Beiträge von luxlori

    Nachtrag: Das ist auch nicht als 'schwarzer Peter zuschieben' gedacht, sondern wirklich als Begründung und Erklärung: Ich habe das ja alles mit der Orga besprochen. Sowohl, was ich vom Hund erwarte als auch, was ich leisten kann und welche Vorerfahrung ich mitbringe. Da ich beruhigt und bestätigt wurde, dass alles gut ist, und sooo viele tolle positive Erfahrungsberichte kannte, war ich absolut optimistisch und knalle jetzt quasi in der Realität auf.

    Danke, du triffst es ziemlich gut finde ich, genau das ist gerade das Problem: Nicht der Hund, sondern was ich von ihm erwarte. Erwarten MUSS, damit mein Leben funktionieren kann. Denn meinen Job zurückzustellen/Stunden zu reduzieren etc. ist keine Option. Ich muss halt arbeiten. Und auch in diesem Büro. Auch wenn es weit weg ist...

    Wie geht es dir selbst denn mental mit diesen Fortschritten? Blickst du nun etwas hoffnungsvoller in die Zukunft oder hat sich an deiner grundlegenden Verzweiflung nichts geändert? Ich weiß, es ist seit deinem ersten Post noch nicht viel Zeit vergangen, aber manchmal können solche wichtigen Schritte in die richtige Richtung ja schon einiges an der Grundstimmung verbessern.

    Guten Morgen,


    ich habe die Nacht ohne meinen Freund und den Hund verbracht und alleine in der Wohnung von meinem Freund geschlafen, um Abstand und einen klaren Kopf zu gewinnen. Und obwohl gestern ein guter Tag war und wir wirklich schnell viele Fortschritte machen: An der grundlegenden Verzweiflung hat sich leider nichts geändert.


    Ich glaube, wir können uns alle darauf einigen, dass der Hund toll ist und eine andere Familie sicher gar kein Problem mit ihm hätte. Eine andere Halterin würde vielleicht sagen: Naja, er ist halt unsicher, ängstlich und nachts unruhig, aber mein Gott, nach ein paar Wochen hat sich das gelegt.


    So einfach ist es für mich nicht. Wenn er mich nicht ins Büro und durch die Großstadt begleiten kann, haben wir relativ schnell ein echtes Problem.


    Ich bin gerade einfach so entmutigt. Ich habe mir das alles so anders vorgestellt. Nicht wie so einen krassen Einschnitt in mein Leben, das ich radikal umstellen muss, damit der Hund hineinpasst. Ich lebe das klassische Leben einer vollberufstätigen Person in Berlin. Freunde, Job, sogar die meisten der Orte/Parks, die ich herausgesucht hatte, sind eben 30-60 Min Bahnfahrt entfernt. Und ich kann absolut nicht einschätzen, ob es Wochen, Monate oder Jahre dauert, bis der Hund da mit kann.


    Überall habe ich im Vorfeld gelesen von: Wenn der Hund einzieht, leb einfach deinen Alltag weiter und nimm den Hund mit, zeig ihm deine Welt, erklär ihm eure Regeln, mach nicht zu viel Trara um den Hund, er muss nicht 24/7 bespaßt werden, stelle von Anfang an die Regeln auf, die auch später gelten sollen...


    Hier klingt es jetzt doch ganz anders: Doch, ich muss mich jetzt für unbestimmte Zeit KOMPLETT nach dem Hund richten, ihn zu jeder Sekunde an mir haben, ggf. monatelanges Verhaltenstraining aufnehmen (Hundeschule war natürlich geplant, sind auch schon angemeldet gewesen, aber eben keine Einzelstunden). Dazu die ganz grundlegende Frage, ob der Hund überhaupt nach Berlin passt, und ich lebe nun mal hier, mein Leben verläuft hier, und zwar nicht in einem kleinen Radius um meine Wohnung. Für ein paar Wochen kriege ich das mit Dogsittern vielleicht gelöst, aber ich kann nicht alles, was gerade meinen Alltag ausmacht, umschmeißen, damit es dem Hund gut geht. Gerade fühlt es sich so an, als müsste das aber passieren. Ich habe nie mit einem so ängstlichen Hund gerechnet. Ich kenne in meinem Umfeld einige Angsthunde und für die Besitzer ist es nie, nie, nie entspannt, mit dem Hund mal einfach einen Tag durch die Stadt zu gehen, und ich habe von Anfang an gesagt, das wäre so schlimm für mich, das meinem Hund antun zu müssen. Gerade, weil ich auch genauso viele Hunde kenne, die Berlin überhaupt nicht juckt und die hier entspannt herumtrotten und sich nicht kümmern.


