Alles anzeigenDu hast es hier schon richtig erkannt. Sobald er Fahrradfahrer sieht, kommt er in einen Tunnel. Er richtet sich auf, fixiert die Fahrradfahrer. Man merkt richtig, wie die Anspannung steigt, je näher die Fahrradfahrer kommen. Es ist dann manchmal möglich, ihn mit Leckerlis etwas aus dem Tunnel zu holen, der Blick geht aber immer wieder zu den Fahrradfahrern.
Wenn wir umdrehen, dreht er sich zB auch immer wieder um.
Am Wochenende war es so schlimm wie noch nie, da hat er einfach jedes Fahrrad angesprungen und böse angebellt. Wir haben auch eine Pause auf einer Bank neben der Straße gemacht. Ich habe die Leine an der Bank befestigt, es kamen Fahrradfahrer, Smartie hat nichts gemacht. Okay, nichts stimmt nicht, er wollte losstürmen, da die Leine aber an der Bank befestigt war, ist er schon direkt am Anfang so hängengeblieben, dass er nur 10cm los konnte. Danach war er direkt aus dem Tunnel und hat mich angeschaut. Der Fahrradfahrer war plötzlich egal. Ich vermute hier, dass der feste Rückstoß ihn überrascht hat, die Bank bewegt sich im Gegensatz zu mir keinen Zentimeter weit wenn er losstürmt.
Das Fettgedruckte hat mich angesprungen:
Okay, was machst du, wenn dein Hund sich aufrichtet, weil er am Horizont einen Radfahrer sieht?
Wirkst Du da auf ihn ein? Bringst du Abstand rein? Oder bist du dann nur noch Statist?
Wie kann es sein, dass du dich mit deinem Hund nah genug an Radfahrer befindest, dass er sie anspringen und böse anbellen kann?
Und, kannst du den Hund denn nicht halten, so dass er dich hinterherzieht? Dann hast du die falsche Technik. Lass dir das zeigen, wie man einen Hund begrenzt, so dass der nicht auf die Seite rüberspringen kann, wo die Radfahrer fahren.
Dass sich das Problem verschlimmert hat, kann ich gut nachvollziehen, siehe Wasserdusche.
Jetzt geht es darum, dem Hund erstens sowas wie "Pause" beizubringen, sprich, sich zusammenzunehmen. Das lernen in unserer Hundeschule die Welpen und Junghunde in der allerersten Kursstunde.
Hund befindet sich neben dir, du sitzt zb auf einer Bank oder stehst herum, Fuß auf der Leine, so dass der Hund nicht weg kann. Hund kann sitzen, stehen, liegen (von selbst hinlegen hab ich immer bestätigt, indem ich dem Hund ab und an ein Leckerli zwischen die Vorderfüße hab fallen lassen) und dann vergeht eben Zeit, bis der Hund völlig entspannt.
Das übt man zuerst zu Hause. Dann in einer ruhigen Ecke im Garten, allein. Dann, wenn es klappt und der Hund sich tatsächlich ruhig hinlegt ganz von selbst, dann kann man das mal auf einer ruhigen Nebenstraße probieren, oder wenn eine Nachbarin Hallo sagt. Das Signal ist dann, Fuß auf der Leine bedeutet Entspannung, Warten und Pause.
Erst viel später kann man dann dieses Kunststück zb an einem Wanderweg einfordern, wenn man Rast macht oder unter stärkerer Ablenkung. Vielleicht kommt man dann nach einiger Zeit auch dahin, dass es funktioniert, wenn der Hund einen Radfahrer sieht (zb im Biergarten, wenn er liegt und Radfahrer kommen in den Hof gefahren).
Das kann man dann sogar aktiv üben.
Jetzt den Hund ohne Vorbereitung mit seinem Trigger zu konfrontieren, ohne dass er gelernt hat, wie er sich selbst reguliert, finde ich ehrlich gesagt unfair. Du bindest ihn an der Bank an, und er springt in die Leine und wird vom Ruck zwar gestoppt, aber gelernt hat er nichts, außer dass die Bank stärker ist als er. Das erinnert mich an Leute, die ihren Hund mit Leinenaggression am Laternenpfahl schnell festbinden, weil sie ihn nicht halten können. Als erste Hilfe vielleicht noch okay, aber lernen tut der Hund so nichts.
Dein Hund muss lernen, mit seiner Umwelt zurechtzukommen und dafür Strategien entwickeln, wie er das am besten kann. Du musst ihn da durch lotsen. Er hat ja sonst niemanden, und wenn er selbst entscheidet, siehst du ja, was rauskommt.
Wo seid ihr denn ungefähr her, dann empfiehlt euch sicher jemand gute Trainer, die euch das nötige Handwerkszeug vermitteln, um eurem Hund zu helfen.
Wenn ich einen Fahrradfahrer sehen, lenke ich seine Aufmerksamkeit auf mich, durch bestimmte Übungen, die uns unser Hundetrainer beigebracht hat. Das hat anfangs gut funktioniert, der Blick ging allerdings dennoch öfters wieder zum Fahrradfahrer und seine Anspannung wurde merklich höher. Dann war es gefühlt immer eine 50 50 Chance, ob er gleich losstürmt, oder nicht. Manche Fahrradfahrer waren ihm auch egal.
Es ist jetzt nicht so, dass er in die Nähe der Fahrradfahrer kommt. Wir gehen wenn möglich an den Rand, um einen Abstand zum Fahrradfahrer zu haben.
Halten kann ich ihn auch gut (so standhaft wie eine Bank bin ich dann aber auch nicht).
Die Ruheübung haben wir im Welpenkurs auch geübt, das hat auch immer gut geklappt. Klappt praktisch immer, außer bei sich schnell bewegenden Gegenständen.
Hier fällt mir gerade noch ein Beispiel ein, bei dem Smartie ausflippt. Meine Freundin hat Pferde, die er auch seit kleinauf kennt. Wenn sie auf dem Reitplatz reitet, setzen wir uns da öfters zu. Reitet sie langsam, liegt Smartie schön ruhig neben mir und schaut sich die Weltgeschichte an. Sobald sie schneller an uns vorbeireitet, stürmt er los. Hier zeigt er dann das gleiche Verhalten wie bei den Fahrradfahrern.