natürlich permanent irgendwie im Hintergrund laufen. Lösung fürs Essen hab ich oben beschrieben, Lösung fürs Trinken brauche ich nicht, weil sie das nicht ständig prüft, Lösung für Meltdown: Sie bekommt etwas, das sie dann tun kann, und so wie sie liegt spürt sie mein Herz und ich ihres, und ich passe meine Atmung an ihr Herz an. Ich schätze irgendwann kann ich ihren Herzschlag einschätzen, wann sie wie unter Stress steht oder nicht... Ich kann extrem genau die Zeitspanne zwischen Herzschlägen abschätzen, und damit die Regelmäßigkeit prüfen. Hab aber bisher noch nicht genug "Daten" um ein Muster zu erkennen. und sie merkt, dass mich das ungemein beruhigt. Ich kann übrigens im Meltdown zunehmend Kontrolle erlangen, also ich kann ihr auch vermitteln, dass sie mir hilft bei der Selbstberuhigung.


    Was die Ruhe angeht: Sie schläft nicht in unserem Zimmer, damit geht es ihr auch gut. Sie ist also nachts sowieso nicht in Reichweite für irgendein Anzeigen. Pennt einfach durch. Tagsüber schläft sie auch sehr viel, ich hab halt die Verantwortung, dass ich nicht in einen Zustand komme, in dem sie zu viel Arbeit hat. Ich schätze, sie schläft/döst mindestens 17 Stunden, nach einem Anzeigen hat sie sowieso erstmal 3 Stunden Ruhe verordnet. Sie träumt auch wenn sie bei mir liegt und hat Tiefschlafphasen. Also Dauerstrom erkenne ich echt nicht. Ich bin aber auch einfach absolut überzeugt davon, dass es der passende Hund für mich ist, sie ist einfach ein wahnsinnig in sich ruhender Hund. Klar, gab Phasen in denen sie nicht zur Ruhe kam, Zahnwechsel, dann eine Pubertätsphase in der sie Schwierigkeiten hatte, was mir grade jetzt erst auffällt, in den Zeiten hat sie nicht angezeigt, in ihrer Läufigkeit auch nicht. Also sie kann durchaus auch einfach mal neben der Spur sein und dann mit sich beschäftigt. Da das Anzeigen keine Hilfeleistung war, die ich für mich wollte, sondern der Hund es halt einfach gemacht hat, stört mich das gar nicht. Ich fordere das nicht ein, nehme es aber an.


    Ich kenne übrigens einen PTBS Hund, der von meiner Trainerin ausgebildet wurde, ein Border Collie. Der ist schon länger im Dienst, soweit ich das beurteilen kann geht es dem blendend. Munter, bewegungsfreudig, kommunikativ...

    Was einem vorher niemand sagt, was aber ein wichtiger Punkt ist denke ich: Man ist mit so einem Hund dazu gezwungen, auf sich zu achten, damit der Hund es nicht tun muss, man hört auf frei zu sein, sich zu misshandeln (das, was ich im Bereich Training bei mir selber abgezogen hab grenzte an Misshandlung). Bei mir wars so: Für mich selber hab ich es nicht gemacht, mit mir bin ich recht rücksichtslos, aber für den Hund war ich dazu bereit. Um den zu schützen. Und ja, irgendwie bewirkt der Hund schon ein Wunder. Eklig pathetisch, aber diese Seite ist auch wahr. :dog_face:

    Ich hab den Thread hier mal eröffnet, weil sich in meinem Pfoto Thread eine interessante Diskussion ergeben hat zum Thema Hunde mit Jobs. Es ging um meine Assistenz Azubine, und die Frage, ob dem Hund zu viel abverlangt wird und um Parallelen zu sonstigen Jobs für Hund.


    Aufhänger war glaube ich die Tatsache, dass eine Anzeigehund rund um die Uhr im Standby ist und eigentlich nie Freizeit hat, weil er ja immer überwacht, ob er anzeigen muss oder nicht. Ich sehe hier die Parallele zu einem Wachhund, der ja auch rund um die Uhr reagiert, wenn jemand das Gelände betritt, aber auch sehr entspannt ist wenn alles in Ordnung ist. Ich schreibe hier jetzt bewusst nicht, wie das bei uns aussieht und wie ich damit umgehe, weil das alles im Pfoto Thread steht, hier geht es um die allgemeine Diskussion, also auch sämtliche anderen Jobs die Hunde so haben und auch einfach die Tatsache, dass es soziale Wesen sind, die hochempfindlich für ihre Umwelt sind. Nicht alle, es gibt bestimmt Dumpfbacken die nicht ganz so viel mitbekommen, aber generell halte ich Hunde für sehr sensibel.

