Beiträge von Ernalie

    Ich habe schon Mal einen Hund abgegeben. Zwar nicht den, der länger bei mir war, leicht gefallen ist es mir dennoch nicht.


    Der Hund passte einfach absolut nicht in mein Leben. Ich hatte ihn als Welpe aufgenommen und er war, trotz viel Training und Hilfe von einer tollen Trainerin mit Einzeltraining, ein totales Nervenbündel. Ich war durch viele äußere Faktoren auch nicht in der Lage, mein Leben an den Hund anzupassen und hätte es aber ehrlicherweise auch in dem Ausmaß nicht gewollt. Er war ein richtig lieber Junge. Super gelehrig, das Training mit ihm hat mir irre viel Spaß gemacht. Aber sobald der Hundeplatz verlassen war und der Arbeitsmodus aus, war er nur noch am jammern, fiepsen und nahm die Wohnung regelmäßig auseinander. Von jeder Unregelmäßigkeit toootal irritiert. Ne Menge Training in Frustrationstoleranz, Impulskontrolle und Alltagszeug machte es geringfügig besser. Aber lange nicht so, dass es okay war. Er tat mir einfach unheimlich leid und für uns war es auch nicht schön.


    Ich fand eine junge Frau, die sich in ihn verliebte und ihn nehmen wollte. Sie lebte viel reizärmer als wir und war Special effects schon von ihrer verstorbenen Hündin gewohnt. Sie hat es sich zugetraut und ich hatte ein gutes Gefühl. Also zog er um. Ich hab super viel geweint. Ich habe vorher IMMER gesagt, dass ich niemals einen Hund abgeben würde. Ich hab mir Vorwürfe ohne Ende gemacht.


    Nunja. 3 Jahre später, wir haben immer noch Kontakt. Sie ist absolut happy mit ihm. Er hat seine Spezialitäten durchaus immer noch. Dafür ist er mit ihrem Sohn ein absoluter Traum und er macht gerade die Begleithundeprüfung. Er lebt deutlich reizärmer als hier bei mir in der Großstadt und da fallen die Probleme von damals nicht so ins Gewicht und spielen einfach teilweise auch keine Rolle. Es sind ihr einfach vollkommen andere Dinge wichtig als mir. Wir haben einfach unterschiedliche Leben. In ihrs passt dieser Hund mit seinen Eigenschaften.


    Dort ist der Hund glücklich. Und ich bin glücklich, dass ich mich durchgerungen habe, ihm ein besseres Leben zu ermöglichen. Auch wenn es noch so hart war für mich, diese Entscheidung zu treffen.

    Ich möchte nochmal meine 2 Cents zum Thema "Anforderungen an den Hund" loswerden.


    Ich finde, dass die Anforderungen an einen Hund eben anders werden, wenn man eine Familie hat. Als ich noch alleine (oder in Partnerschaft) war, konnte ich mich auch viel besser auf einen Hund einstellen oder eben im Zweifel sogar mein Leben danach ausrichten. Daher war ich immer relativ offen und hatte nur begrenzte Wünsche an den Hund. Ich hab mir nur vorgestellt, was ich mit dem Hund machen möchte, und dann nach meinen Interessen einen dafür halbwegs passenden Hund gesucht.


    Nun ist das aber anders. Auch bei mir. Das Leben ändert sich. Ich habe ein Kind und viele Kinder im Familienkreis. Ich möchte den Hund sogar bei meiner Arbeit einsetzen. Da ist es doch nur folgerichtig, dass ich einen Hund suche, der möglichst gut in mein Leben passt. Nicht nur für mich, sondern vor allem auch für den Hund. Denn er soll ja mit dem, was er bekommt, glücklich werden. Ich finde nichts schlimmer, als wenn Menschen sich einen Hund zulegen und dann an seinen natürlichen, herbeigezüchteten Eigenschaften herumdoktorn, damit er möglichst die Eigenschaften, für die er gezüchtet wurde, nicht mehr zeigt.