    Dazu unsere komplett aneinander vorbeigehenden Lebensrhythmen. Ab 5/6 Uhr ist Action gesagt – für mich 4 Stunden vor Arbeitsbeginn. Es klingt vielleicht nach einem Luxusproblem, aber wenn ihr euch vorstellt, ich würde um 7:30 arbeiten und mein Hund ab 3:30 aktiv werden, wäre es vielleicht verständlicher, wieso ich so kaputt bin. An den Arbeitszeiten kann ich nichts ändern. Und ja, da habe ich einfach eine Riesen Angst, dass das eben sein Rhythmus ist, dass er halt dann wach ist und losziehen möchte. Und auch hier habe ich im Vorfeld überall gelesen, der Hund würde sich anpassen und man könnte ihm beibringen, zu ruhen, bis die Menschen aufstehen... das klingt hier jetzt anders.

    Ganz ehrlich, ich glaube, du wärst mit jedem Hund anfangs überfordert gewesen, weil du völlig falsche Vorstellungen hattest. JEDER Hund muss sich erst mal eingewöhnen und ist anfangs durch den Wind.

    Ja, das stimmt. Ich verstehe gar nicht, wie ich es mir rückblickend so einfach ausmalen konnte. Ich denke, ich wurde von den vielen positiven Berichten geblendet, die ich mir vorher durchgelesen habe, und habe die negativen Berichte irgendwie nicht registriert.

    du sagst doch der Hund ist entspannt und pennt, wenn man bei ihm ist / er kontakt hat. Warum also nicht einfach mal ein paar Nächste zu ihm legen und ihm das Bedrüfnis erfüllen?

    Ich werde es heute Nacht so machen. Auch mit Geschirr an etc. und dann einfach direkt raus und danach direkt wieder hinlegen.

    Das ist einer von vielen Schritten. Uns stehen noch Medical Trainings und viele weitere Hundeschulenbesuche bevor. Ich übe jeden Tag mit ihm.


    Es wird sich vieles noch bei euch legen, auch da bin ich mir sicher. Das kann ich auch mit Timmy bestätigen. Es ist auch okay, verzweifelt zu sein und die Entscheidung zu hinterfragen. Auch ich hatte diese Momente. Was ich mich aber wirklich fragen würde: Bist du bereit, Zeit, Nerven und auch Geld zu investieren, damit ihr eben ein eingespieltes Team werdet? Und hast du die Zeit? Ich würde meinen Timmy für nichts mehr in der Welt hergeben. Mir macht es aber auch wahnsinnig viel Spaß, seine Entwicklungen zu sehen und zu begleiten :-).

    Danke dir für deine lange Antwort!


    Ich weiß es nicht. Ich habe im Vorfeld bei der Orga angegeben, ich habe pro Tag im Schnitt 2-3h Zeit für den Hund, unter der Woche weniger, am Wochenende mehr. Damit komme ich aktuell natürlich nicht hin. Ich muss gerade ALLES auf Eis legen. Und wenn ich deinen Erfahrungsbericht lese, frage ich mich jetzt: Kann ich das alles überhaupt mit meinem Job verbinden? Es klingt wie eine Mammutaufgabe. Ich habe da einfach Angst vor.


    um abzuklären, was da los ist, brauchst Du fachliche Unterstützung. Von einem Tierarzt. Vielleicht auch von einem Trainer. Das kostet Geld und Zeit. Willst und kannst Du das leisten?


    Ich zumindest wollte mein neues Leben mit Hund nicht so starten wollen und nicht gleich ein Arsenal an Fachkräften aufbieten müssen, aber das ist natürlich eine persönliche Meinung. Ich freue mich aber sehr für Euch beide, dass es aufwärts zu gehen scheint, Du Initative ergreifst und ihr langsam zur Ruhe kommt. Ich drücke Euch die Daumen, dass das so bleibt und wünsche Euch alles Gute!

    Wir haben Freitag einen Tierarzttermin.


    In meinem Kopf ist die Verzweiflung jetzt noch dadurch gestiegen, dass ich den Hund wirklich lieb habe, mich so über Fortschritte freue, die Tage wirklich sehr schön sind, und ich mir überhaupt nicht vorstellen kann, ihn abzugeben, einfach, weil es ja auch mein Traum war, einen Hund zu haben, so viel Mühe, Zeit, Kosten da rein geflossen sind, ich alles vorbereitet und geplant habe und er sich super toll entwickelt... ich aber jeden Morgen mit einem fetten Kloß im Hals aufwache und nicht weiter weiß, ob ich das alles packe.

