Beiträge von BellaMN

    Tja, aber was ist, wenn man das Kind hat, das andere schlägt. ...

    Dann ist das so. Die Frage ist immer: Wie gehst du damit um.


    Ob das Probleme beim ruhigen Sitzen sind im Restaurant oder lauthals durch den Supermarkt toben - viele Eltern greifen bei ihren Kindern gar nicht ein und lassen machen. Weil, die Kinder müssen sich ausleben und "Nein" und Grenzen oder einfach mal rausgehen sind ganz ganz böse. Da müssen alle anderen durch. Denn die Bedürfnisse von allen anderen zählen nicht in dieser Welt.


    Und genau das ist eben nicht bedürfnisorientiert. Das ist egozentrisch hoch 10.

    Die bedürfnisorientierte Welt ist für mich (in meinem Umfeld) ganz oft ein lustiges Plakat, das mit tatsächlicher Bedürfnisorientierung nix zu tun hat.


    Mal so als Beispiel, das sich bei mir richtig festgefressen hat im Gedächtnis. Eine ehemalige Freundin hatte sich der Sache verschrieben. Aber so richtig. Sie schwärmte immer von anderen selbsterklärten Supermüttern, die auf ihren Blogs Geschichten aus dem Alltag zeigen und wie großartig sie das doch mit bedürfnisorientierten Erziehung gelöst haben und komplett ohne jemals auch nur einmal Nein zu sagen oder eine Grenze zu ziehen.


    Darunter auch eine selbsterklärte Supermutter mit Junge (5), zwei Mädchen (3 und 1). Alle Kinder sollten im gleichen Zimmer schlafen. Jetzt hatte der Junge aber das dringende Bedürfnis, spät abends zu toben und zu schreien. Mutter fand das vollkommen okay. Ist ja ein Bedürfnis, das er auslebt.

    Mädchen (3) kommt zu ihr und sagt, sie will schlafen, aber Junge tobt. Also hat die Mutter dem Mädchen erklärt, dass der Junge gerade das Bedürfnis hat und das okay ist. Und dann hat sie den Jungen gefragt, was er denn gerne machen möchte - während die Mädchen beide am Weinen waren, weil sie nicht schlafen konnten.


    Dafür hat die Frau Applaus bekommen :ugly: :ugly: :ugly:


    Ich hab da eingewendet, dass das überhaupt keine Bedürfnisorientierung ist - denn beide Mädchen bleiben auf der Strecke und ihre Bedürfnisse werden ignoriert. Da kam die Frage, wie ich es denn besser machen würde, ohne in :motzen: zu verfallen.

    Hab ich erklärt: Jungen aus dem Zimmer holen, Mädels schlafen lassen, Jungen erklären, dass er beim nächsten Mal sofort rauskommt und nicht die Schwestern aufweckt und dann schauen, wie er seine Energie abbauen kann, ohne allen in Hörweite den Schlaf und letzten Nerv zu rauben.


    Denn auf die Mädchen so gar keine Rücksicht nehmen und nur auf das lauteste Kind eingehen und sich ausleben lassen, ist eine sehr seltsame Botschaft.


    Dieser Blogeintrag war danach ganz schnell weg (nicht mein Kommentar, sondern der komplette Eintrag von ihr).


    Aber genau so verstehen es viele: Einfach machen lassen. Ausleben lassen. Scheiß auf die Bedürfnisse und Grenzen anderer. Und natürlich klingt dann das falsche "bedürfnisorientiert" besser als, als das, was es ist.

    Ich kenne das sehr häufig so, dass jemand schon ganze 5 Minuten (übertrieben) ein Kind hat und dann mit einem Mal alles besser weiß als alle anderen.

    Da wird "Ich weiß es besser" verwechselt mit "Ich mach es anders" oder auch "mir ist wichtig, dass...".


    Für mich sind zum Beispiel Extreme ganz egal in welche Richtung nix. Ob das jetzt ausschließlich nach Uhrzeit und Plan füttern, schlafen legen (oder eben weinen lassen), wickeln ist oder ich hüpfe immer sofort bei jedem Mucks. Mir beides zu extrem.


    Mit dem Konzept "nach Uhrzeit und Plan" bin ich aufgewachsen und fand es zum Kotzen.

    Mit jederzeit alles jetzt sofort machen, weil es das Kind so will, kann ich mich nicht identifizieren. (Grundbedürfnisse bei Säuglingen ausgenommen) Und diese Vergleiche mit anderen "das Kind kann aber schon dies und jenes, da muss meins jetzt auch" fand ich schon immer bescheuert.


    Und wer ein Buch oder eine Aufklärung darüber braucht, dass ein Säugling den Eltern nicht "auf der Nase rumtanzt /seinen Willen durchsetzt" oder sie "tyrannisiert", sollte meiner Meinung nach keine Kinder haben.