Beiträge von WorkingDogs

    Tja im Welpenalter klären ist eben auch leider nicht jedem möglich.

    Aber das ist so ein wenig das Hauptproblem in Foren. Die gestellte Frage war ja, wie man bei einem beschrieben Terrier vorgehen kann. Insbesondere der DJT wurde genannt. Wo das Hemmen eben schnell nichts mehr bringt, wenn die in Rage sind.


    Es macht da keinen Sinn, dann damit zu argumentieren, dass man selbst aber eine ganz andere Ausgangslage mit einem ganz anderen Hundetyp hat und die Aussage auf sich zu beziehen.


    Da würde es dann und wann mal helfen, zu lesen was geschrieben und gefragt wurde und dann darüber nachzudenken, ob man sich überhaupt angesprochen fühlen muss.

    Tja im Welpenalter klären ist eben auch leider nicht jedem möglich. Meine kam erst zu mir, als das Verhalten an der Leine schon sehr ritualisiert war und sie bereits ein halbes Jahr alt

    Es muss auch nicht bei jedem Hund so früh geklärt sein. Kommt doch total auf den Typ drauf an. DSH wiegen da mitunter schon 25 kg und stecken einiges weg.

    Und bei weichen und führigen Hunden hat man das Problem doch auch gar nicht, dass die einfach irgendwann "schlucken und sich pushen". Mein Aussie war bei Übernahme 4 und hat gepöbelt wie nichts gutes. War sehr schnell gehemmt das Verhalten, allerdings Personenbezogen bei mir, die neue Besitzerin musste sich das Nicht-Pöbeln selbst erarbeiten.


    Außerdem ist es ja nun auch kein individuelles Beratungsforum, sondern ein Austausch. Individuell helfen kann einem nur ein fähiger Trainer vor Ort und kein Forum.

    Du hast meinen absoluten Respekt, dass das alles so funktioniert bei euch. :nicken:


    Da bekomme ich direkt wieder so einen Dämpfer ala: Ich bin zu unfähig..., Und das obwohl ich nicht so unfähig bin (sieht man ja in anderen Bereichen bei meinen Hunden und das sie alleine oder in fremden Umgebungen gar nicht das Problem haben mit Hundebegegnungen...)

    Ich wohne dafür sehr passend und muss das gewissermaßen auch. Hätte ich einen pöbelnden Dackel würde ich mir da gar nicht so viele Gedanken drum machen xD

    Ich verstehe das, aber was wenn diese Reize stark ausfallen, dem Hund das aber trotzdem egal ist in dem Moment? Noch härter durchgreifen?

    Was genau wäre denn so ein Strafreiz, welchen einem nach vorne gehenden Hund nicht dazu verleitet noch mehr nach vorne zu gehen bzw. doch lieber aufzuhören?


    Manche Terrier, siehe Baxter, ist in dem Moment ja so einiges völlig egal, die sind dann absolut in einem Tunnel. Sehe ich auch bei den Deutschen Jagdterriern meiner Nachbarn (und die wenden oft nicht so schöne Methoden an, welche aber auch nichts bringen).

    Das ist die Krux. Grade Terrier sind ja ein super Beispiel dafür, Aggressionsverhalten super zu finden, gleichzeitig aber sehr viel Härte und Unempfindlichkeit mitzubringen.


    Die Grenze gibt und das Tierschutzgesetz vor. Schauen was mit Management noch so möglich ist und mit dem Rest halt leben müssen. In dem erlauben Rahmen weitermachen und akzeptieren wenn es Grenzen gibt.


    Bei Terriern und vielen Gebrauchshunden ist die Devise, sehr frühzeitig im Welpenalter das Thema zu klären und in den neutralen Bereich zu korrigieren (oft sogar von -10000), da kann man die noch gut beeindrucken mit simplen Mitteln. Wenn man schon eine Lernhistorie hat startet man einfach nicht bei null, das sind ja keine Handys die man auf Werkseinstellungen zurücksetzen kann. Je älter sie werden desto kniffliger wird es mitunter.

    Ja wobei ich mich mal weit aus dem Fenster lehne und sage: auch das Agressionsverhalten ist bei vielen anerzogen.

    Wie viele Menschen ignorieren das einfrieren vom Junghund in der Situation. Oder verhindern, dass der Hund korrekterweise in überforderten Begegnungen beschwichtigend nen Bogen Schnüffeln will. Warum - weil der Hund ja leinenführig sein muss.

    Ja, es ist eine auftrainiertes Verhalten. Unabsichtlich auftrainiert, weil Selbstbelohnend. Ähnlich wie ein Hund der Schatten jagd oder Wild hetzt. Die Krux ist, dass es dafür kein vergleichbares Management gibt, womit der Hund unauffällig wird (wie eine Schleppleine an der der Hund lernt, dass er sein Verhalten hier nicht ausleben kann).


    Strafreize wirken schnell aktivierend, wenn sie nicht stark genug ausfallen.


    Das Problem an der Leinenführigkeit oder dem Fußgehen sehe ich dort, dass es nicht korrekt aufgebaut und generalisiert sowie abgesichert wird.