    2. Ja, also hier habe ich gute Neuigkeiten, wir haben schon gelernt, dass wenn er draußen irgendetwas gruselig findet (und sei es ein Ast), er sich hinter mich setzt. Ich stelle mich dann zwischen ihn und die "Gefahr". Wir warten geduldig, bis die "Gefahr" vorbei ist, und laufen dann ruhig weiter. Er nimmt auch fast immer Leckerlis an. Er orientiert sich draußen ganz toll an mir. Das sind jetzt aber nur die "oh wie gruselig" Momente, es gibt ja auch die Panik-Momente, er zieht und rennt in alle Richtungen und ist nicht mehr ansprechbar. Die gibt es auch. Da hilft nur, ganz eng an mich nehmen und so ruhig es geht zusammen weggehen und danach loben, dass wir es "geschafft" haben.

    Das ist doch meeega geil!! Nach einer Woche schon!!

    Der Rest kommt noch, alles auf einmal geht net. Aber das ist ein supergeiler Anfang! Er zeigt, daß es ihn gruselt, Du bemerkst es, verstehst ihn und beschützt ihn, und er ist safe. SO geht Kommunikation! Klasse!

    Daaanke dir für die lieben Worte. Wir haben noch andere Erfolgserlebnisse dieser Art. Ich kann ja auch mal etwas Schönes berichten... Am Anfang fand er den Aufzug RICHTIG gruselig. Mit Zittern und Erstarren. Jetzt läuft er mutig rein, nach nur ein paar Tagen, und sitzt sogar während der ganzen Fahrt, anstatt unruhig hin und her zu rennen.


    Heute hat er es auch zweimal geschafft, das Geschäft draußen zu machen und das erste Mal auch danach gescharrt, also den Geruch verteilt – in seinem Territorium? Davor hat er sich immer versteckt und wollte am liebsten unsichtbar sein.


    Generell hatten wir auch dank eurer Tipps einen sehr sehr guten Tag. Wir haben die Draußen-Zeiten tatsächlich drastisch reduziert. Ich dachte, er braucht mehrere Stunden Auslauf am Tag und hatte Angst, ihn zu langweilen. Heute waren wir aber bei jedem Spaziergang nur 15-30 Min draußen, nur rund ums Haus, und haben dazwischen NUR geschlafen (also er, ich habe gearbeitet). Ich glaub, er hat das erste Mal einen ganzen Tag verschlafen und es tat ihm soooo gut. Bei der Abendrunde ist er richtig aufgeblüht und hat das erste Mal Andeutungen von verspieltem Verhalten gezeigt. Das war wirklich herzerwärmend. Ich denke, er ist genauso müde und fertig wie wir.

    Wenn ich ein klitzekleiner Hund wäre und Würmer hätte, die man mit bloßem Auge sehen kann, hätte ich sicherlich Bauchschmerzen und wäre unruhig und könnte vor allem nachts nicht schlafen und wäre total unglücklich, weil ich gar nicht weiß was mit mir los ist und dann werde ich noch von einem zum anderen Menschen geschoben und dann heult der Mensch auch noch ständig und verliert die Nerven, statt mich zu beschützen und zu trösten.

    Sorry, aber das ist Quatsch. Ich habe die Würmer an dem Tag, an dem ich sie entdeckt habe, behandelt, indem ich SOFORT zum Tierarzt bin. Damit habe ich den Hund schon mal besser beschützt, als er davor war. Und ich habe nirgendwo gesagt, dass ich den Hund nicht beschütze und tröste. Ich richte gerade meinen ganzen Tag danach aus, dass er sich beschützt und getröstet fühlt. Deshalb bin ich ja so erschöpft und ratlos.

    Ein wertvoller Gedanke, zuerst mal an die eigenen Kapazitäten zu denken! Aber auch der Mensch hat es verdient, mehr als eine Woche Zeit zu haben, sowas auszutesten, sich dran zu gewöhnen und DANN zu entscheiden -meinst Du nicht? Zum Hund schreibt jeder "gib ihm Zeit", und der Mensch soll sowas innerhalb einer Woche entscheiden, nachdem grad das ganze Leben aufm Kopf steht..... Find ich bissel viel verlangt.