    Also ist es doch besser, wenn jemand seine Wünsche explizit formuliert als blind einen Hund zu kaufen, der da gar nicht rein passt. Das Einzige, was ich mir hier gewünscht hätte ist, dass auch formuliert wird, was man denn dem Hund auch bieten kann und nicht nur, was man von ihm möchte (oder auch nicht)


    Aber Wünsche äußern bedeutet ja nicht, dass man nicht in gewissen Punkten auch Abstriche machen kann. Mache ich zB in Bezug auf mögliche Bellfreudigkeit und Jagdtrieb und zugegebenermaßen auch der Optik beim Pudel. Und das ist eben das, was man sich dann genau überlegen muss, wenn man merkt, dass ALLE Anforderungen nicht in einem Hund zu haben sind. Wo genau kann ich am ehesten meine Prinzipien aufgeben und welcher Hund wird auch mit dem, was er in meiner Familie bekommt, glücklich?

    Naja, also erfahrungsgemäß kostet Hundesitting auch ne ganze Menge Geld, da wäre vielleicht überlegenswert, ob eine Reduzierung der Arbeitszeit sich nicht doch rechnet.


    Ansonsten würde ich vielleicht nochmal versuchen, dem Chef wenigstens nen Teil Home Office abzuverlangen. Ich weiß nicht, ob man da mit Gewohnheitsrecht argumentieren kann, aber immerhin hast du Azkaban jetzt auch sehr lange mitnehmen können. Und natürlich finde ich auch, dass es dem Kollegen nicht zumutbar ist, jetzt plötzlich seine Angst überwinden zu müssen. Aber genau so wenig finde ich, dass man jetzt von dir verlangen kann (auf der menschlichen Ebene, auf der Arbeitsrechlichen weiß ich es nicht), urplötzlich und vollkommen ohne Entgegenkommen irgendeine Lösung zu finden. Möglicherweise sowas wie 5 Stunden Präsenz, 3 Stunden Home Office?

    Ich hatte mich eigentlich ziemlich eindeutig auf eine Züchterin festgelegt, wo es für mich sofort passte von allen Bedingungen her.


    Ich hab auch bis vor wenigen Wochen noch steif und fest behauptet, dass die Zeit keine Rolle spielt und es nur darum geht, einen möglichst passenden Hund für uns zu finden... Naja, wenn dann alle guten Vorsätze über Bord fliegen, weil man sich sooo sehr einen Hund wünscht, dann wars das dann mit: "Zeit spielt keine Rolle" |) :ka:

    Wir überlegen tatsächlich gerade, ob wir mit dem nächsten Hund überhaupt noch eine Versicherung abschließen oder nicht.. Die Beiträge sind in den letzten Monaten ja echt explodiert.


    Freunde von uns zahlen jetzt bei der Agila genau das, was sie auch im Jahr als Limit haben. Lohnt sich also quasi 0.


    Ich habe bei Lena vom Welpenalter an eingezahlt und bis kurz vor Schluss nichts von der Versicherung zahlen lassen. In 15 Jahren hat sie die Versicherung ganze 1200€ (incl. Euthanasie) gekostet... Beitragserhöhungen hatten wir dennoch ständig..

    Ich weiß, kann auch anders laufen. Aber wenn ich doch genau das einzahle, was ich auch raus bekommen kann, ist die Rechnung doch ne Nullnummer?


    Möglicherweise informiere ich mich nochmal über OP- und Unfallversicherungen. Aber was die Krankenversicherung angeht bin ich sehr unsicher.

    Leider hat das Decken nicht geklappt. Die Hündin wollte einfach nicht. Naja, ich bin der Überzeugung, dass es dann vermutlich schon seinen Sinn hatte.