    Arwa hats anfangs kaum ausgehalten, ich glaube aber mittlerweile, dass sie nicht unhöflich sein wollte. Sie wollte immer dabei sein, aber Körperkontakt war eher so: Einen Kontaktpunkt, der Rest bitte auf Distanz. Seit ich ihr (weil sie mein Assistenzhund Azubi ist) gezeigt habe, dass ich es schätze, wenn sie auf mir drauf liegt, kommt sie super gerne an und wirft sich gegen meinen Oberkörper und mag Kontaktliegen total gerne. Ich hatte echt das Gefüh, dass das eine Sache von respektvoller Distanz war, die sie anfangs gezeigt hat. "Zwangsgekuschelt" wurde sie erst als die Trainerin, bei der sie vorher war, gesagt hat der Hund liebt es gekrault zu werden. dann hab ich sie mir einfach geschnappt und in Kraulposition gefüttert, und irgendwann war das Eis gebrochen und Hundi sitzt abends in den Startlöchern, bis sie aufs Sofa darf und wälzt sich dann halb auf mich drauf.


    Wie viel: Ich entscheide. Wenn ich mag, ja, wenn ich nicht mag, kommt sie auch ein paar Tage ohne intensiv kuscheln aus. Wenn sie mal bei der Trainerin ist (eine Art Hundepension mit Ausbildung), ist sie mit 8 Junghunden zusammen, ich glaub nicht dass sie da noch menschlich geknuddelt wird - macht ihr aber auch nix. Ist sowieso ein extrem genügsamer Hund. Sie nimmt, was sie bekommt, und wenn das mal nicht drin ist, ist es auch okay so.

    Ab einer bestimmten Größe und Ernsthaftigkeit bin ich dann doch froh, wenn ne Leine dran ist.

    Ich kann das total verstehen - trotzdem liegt es eben immer am Halter, das einzuschätzen. Ich mach bei meinem Schäferhund bei jeder Hundebegegnung die Leine dran, weil ich weiß, wie sie da drauf ist, und ich bitte auch andere HH eben ne Leine dran zu machen, um zu verhindern dass deren Hunde ankommen ohne dass abgesprochen ist, wie die drauf sind, ob die Größe passt und ob beide klar und sicher kommunizieren können. Bei Menschenbegegnungen nicht, weil ich genau weiß, dass vorbeigehende Menschen 100 Prozent ignoriert werden und sie ausweicht wenn jemand auf sie zu gehen sollte. Deshalb reicht bei Menschenbegegnungen eben ein bei Fuß. Ich finde das einfach zu pauschal formuliert, aber wenn es explizit an die Threadersteller geht, unterschreibe ich sofort - dem will ich auch nicht unangeleint begegnen. Vor allem wenn er eben außer Sichtweite geht, das ist echt gefährlich, weil ja auch der andere Hund provokant drauf sein kann.

    Darf ich Deinen Gedanken, dass nach all der Wegerzieherei von unerwünschtem Verhalten noch "Arbeit" für den Hund übrig bleiben muss, in meinen Plagiatsrepertoire aufnehmen? Das trifft es haargenau, nicht nur bei Schäferhunden.

    Darfst du. Profundes Wissen, haha, ich bin Neuling :smiling_face_with_halo: Aber danke. Ich wusste wie gesagt nicht, worauf ich mich bei einem Schäferhund einlasse, aber bin glücklich mit ihm, auch wenns ganz anders ist als ich dachte. Aber ich bin ja vielleicht auch ganz anders als Hundi dachte...

    Auch der besterzogene Schäferhund, egal wie klug und treu, gehört bei Begegnungen mit anderen Hunden oder Menschen an die Leine!

    Hmmmm. Ich finde, ein simples bei Fuß gehen muss ausreichen, wenn es zuverlässig ist und der Hund sichtbar kein Interesse am anderen Hund/an Menschen zeigt. Ich muss meinen Hund unter Kontrolle haben, klar, aber das geht auch ohne Leine. WENN es denn geht. Mein Schäferhund ist 100 mal mehr unter Kontrolle als so manch kleiner Fifi den wir treffen, den ich dann von meinem angeleinten Schäferhund entfernen muss.


    Können uns drauf einigen, dass jeder Hund, egal welcher Größe, zuverlässig mindestens 2 oder 3 Meter vor jedem anderen Lebewesen fern gehalten werden muss.

