Auslandshunde kennen deine Welt nicht, kennen Wohnung und Stadt nicht. Sie kennen es nicht, mit einem Menschen ohne Hundefreunde eingesperrt zu leben. Viele sind damit einige Wochen sehr überfordert und dadurch dann rastlos. Du kannst dir nicht vorstellen, wie überfordernd es sein kann, auf einmal eng mit einem Menschen zusammenzuleben. Er weiß nicht so recht, was er jetzt mit sich anstellen soll.
Natürlich klebt dir der Bub nun am Rockzipfel, du bist neben deinem Freund der einzige Sozialpartner, den er um sich hat. Alles andere ist für ihn fremd und unheimlich.
Das muss man auch ein Stück weit ertragen können zu Anfang, bis er sicherer wird und richtig angekommen ist.
Mein Auslandshund (den ich nie wollte, ich wollte ja eigentlich was, was nicht aus dem Ausland kommt) war die erste Zeit auch komplett angespannt. Nach einer Woche ging zumindest pinkeln draußen, er hat nur wenige male drinnen gemacht, aber auch zunächst beides. Er kam von einer Pflegestelle mit Rudel, sprich, er hatte drei weitere Hunde und zwei Katzen, an denen er sich die ersten Wochen orientieren konnte. Und doch wollte er die ersten Wochen nur auf der einen eingezäunten Hundewiese (wo die Pflegestelle zweimal täglich hingefahren ist) pinkeln und Kot absetzen. Woanders hat er sich einfach nicht gelöst. Und ich wußte ja, dass ich nicht dauerhaft zweimal am Tag dort hinfahren kann, wenn ich dann wieder arbeite (hatte die ersten Wochen für den Junghund Urlaub genommen).
Das zweite - der Hund sollte nicht auf alle Sofas. Ein Sofa bei uns ist seit Jahren schon "Hundesofa", da durfte der vorige Hund tatsächlich auch drauf, und das das geliebt. Und dann? Kam mein neuer Hund, und war anfangs ja auch mit eingeklemmter Rute unterwegs, verunsichert, zwischen nun wieder fremden Menschen (meinem Partner, meiner Mutter, mir...) - das allererste mal, dass er richtig zu Ruhe kam, und sogar kurz geschlafen hat - war mit Körperkontakt AUF dem Sofa, auf das er nie sollte.... nun ist die Regel halt aufgehoben. Selbst bei meiner Mutter darf der kleine Charmeur mittlerweile aufs Sofa, und findet das großartig. Aber gerade weil ich DEN Moment, als er endlich ruhig wurde, und neben mir eindöste, auch für den Hund so wertvoll fand, hätte ich ihn da auch einfach nicht vom Sofa "werfen" können.
Wir haben allerdings tatsächlich die ersten Wochen noch täglich (!) sein altes Rudel getroffen. Die ersten Tage, an denen ich wieder arbeiten mußte (ich hatte ja keine Monate Urlaub, nur zweieinhalb Wochen) blieb er noch mal dort, damit er noch nicht direkt alleine sein / bleiben mußte, weil man das so schnell halt nicht erwarten kann. Ich glaube tatsächlich, dass auch der weitere Kontakt zu "seinem" Rudel ihm geholfen hat, sich in seinem neuen Leben bei uns nach und nach sicherer zu fühlen.
Ach ja: Die Pflegestelle meinte sogar, ich solle mit dem Wurmbefall nicht zum Tierarzt, weil das ja Samstag so teuer sei. Ich solle einfach selbst irgendeine Tablette von Fressnapf holen... (War natürlich (ohne Hund) am Samstag beim Tierarzt und habe mir eine auf sein Gewicht angepasste Dosierung geben lassen)
Zu der Pflegestelle möchte ich auch nichts sagen... bei "meiner Orga" hätte sie sicher keine Pflegestelle werden können, weil da schon deutlich genauer geguckt wird. Und wäre ich Pflegestelle, würde ich ja ggf. schon für den eigenen Hund nicht wollen, dass der Pflegehund verwurmt ist...