    Leider hab ich meine gesamte Entspanntheit verloren - vor nem halben Jahr hab ich noch gesagt: "Ach naja, irgendwann kommt der passende Hund. Ob nun dieses Jahr oder nächstes..". Aber inzwischen vermisse ich das Hundeleben so sehr, dass ich jetzt doch leider echt ein wenig traurig bin, dass im Oktober kein Hund bei uns einzieht. :verzweifelt:

    Normalerweise ist es doch so, daß ICH meinem Hund Stabilität und Sicherheit geben sollte. Daß ICH für den Hund da bin. Daß der Hund im Alltag entspannen kann, es sei denn, er arbeitet gerade gezielt.

    Genau das meine ich damit, dass man dem Hund da ggf. auch eine zu große Aufgabe überträgt.

    Ich verstehe durchaus, dass der Hund Menschen eine wichtige Stütze sein kann. Aber da gibt es eben meiner Meinung nach Grenzen.


    Dass du aber Depressionen aufgrund Dysbalancen (oder Lebensereignissen, Mängel, anderen Krankheiten, Medikamenten…) als Pipifax (gerissene Fingernägel - gehts noch!) abtust ist auch Mist. Diese Depressionen sind zwar besser adressierbar, aber deswegen noch lang nicht harmlos und sie können genauso schwer sein und Menschen genauso in den Suizid treiben.

    Danke für diese wichtige Richtigstellung. Das ist doch hier kein "wessen Depression ist schlimmer?". Es geht darum, in wie fern man mit einer Depression in der Lage sein kann, sich angemessen um einen Hund zu kümmern und wo es ggf schwierig werden könnte.

    Ich hatte eine Depression "wegen eines eingerissenen Fingernagels" (traumatische Geburt mit Nahtoderfahrung) und war definitiv nicht mehr in der Lage, mich um den Hund angemessen zu kümmern. Und das ging immerhin auch über 1,5 Jahre. Also ich erkenne da nicht richtig einen Unterschied zu einer "richtigen" Depression.

    Ich litt nach der Geburt meiner Tochter 1,5 Jahre lang an Depressionen. Ich kann (leider) einen Gegenpol aufstellen zu denjenigen, die durch ihren Hund animiert wurden, am Leben teilzunehmen. Ich war froh, dass mein Mann und meine Familie sich in der Zeit sehr gut um meine Hündin gekümmert haben. Denn ehrlicherweise wäre sie in der Zeit extrem zu kurz gekommen. Ich hatte nämlich absolut keine Kraft dafür, mich nur einigermaßen angemessen um sie zu kümmern. Denn dazu gehört ja auch noch mehr als diverse Gassis am Tag. Und ich hatte, obwohl ich wusste, dass der Hund sehr gut versorgt wird, ein irre schlechtes Gewissen, weil ICH, die diesen Hund vor Jahren als Hunde-Baby aufgenommen und aufgezogen hat, die eine seelenverwandtschaftliche Verbindung zu dem Hund hat, sich nicht kümmern kann.


    Jede Depression ist anders. Womit ich nicht sagen will, dass ich das grundsätzlich nicht empfehlen würde. Ich glaube aber, man braucht ein sehr verständnisvolles Netzwerk. Denn leider sind Depressionen nicht immer für jeden nachvollziehbar. "Ich muss heute länger arbeiten, kannst du den Hund nehmen?" klingt leider für die meisten Menschen sinnvoller als "ich schaffs nicht aus dem Bett, nimmst du bitte den Hund?".

    Dazu kommt, dass man auch in der Lage sein muss, um Hilfe zu bitten. Ich habe viele Menschen kennengelernt, die es einfach nicht schaffen, sich und anderen eine vermeintliche Schwäche einzugestehen. Darunter würde in dem Fall der Hund leiden und das wäre nicht okay.


    Sicher kann ein Hund auch gerade für psychisch kranke Menschen eine Stütze sein. Nur sollte man sich dann sehr gut damit auseinandersetzen, welche Verantwortung ein Tier tragen kann und darf und wann die "Aufgabe" dann doch zu viel ist.