Alles anzeigenFrage an die Eltern, ehemaligen Schüler*innen und Lehrer*innen unter euch:
ich bewerte gerade Klausuren.
Aufgabe war, das gleiche Bild (Vorlage) zwei mal zu zeichnen, einmal "nah, dynamisch, dramatisch" und einmal "distanziert, klar, nüchtern, dokumentarisch".
Eine Schülerin hat das ziemlich gut gemacht.
nah, dynamisch -> wilde Malerei, hohe Kontraste
dokumentarisch -> brave Kreuzschraffur, niedrige Kontraste
war überwiegend gut gelöst.
Dann kam ich zum erläuternden Textteil. Und in dem stellt sich heraus, dass sie die Bildentscheidungen völlig falsch zugeordnet hat. Sie verstand das offensichtlich total gestisch gemalte Bild als distanziert, das nüchtern schraffierte als nah und dynamisch.
Sie hat das auch auf die Rückseiten der Bilder geschrieben, das hatte ich zuvor nicht gesehen.
Nun wäre es natürlich "richtiger" ihr ganz viele Punkte für die praktische Arbeit abzuziehen. Dann kriegt sie ne ziemlich schlechte Note.
Oder ich tu so, als hätte ich das nicht gesehen, dann fehlen ihr die 15 Punkte (von 100) für den Textteil vollständig. Die Note wird dadurch besser ausfallen. Aber ich weiß nicht, was sie dann daraus lernen soll.
Und ob das nicht inkorrekt wäre.
Sie ist halt eigentlich so eine 1+ Schülerin.
Puh.
Was würdet ihr machen/euch gewünscht haben?
Gespräch suchen würde ich auch.
Aber ich fühle mich da zurückversetzt in meine Sek II. Ich: weiblich, blond, klein, zierlich.
Mit den Attributen kann man unmöglich in Mathe, Physik, Info und Astro die gleiche Punktzahl haben wie der Superschüler, der aussah wie eine Mischung aus Harry Potter und Nerd - sah zumindest unser Lehrer so. Oder man kann durchaus die gleiche Punktzahl haben und dennoch unterschiedlich bewertet werden.
Wäre nicht rausgekommen, wenn wir beide nicht befreundet gewesen wären und unsere Arbeiten verglichen hätten. Dabei fiel regelmäßig auf, dass bei ihm mehrere Augen zugedrückt wurden und er sogar falsche Ergebnisse abgehakt bekam und bei mir korrekte Ergebnisse und Antworten auf Teufel komm raus als falsch markiert waren. Begründung war: dass mein Freund das eigentlich weiß und eigentlich ein Super-Schüler ist.
Aber ganz uneigentlich und faktisch hat er mehr Fehler gemacht als ich. Nachweislich.
Der Lehrer hat am Ende meine Zensuren aus meinen Arbeiten rausgeschnitten. Nicht nur, weil ihm das peinlich war. Sondern, weil ich dann keinen Nachweis mehr hatte.
Also besser bewerten weil "eigentlich" weiß sie das... das ist mies und nicht deine Aufgabe.
Dann bewertest du nach Sympathie und nach "sie weint dann", aber nicht nach tatsächlicher Leistung.