Durch Recherche zum Thema Epilepsie beim Hund bin ich auf diesen Thread gestoßen. Zur Vorgeschichte:
In dem Hunderudel, das ich seit sieben Jahren kenne und das meine Frau mitbrachte, als sie 2018 zu mir zog, ist ein Jack-Russell-Mischling von Ende 2009, der drei Wochen nach dem Tod seines "Frauchens" im Mai 2020 einen ersten, damals noch unerkannten epileptiformen Anfall hatte. Die Anfälle kamen in Abständen einiger Wochen wieder in Form generalisierter, tonsch-klonischer (Grand Mal) Anfälle von ca. 3-4 Minuten Dauer mit Bewusstseinsverlust, Urin- und öfters auch Kotabgang, in einigen Fällen sogar gepaart mit einem herzzerreißenden Heulen. Außerdem kamen die Anfälle dann zumeist als Cluster mit schließlich bis zu 16 Einzelanfällen an zwei aufeinanderfolgenden Tagen. SIe entwickelten sich immer zu Hause aus einer Ruhephase heraus mit einer nur Sekunden dauernden Aura. Im zweiten Halbjahr 2022 stellte sich ein Zyklus ein mit einer Wiederkehr der Anfälle nach einem anfallsfreien Intervall von ziemlich genau vier Wochen. Völlig unklar, wie sich diese Intervall-Zeit erklärt.
Tierärztlich konnten keine organischen Ursachen festgestellt werden, also eine idiopathische Epilepsie, und es wurde eine Behandlung mit Diazepam-Rektal-Ampullen möglichst noch im Anfall und eine Dauerbehandlung mit Phenobarbital empfohlen. Letzteres habe ich aber immer wieder nach wenigen Tagen ausgeschlichen, denn die mit diesen Benzodiazepinen und Barbituraten verbundenen unerwünschten (Neben-) Wirkungen: Orientierungslosigkeit, Amnesie, Muskelschwäche, Ataxie usw. waren so stark und über viele Tage anhaltend, dass sie dem Hund in dieser Zeit seine Lebensqualität raubten. Das machte mich sehr unzufrieden, zumal die Medikamente nicht in der Lage waren, einen Anfall abzubrechen oder einen Cluster wirkungsvoll zu unterbrechen.
Angeregt durch eine Forschungsarbeit an der TU Dresden (https://tu-dresden.de/tu-dresd…wehrmechanismen-im-gehirn), in der ein Ungleichgewicht der beiden Neurotransmitter GABA (inhibitorisch) und Glutamat (exzitatorisch) in den Gliazellen des Gehirns beschrieben und das Überschießen des Glutamats als mögliche Ursache für die Entstehung eines epileptischen Anfalls angenommen wird, bin ich auf die Suche nach Alternativen für die oben beschriebene Behandlung gegangen und habe mir die gut zwei Dutzend Anti-Epileptika der Humanmedizin - nur eins der in der Veterinärmedizin verwendeten, das Pexion, stammt nicht daher - vorgenommen und nach Glutamat-Antagonisten geforscht. Es gibt sie.
Gegen Jahresende 2022 wurde der Hund (gut 10 kg) auf eine Dauertherapie mit 250 mg Levetiracetam plus 50 mg Topiramat eingestellt, ergänzt durch 4 mg Fycompa im konkreten Anfall, einem recht neuen, allerdings kostspieligen Medikament, das ein reiner Glutamat-Antagonist ist.
Das Anfallsgeschehen hat sich seitdem dramatisch verändert. Seit Anfang Februar hat der Hund keine generalisierten Anfälle mehr gehabt, sondern nur noch drei leichte, atonische Anfälle von knapp einer Minute Dauer und ohne Bewusstseinsverlust. Er lag jeweils beim Spaziergang am Wald leicht fiepsend hinter mir auf dem Weg, rappelte sich nach kurzem wieder hoch und lief weiter mit. Und vor allem sind bei dieser Therapie keine unerwünschten Wirkungen erkennbar!
Nach diesen Erfahrungen zeigt die Therapie Wirkung. Nun bleibt die Aufgabe, die minial wirksame Dosis zu finden, um vielleicht eine völlige Anfallsfreiheit zu erreichen. Zwar ist der Beobachtungszeitraum noch nicht lang, aber ich berichte trotzdem ausführlich darüber, weil ich mich sehr darüber freuen würde, wenn sie anderen betroffenen Hunden und ihren Menschen helfen könnten...