Donna63
Ich glaube, das ist ein wenig „Typfrage“. Ich bin bisher recht unemotional an alle Tierübernahmen herangegangen. Für mich war die Frage immer eher, ob ich mit dem, was gezeigt wurde, arbeiten kann.
Drasleona
Ja, ich meinte Deine Beiträge in früheren Threads, ich habe mal kurz quergelesen.
Das mit dem „nach Pfeife tanzen“ hattest Du mal in dem Thread eines anderen Users als Frage geschrieben, deshalb habe ich es aufgegriffen. Auch das ist ein wenig Typfrage. Habe ich bei der Übernahme unserer Auslandshündin bemerkt. Ich bin ein tendenziell eher zurückhaltender Mensch und habe wenig Probleme damit, mich im Verhalten Anderen anzupassen (so lange ich das möchte). Mein Mann ist sehr impulsiv, fordernd und aktiv, er tut sich da deutlich schwerer.
Das hatte ich bei Übernahme von Lilly sehr unterschätzt. Ich wusste, was es heißt, einen Angsthund um sich zu haben. Er wusste es in der Theorie, wie einschneidend es für ihn in der Praxis war (für mich war es das nicht), das hat sich da erst gezeigt. Und er hatte eine zeitlang schon das Gefühl, arg nach „Lillys Pfeife tanzen“ zu müssen. Nicht, weil sie fordernd war, sondern weil sie halt einige Regeln und Einschränkungen mit sich gebracht hat und das Verhaltenskontrolle erfordert hat.
So Sachen wie die Jalousie etwas leiser hochziehen, Türen ohne Schwung zumachen, vielleicht nicht in höchster Dezibelstärke fluchen, wenn eine Kleinigkeit schiefgeht, peinlich darauf achten, dass die Wohnungstür nie aufgeht, wenn die Haustür offen ist … Für mich überhaupt kein Problem, für ihn war es sehr anstrengend und teils auch frustrierend.
Es ist schon so, dass sich ein hier sozialisierter Hund mit größerer Wahrscheinlichkeit schneller in Euren Alltag einfindet als ein Hund, der aus anderen Lebensverhältnissen kommt. Deshalb finde ich es tatsächlich wichtiger, dass man sich seinen eigenen Alltag und seine Wünsche anschaut, als schon ein genaues Bild vom Hund zu haben. Dass man weiß, wie flexibel das ist.
Es geht nicht darum, ob Du schon fest eine Entwicklungszeit beurteilen kannst, sondern Dich fragst: „Welches Thema würde mich wahrscheinlich frustrieren, wenn ich da in Zeit xyz keine Fortschritte in Richtung meiner Vorstellungen sehen würde.“ Wobei sich da natürlich auch alleine dadurch etwas ändert, dass der Hund da ist. Es ist nur eine Selbsteinschätzung dahingehend, ob man bereit ist, auch mehrere Monate bis Jahre an bestimmten Themen zu arbeiten bz. sich mit einem Status Quo abzufinden, den man sich eigentlich anders vorgestellt hätte.
Zur Frage des Jagdtriebs (das war auch ungenau von mir ausgedrückt): Nach Deiner Beschreibung ist die zweite Hündin eher impulsgesteuert, unkonzentriert und springt sehr schnell auf Reize an. Jagdtrieb hat an sich jeder Hund, aber je nach Reizaffinität und Reaktivität schlägt der mal schneller oder langsamer in „Aktion“ um. Und Hündin 2 liest sich aktionsbereit und recht gewillt, eigene Interessen zu verfolgen
. Letztlich ist es Glaskugelleserei, aber bei einem reaktionsfreudigen Hund (und ich finde Reaktionsfreude prinzipiell klasse und eine tolle Basis für eine Ausbildung), würde ich eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür ansetzen, dass er auch auf Sachen reagiert, bei denen ich das nicht so toll finde.