Aber war es bei euch allen wirklich so, dass ihr in der ersten Woche mit eurem ersten Hund alles toll fandet? Weil wenn ja, dann bin ich vielleicht echt kein Hundemensch. Ich finde z.B. Spaziergänge gerade nicht besonders schön. Sie sind anstrengend, weil ich auf tausend Sachen achte, die mir vorher nie aufgefallen sind, mein Kopf rattert, ich bin in vielen Situationen unsicher, was jetzt zu tun ist, und eigentlich dauernd unter Strom. Ich fühle mich richtig erschlagen von der ersten Woche, nicht erfüllt.
Mein Freund ist übrigens gar nicht gestresst, er spricht mir gut zu, er sagt er liebt den Hund, ist mega optimistisch, zählt mir die Fortschritte auf. Deshalb zweifle ich auch gerade, ob einfach mit mir was falsch ist. Ich fühle mich total antriebslos und entscheidungsunfähig und jede Kleinigkeit bringt mich zum Heulen.
Ich könnte mir vorstellen, dass das auch daran liegt, dass Du eine sehr große Erwartungshaltung gehabt hast. Denn immerhin hast Du viel in die Vorbereitung gesteckt, und wirst jetzt von der Realität eingeholt, UND von der Orga im Grunde auch etwas im Stich gelassen, die ja scheinbar auch mehr den Hund unterbringen, aber nicht sinnvoll vermitteln wollten.
Ich war anfangs davon, dass mein Hund sich beispielsweise nur auf einer Wiese lösen wollte / konnte, mega gestresst. Ich sah den kleinen Hund, der komplett verunsichert war (und ich hätte auch niemals einen Angsthund nehmen können, weil ich da einfach so empathisch bin, dass ich dann unter der Angst des Hundes massiv gelitten hätte, das wäre für mich nicht aushaltbar gewesen, befürchte ich -und auch so sah ich den kleinen Wutz, der durch mein Haus tappte, mit eingeklemmter Rute, scheinbar immer in Sorge, dass was passieren könnte, und hab immer wieder gedacht, ob DAS wohl gut geht? Ob DAS wohl passt? Mein Freund hat unserem alten Hund glaube ich noch mehr hinterher getrauert als ich - denn der neue Hund fand ihn anfangs sehr unheimlich, und hat sich maximal im Bett an ihn rangetraut. Ansonsten war er gruselig, und der Hund nahm reißaus. Mittlerweile kommen wir nach Hause (der Hund ist jetzt zwei Jahre bei uns), und ich sage als erstes "Wo ist Herrchen", und freue mich dann, wenn der Hund in einem Affenzahn die zwei Treppen nach oben hochrast, um SEIN Herrchen zu begrüßen. Aber das hat noch länger gedauert, als alles andere mit diesem Hund.
Gassi gehen, nur ganz kurz. Am besten immer nur zur gleichen geeigneten Stelle und da bisschen auf und an gehen. Irgendwann ist der Hund so entspannt, dass er da auch pinkeln kann.
Die erste Zeit waren wir oft draußen, ohne dass sie pipi gemacht hat. Kaum drin, lief es, weil es da einfach entspannt war. Ganz normal.
Ich glaube tatsächlich auch, dass man den Stresslevel der Hund nicht unterschätzen sollte. Und wenn sie zu gestresst sind, dann kommen sie nicht so sehr zur Ruhe, dass sie pinkeln oder Kot absetzen. Ich hab schon mal mit einer Pflegestelle gesprochen, da hat der Hund eine Woche (!) weder Kot noch Urin abgesetzt. Die waren am Ende so verzweifelt, dass sie am Wochenende im Notdienst zum Tierarzt sind, und der Hund war dann dort so aufgeregt, dass er sowohl Kot als auch Urin in der TAP abgesetzt hat... war ein teurer Gassigang, aber immerhin war dann mal was rausgekommen *g*
Aber auch das ist halt etwas, was echt Zeit braucht. Hätte ich vor zwei Jahren auch nicht gedacht, und war erstaunt, wie das gelaufen ist. Heute bin ich froh, dass ich es gemacht habe, und würde meinen Hund um keinen Preis der Welt wieder hergeben.
Ich denke, dass viele hier total recht haben - Du mußt Dir klar werden, ob Du es schaffst, und es möchtest, dass Du das alles mitmachst, auch wenn Du noch nicht weißt, wie lange die stressige Phase noch dauern wird - oder halt nicht, und dann macht eine schnelle Abgabe sicherlich mehr Sinn, als dann noch lange zu warten.