    So, habe ich zum Beispiel einen 16 Wochen alten DSH, der sagt "Wuff" an der Leine wenn er einen anderen Hund sieht. Damit fängt es häufig an, der Gegenüber bekommt Angst (ist leider oft so) und der Hund bemerkt das und denkt sich "Geil, bin ich ein starker Bursche!". Denen reicht es oft auch, dass sie die Bewegungen kontrollieren können. Die Leute drehen vielleicht um, bleiben stehen, werden zögerlicher. Das alles registrieren diese Hunde und verbuchen es als Erfolg.

    Ich arbeite das nun in mehreren Schritten. Auch präventiv bei Hunden die sich da unauffällig zeigen!


    Leinenführigkeit: mein rohes Ei! Ich verhinderte Ewigkeiten dass der Hund da ein falsches Bild bekommt und nutze alles was geht der Lerntheorie um ein absolut klares Bild zu etablieren. Ich trage Welpen, ich schleppe die mit nur um 2 Minuten auf Parkplätzen zu üben, usw. Da hängt NIE eine Leine am Halsband und der Hund darf ziehen oder sowas, hab ich keine Zeit lasse ich es einfach bleiben. Ziehen wird bei mir gehemmt. Und ja, mit manchen Hunden startet man bei -10000, ich kenne das. Startsignal ist das einklicken des Karabiners, Endsignal das Ausklicken, und am besten keine Erregungslage etablieren durch falsches Bestätigen oder Erwartungshaltungen.


    Schleppleine: Geschirr und eine lange Leine um immer Zugriff zu haben, Umorientieren zum berechen üben.


    Hemmung: den Hund für das "Wuff" hemmen, ein Abbruchsignal sauber aufbauen. Fehlverhalten darf nur in dem Maße auftreten, wie ich es abbrechen kann, das steigert sich mit der Zeit. Für alles andere hat man Management oder bringt den Hund am besten gar nicht in diese Situation.


    Belohnung: den Hund hochwertig belohnen wenn er das richtige tut. Sich umorientieren zu mir, bei mir bleiben. Nein, mit einem Junghund übe ich hier gar keine Leinenführigkeit in der Situation, dafür habe ich doch Geschirr und Schleppleine dran! Und ich gebe sehr viel acht auf Verhaltensketten. Ich verlange die Leinenführigkeit erst dann wenn der Hund es packt, dafür braucht es natürlich ein gefühl oder guten Trainer an der Seite und ist individuell verschieden.


    Notfallmanagement: je nach Hund etwas super hochwertiges zum ablenken damit er kein Fehlverhalten zeigt für unvorhersehbare Situationen bzw. präventiv für Situationen die absehbar zu schwer sein werden (zum Beispiel eine Schlecktube, Futterhand, Fußarbeit). Bei uns sind das häufig Hunde die selbst pöbeln im Junghundealter. Da geht es dann an der Futterhand dran vorbei, oft sieht man das ja vorher schon kommen. Kommt doch ein Wuff raus, dann hemme ich wieder.


    Ich vermeide es dass sich das Fehlverhalten zeigen, etabliert und festigen kann, hat der Hund die notwendige Reife und den Trainingsstand, bastel ich alles zusammen. Und ja, dann laufen die sauber an der Leine und fixieren lässt sich direkt einfach abbrechen, sie sind mental bei mir und bei schwierigen Situationen kann ich sie "rausnehmen". Das was ich verlange, passe ich an die Situation an, aber es gibt kein "oh, es ist zu schwer, dann darfst du kurz ziehen". Das ist der Anfang vom Ende, da muss ich mir was überlegen, das ist ein absoluter Trainingsfehler. Und wenn ich den Hund trage.


    Bei sehr territorialen Rassen und ernsthaften Hundetypen braucht es da von Anfang an einen guten Aufbau und Plan, das Hauptproblem ist oft, dass die Bausteine meistens dann fehlen wenn man sie braucht und sich das falsche Verhalten ruck zuck etabliert und verfestigt. Dass das ganze unter Dynamik mit mehreren Hunden funktioniert, das dauert manchmal. Mit Junghunden solcher Rassen bin ich ewig einzeln oder mit fertigen Althunden unterwegs um alles erstmal sauber auftrainieren zu können. Wieder mit dem Hintergrund Fehlverhalten gar nicht erst aufkommen zu lassen.


    Das ist Arbeit. Mich stört es nicht, wenn man das nicht perfekt kann oder will. Ist doch auch ok, tut ja keinem weh und ist mir völlig egal, wenn man seine Hunde trotzdem bei sich behält. Für uns muss da keiner perfekt sein. Hauptsache der Stopknopf an der Flexi wird gefunden.


    Aber die Welt geht auch nicht gleich unter, nur weil der Hund mal bellt und der Abbruch nicht klappt. Shit happens, man fängt ja nicht wieder bei null an und je nach Hund nimmt das ja auch nicht gleich Ausmaße an.

    Gibt auch genug Hundetypen, die haben extrem viel Spaß am Leinenpöbeln und da ist es absolut keine Unsicherheit, sondern ritualisiert.