    Ich muss zugeben, ich hab die Klugheit meiner Hündin auch unterschätzt. Bis meine Trainerin mich mal fragte, ob ich nicht merke, dass der Hund grade mich steuert :rolling_on_the_floor_laughing: Sie mag halt keinen Besuch, ich also "Och Mensch, der Hund hat bestimmt Angst oder ist unsicher, ich belohne ihn mal immer wenn er ruhig ist und nicht den Besuch fixiert..." Der Hund so: "Ah, alles klar, Besuch fixieren bedeutet, die beschäftigt sich mit mir statt mit dem Besuch, also optimal ist das nicht, aber ein guter Kompromiss... können wir so machen." Klug war sie, treu auch weil sie den Besuch von mir oder zumindest mich vom Besuch fernhalten will, weil sie dem Besuch nicht traut und deshalb meint auf mich aufpassen zu müssen. Klug und Treu, aber eben aus Hundesicht. Ich wollte es so :rolling_on_the_floor_laughing:

    ...Nachtrag: Vermutlich profitiert ihr noch von der Arbeit des Vorbesitzers. Kann also durchaus sein, dass alles schlimmer wird, nicht besser. Wenn ihr nicht Zeit/Geld/Energie in die Hand nehmt, Trainer sucht, Plan erstellt, was Prioritäten sind und daran arbeitet. Jeden, verdammten Tag.

    Als relativ frisch gebackene Schäferhundbesitzerin hier mal mein Senf dazu: Du verschätzt dich gewaltig in dem Hund.


    Ich bin als Kind mit einer Hündin aufgewachsen und habe als einzige in der Familie als ich dann alt genug war den Hund erzogen. Da war ich dann so 12 und der Hund 7 Jahre alt. Ich hab alles ohne Ahnung gemacht und es hat erstaunlich gut funktioniert, aber nicht weil ich so ein Genie bin sondern weil mein Hund damals einfach sehr sehr lieb und sehr sehr dumm war - der hat nicht, wie ich meinte, auf meine Kommandos gehört sondern einfach versucht Ärger aus dem Weg zu gehen und meine Körpersprache lesen gelernt. Und meist richtig erraten was ich von ihm will.


    Ich also gut vorbereitet in Projekt erster eigener Hund (so mit allem drumherum, als Kind bekommt man eh nur die Hälfte mit davon was eigener Hund bedeutet), gleich mit Ausbildung als Assistenzhund und gleich eine, sagen wir nicht übliche Rasse, nämlich ein Schäferhund. Keinen deutschen, aber das ist hier egal.


    Dein Hund zeigt jetzt erst Ansatzweise seinen Wachtrieb, das bedeutet, was ihr da an Meldungen habt mitten in der Nacht wird NICHT weniger, sondern mehr. Wenn ihr nicht gegenarbeitet. Wenn ihr gegenarbeitet, wird er möglicherweise reagieren und das reduzieren, aber es wird mehrere Phasen geben in denen er das trotz gelerntem Reduzieren wieder von sich aus hoch fahren wird. Wenn ihr bis dahin nicht ganz stabile Führung habt, könnt ihr das nicht händeln und der Hund entscheidet, wann und wen er meldet. Egal ob ihr schlaft oder sonstwas, ggf sogar grade dann. Das tut er nicht, weil er euch ärgern will oder "nicht gehorcht", sondern weil sein Trieb ihm sagt, dass er euch damit seine Arbeitskraft zur Verfügung stellt, er möchte damit FÜR euch arbeiten. Wenn ihr sowas nicht wollt von dem, also 100 Prozent gar nicht, gebt ihn weg.


    Wenn der Hund sich selbstständig macht, könnte das sein Jagdtrieb sein. Schön, dass er wieder kommt, aber er darf nicht jagen. Wenn das so ist, gilt hier das gleiche: Das sind erste Ansätze, mehr nicht. Das kann sich gut und gerne vervielfachen wenn er erwachsen wird - bis dahin, dass ihr ihn gar nicht ohne Leine lassen könnt, nicht weil ein Schäferhund dazu tendiert immer abzuhauen, sondern wieder, wenn ihr es nicht schafft, den Kerl zu führen.


