Tierärzte erleben sehr viele unterschiedliche Halter in ihrem Alltag.
Es gibt auch Halter (die ich eben auch im Reallife kennengelernt habe), denen die Krankheit eines Hundes zu teuer/aufwändig ist.
Da schauen die TÄ hinter Halter und Patient hinterher mit dem Wissen, diesen Patienten in einem vorhersehbaren Zeitrahmen zum Einschläfern wieder zu sehen, weil er dann - ohne die medizinische Versorgung - in einem so jämmerlichen Zustand ist, dass die Euthanasie die einzige Hilfe ist, die man als TA noch geben kann.
Es gibt auch Patienten, wo nur eine sofortige, mit entsprechenden Kosten verbundene Therapie begonnen werden muss, um dessen Leben zu retten. Will der Patientenbesitzer diese Kosten nicht übernehmen, muss euthanasiert werden um dem Patienten unnötige Qualen zu ersparen.
Es gibt aber auch Fälle, wo ein Patientenbesitzer sich gegen eine erfolgversprechende Therapie ausspricht, weil er weiß dass sein Tier trotz aussichtsreicher Therapie solche Einbußen in seiner Lebensqualität hätte, dass der Patientenbesitzer dies seinem Tier einfach nicht zumuten will.
Wie sollen TÄ all diese unterschiedlichen Motivationen denn unterscheiden?
Sie MÜSSEN Therapien vorschlagen, die aus ihrer Sicht eine Lebensverlängerung wahrscheinlich machen - zumindest wahrscheinlicher, als es ohne diese Therapien wäre.
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Ich kenne das aus dem Pferdebereich, dass Besitzer sich für eine notwendige Behandlung auch Verschulden müssen und ihr Pferd nicht einfach so einschläfern lassen dürfen.
Ist das bei Hunden nicht so?
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Grundsätzlich gilt immer, wenn etwas behandelbar ist mit vernünftiger Prognose, dann sollte das wohl auch gemacht werden.
Wenn ich allerdings als Tierarzt weiß, dass der Besitzer, wenn ich die Behandlung nicht durchführen darf auch wenn sie notwendig ist, das Tier einfach ohne Behandlung läßt, resultiert daraus definitiv Leid für das Tier, und dann ist ggf. eine Entscheidung für die Euthanasie eine für den Hund (oder eben das Pferd). Am Ende sind sowas doch eh immer Einzelfallentscheidungen. Und ob man den Koliker dann gezwungenermaßen operiert, weil man die Prognose vorher für gut hält, ist halt auch immer ne schwierigere Nummer.
Aber stimmt, das ist meines Wissens genau der Grund dafür, dass man Pferde im Equidenpass nicht mehr einfach so "umtragen" darf, damit im Notfall, wenn man am Ende des Geldes angekommen ist, zumindest eine Schlachtung rechtskonform möglich ist, und das als vernünftiger Grund für den Tod des Pferdes angesehen werden kann, wohingegen " kein Geld für die weitere Behandlung" kein "vernünftiger Grund" sein soll.
Ich habe auch schon Leuten, die ihren Hund nicht operieren lassen wollten, die Euthanasie abgelehnt. Da war der Hintergrund im Grunde auch, dass sie einfahc das Geld für die OP nicht hatten, haben es aber natürlich mit anderen Argumenten vorgebracht, weil das ja kein ausreichender Grund gewesen wäre. Und vermutlich hätte sich auch da im Zweifel noch jemand gefunden, der dennoch einschläfert. SO ist der Hund tatsächlich zwei Tage später wieder in die Klinik gegangen, und dort mit Übernahmevertrag operiert worden, und im Anschluss dann vermittelt worden.