    Dass das in die Leine gehen und auch Leinenrucks in dem Moment mehr aktivierend wirken können als hemmend ist auch völlig normal.


    Gehorsam auch in hohen Trieblagen ist da der Punkt der erarbeitet werden muss.


    Ja ich gebe dir Recht, sicher hat jeder Hund ein Trigger wo er in die Leine geht, reichen ja oft schon neue Orte. Aber ich glaube dennoch nicht, dass das sehr viel zum Leinenpöbler-Problem beiträgt, vor allem wenn der Hund sonst Leinenführig ist. Denn wie gesagt, sind die Hunde in den Situationen anders motiviert.

    Ein Hund der auf einen Trigger in die Leine springt und nach vorne geht, der geht ins Aggressionsverhalten. Er läuft doch nicht panisch weg oder friert ein oder fiddelt herum. In der Regel ist es ein Verhalten, welches sich ritualisiert hat und dem Hund Spaß macht. Beim Terrier greift selbstverständlich, dass es gemeinsam noch cooler ist.

    Das in die Leine gehen baut zusätzlich noch so ein bisschen Frust auf, gibt Sicherheit und aktiviert den Hund, noch mehr aktiviert man ihn, wenn man so ein bisschen an der Leine ruckt bzw. zuppelt. Grade das an der Leine rucken ist eine Krux die man häufig sieht. Der Hundebesitzer will dem Hund nicht weh tun, ruckt also nur ein bisschen und im Grunde aktiviert er ihn damit auch noch mehr.


    Ehrlich, das ist ein gängiges Vorgehen um auch schwächere Hunde im Schutzdienst stark zu machen. Allerdings ritualisiert auf dem Hundeplatz bezogen, häufig auch speziell ans Geschirr ritualisiert und einen Ritualsatz. Und genau dieses ritualisierte Aggressionsverhalten, welches den Hund stark macht, zeigen super viele Hunde beim Gassi in Hundebegnungen, wenn es an der haustür klingelt, jemand am Grundstück vorbeigeht oder der Postbote kommt.

    Was ich eigentlich fragen wollte: völliges Verbieten führt nach eurer Erfahrung recht allgemein zu Desinteresse des Hundes an Wild?

    Nein. Es ist ein Teil vom allgemeinen Gehorsam, ob der Hund diesen auf alle Menschen generalisiert ist Typabhängig.


    Mein Mali ist bei mir absolut sauber am Beutereiz und kann überall freilaufen ohne dass ich ihn besichtigen muss.


    Ich er mit Leuten unterwegs, die diesen Gehorsam bei ihm nicht durchgearbeitet haben, dann wäre jagen gehen eine seiner ersten Amtshandlungen. Deshalb bleibt da eine Leine dran.


    Die haben kein Desinteresse, die haben einfach gelernt gehorsam zu sein.

    Das wird Juro ja sogar auch, aber na ja :D Anderer Hundetyp und evtl. einfach unfähigere Hundehalterin, hehe.

    Sind jetzt aber nicht meine Worte. Die Frage ist aber sicherlich auch, was gemacht wird und es auch den Jagdtrieb des Hundes anspricht.


    Ich weiß, ist altbacken, aber wenn ich täglich nur Holz halten oder Verweisen mit kleinen Stöbersuchen üben würde, dann wäre da gar nichts in die Richtung ausgelastet und je nach Hund reicht es auch nicht Unterordnung intensiv zu üben. Da sind die natürlich auch beschäftigt, ja, aber nicht ausgelastet und ausgeglichen.


    So wirklich in den Bereich Triebbefriedigung fällt u.a. der Schutzdienst bei den Gebrauchshunden. Lauern, jagen, packen, bellen, kämpfen, horchen.


    Im Dummysport macht es auch einen erheblichen Unterschied ob ich nur Dinge wie Abgabe und zutragen übe, oder der Hund in wirklich jagdlicher Stimmung ist und suchen darf, sich kontrollieren muss und auch gefordert wird. Markierung werfen, in die Suche gehen, merken, Markierung arbeiten, usw.


    Das jagdliche Arbeit da hilft, brauchen wir denke ich nicht drüber sprechen, ist selbsterklärend.

    Juro bspw. ist, wenn er sich in einem gewissen Rahmen mit Spuren oder Wildwechseln beschäftigen darf, viel ausgeglichener und ansprechbarer, als wenn ich es ihm komplett verbiete, das frustet ihn extrem und dadurch wird er fahriger und unansprechbarer.

    Wobei das verbieten bei uns auch nur so gut und einfach funktioniert, weil die Hunde anderweitig gearbeitet werden und ihre Triebe da angesprochen werden.


    Es ist so gesehen ja gar nicht komplett verboten, sondern in einem Rahmen erlaubt. Dieser Rahmen findet nur nicht beim Spazierengehen statt.


    Werden die Hunde länger nicht gearbeitet wird diese Kontrolle immer schwieriger zu halten und sie sind unterwegs definitiv schwieriger zu führen.