    Der WILL geführt werden. Führung bedeutet, ihr müsst ihm eure Sprache beibringen - und zeigen, dass ihr das ernst meint, was ihr ihm sagt. Und ihr könnt mit so einem Hund die nächsten 2 Jahre mindestens NICHT entspannt im Wald herum laufen und euch mit etwas anderem als dem Hund beschäftigen. Ihr müsst immer ein Auge darauf haben, wie der Hund sich bewegt, wohin er schaut, ob er steif wird, ob er etwas oder jemanden fixiert, ob er einer Fährte folgt, und wenn ihr das nicht tut, dann werdet ihr und euer Hund das ausbügeln, weil jedes Mal wenn ihr nicht reagiert auf so etwas sich das dann folgende unerwünschte Verhalten bestätigt und festigt - JEDES Mal wenn so etwas passiert, könnt ihr 10 Trainingseinheiten rechnen um das auszubügeln. Davon bestimmt bei euch 2-3 bezahlt mit Trainer, also rechne pro Fehler 150 Euro. Das mag am oberen Rand liegen, ist aber keinesfalls unrealistisch. Einfach weil euch offensichlich der Zugang zu dem Hund fehlt, ihr müsst erstmal verstehen, was in dem Kerlchen passiert.


    Schäferhunde sehen recht früh erwachsen aus, aber glaub mir, dein Hund ist nicht erwachsen und bis dahin vergeht noch eine lange, lange Zeit.


    Die viel gerühmte Treue des Schäferhundes bedeutet nicht, dass er an eurer Seite bleibt wenn er lieber jagen gehen möchte. Sie bedeutet etwas anderes: Der Hund wird, wenn ihr irgendwann eine Bindung habt, die jetzt noch schwach bis nicht vorhanden zu sein scheint, euch seine Fähigkeiten zur Verfügung stellen wollen. Das ist etwas, was ich vorher auch nicht verstanden habe, wie das funktioniert. Der Hund bietet euch dann an, für euch zu arbeiten. Beim Schäferhund kann diese Arbeit sein, euch zu beschützen - klingt toll, ist es aber nicht. Bedeutet im Klartext ihr habt viel Arbeit damit, dem Hund zu kommunizieren, dass ihr dies nicht braucht, denn sonst beißt er früher oder später jemanden den ER als Bedrohung einschätzt, nicht ihr. Es kann sein, dass er euer Heim bewacht - klingt auch toll, ist es ebenfalls nicht: Er wird Besucher entfernen wollen. Es kann sein, dass er für euch jagen geht - muss ich euch nicht erklären, wie das aussieht. Es können 20 andere Sachen sein, die ihr vermutlich nichtmal erkennen würdet - nicht weil ihr doof seid, ich hab sie bei meinem auch nicht erkannt, sondern weil er eben Hundesprache spricht. Aber für den Hund bedeutet das, er versucht euch etwas zu sagen und ihr beschimpft ihn dafür weil dieses "sagen" unfassbar nervt. Und er wird entweder aufhören und seinen Frust irgendwo ausleben (wollt ihr nicht) oder er wird weiter machen bis eure Nerven versagen und ihr gewalttätig werdet oder ihn wegsperrt. Wollt ihr auch nicht.


    Und jetzt stell dir das Leben des Hundes vor. Er hat keine Arbeit, obwohl er für euch arbeiten will, und alles was er euch anbietet aus lauter Treue, lehnt ihr ab und verbietet es ihm, gebt ihm aber keine Alternative. Glaubt ihr, er wird glücklich? Klug und Treu ist genau das, was ihr NICHT braucht. Ihr habt die Beschreibung einfach missgedeutet. Ihr braucht eigentlich harmlos, lieb, bisschen dumm, am besten klein. Sorry, falls das gemein klingt :rolling_on_the_floor_laughing: Ich meine das nicht böse, meine erste Hündin war unfassbar dumm, aber lieb und der perfekte Familienhund.


    Nehmt euch Zeit und schaut realistisch auf die nächsten 2 Jahre. Kein Rausgehen ohne Training. Kein Besuch ohne Training. Kein Tag ohne Training, weil alles Training ist für den Hund. Ihr müsst ihm alles zeigen, ihm vermitteln was ihr von ihm wollt und was nicht, und wenn ihr alles was ihr nicht wollt weg habt, muss eine Arbeit für den Hund übrig bleiben. Und wenn das nicht drin ist in eurer Zeit/Geduld/Geld Planung, gebt ihn ab. Für den Hund, nicht für euch. Je länger ihr ihn habt, desto mehr Stress bereitet ihm der erneute Wechsel, Schäferhunde mögen das nicht, die Bezugsperson zu wechseln. Und ihr bekommt ggf Schwierigkeiten den los zu werden wenn erstmal Verhaltensweisen richtig etabliert sind, die niemand will.


    Realistisch: Ihr wollt diesen Hund nicht. Nicht so, wie er ist. Ist wollt etwas anderes.