    Wenn nach einer Woche ein Stadium kompletter Verzweiflung erreicht ist, das Ganze nur deshalb halbwegs noch funktioniert, weil der Freund, der eigentlich nichts mit dem Hund zu tun haben wollte, alles übernimmt (...)

    Auch hier habe ich das Bedürfnis, eine Sache kurz klarzustellen. Ich sitze nicht weinend neben dem Hund und ignoriere ihn. Alles, was den Hund betrifft, organisiere und plane ich. Mein Freund sitzt stundenweise neben ihm, damit der Hund (oder ich) schlafen kann, und geht mit ihm raus, wenn ich morgens zu fertig bin, weil ich die ganze Nacht wach lag, oder nimmt ihn zu sich, wenn ich ein Meeting habe und er pausenlos weint. Ohne meinen Freund würde es gerade nicht gehen, ja. Aber: Ich bin schon steuerungsfähig genug, um die Verantwortung für den Hund zu tragen und mich um ihn zu kümmern. Leider komme ich an meine Grenzen. Das sehe ich selbst. Deshalb habe ich hier geschrieben.

    1. Ich habe super viel gefilmt, ja. Ich schaue mal ob ich es hochladen kann. Heute auf jeden Fall nicht mehr.


    2. Ja, also hier habe ich gute Neuigkeiten, wir haben schon gelernt, dass wenn er draußen irgendetwas gruselig findet (und sei es ein Ast), er sich hinter mich setzt. Ich stelle mich dann zwischen ihn und die "Gefahr". Wir warten geduldig, bis die "Gefahr" vorbei ist, und laufen dann ruhig weiter. Er nimmt auch fast immer Leckerlis an. Er orientiert sich draußen ganz toll an mir. Das sind jetzt aber nur die "oh wie gruselig" Momente, es gibt ja auch die Panik-Momente, er zieht und rennt in alle Richtungen und ist nicht mehr ansprechbar. Die gibt es auch. Da hilft nur, ganz eng an mich nehmen und so ruhig es geht zusammen weggehen und danach loben, dass wir es "geschafft" haben.

    Ja, das stimmt ja auch. Ich fühle mich tatsächlich total belastet. Gerade habe ich einfach das Gefühl, ich habe mir einen nicht zu bewältigenden, riesigen Haufen Arbeit ins Leben geholt, und bin mir dabei nicht mal sicher, ob all die Mühe und Kosten (nicht nur finanziell, auch emotional) für den Hund am Ende wirklich besser sind, als in ein erfahreneres Zuhause umzuziehen, das vielleicht sofort mit ihm klarkäme und ihm die Sicherheit geben könnte, die er braucht.


    Die Gefühle von Überforderung, Kummer, Zeit ohne Verantwortung vermissen...kenne ich eben alle auch aus den Welpenblues Threads. Deshalb habe ich mir dabei nichts gedacht.


    Was mich aber wirklich viel härter getroffen hat als erwartet, ist, dass so gut wie nichts in meinem Leben noch so funktioniert wie vorher. Ich kann mich nur noch in einem Mini Radius um mein Haus bewegen (und da ist nichts), alles andere findet mein Hund gruselig. Ich kann nicht mal durchs Haus laufen, ohne meinen Hund massiv zu stressen und zu beunruhigen, bis er zittert und weint. Ich muss scheinbar nicht die nächsten Woche, sondern vielleicht Monate immer mit jemandem absprechen, wenn ich eine Stunde das Haus verlassen möchte (und dabei den Radius übertrete, in dem mein Hund sich wohlfühlt). Und das als allein lebende Person mit 40h Job. Nein, also darauf war ich wirklich nicht vorbereitet. Denn trotz Auslandsadoption gab es ja Vorgespräche, Vorkontrollen, eine Beschreibung des Charakters des Hundes, einen Abgleich mit meiner Lebenssituation.


    Ich kenne andere Menschen, die Pflegestellen sind. Die vermitteln die Hunde extrem ausgewählt an passende Interessent:innen, die sie vorab ausführlich über die Themen des Hundes informieren. Ich dachte, in meinem Fall wäre es auch so gewesen, denn wir haben uns wirklich lange ausgetauscht. Das war keine Hauruck Entscheidung, sondern intensiv geplant. Umso desillusionierter bin ich jetzt. Ja, meine Schuld. Und trotzdem ein extrem mieses und erschlagendes Gefühl von: Was habe ich nur gemacht?

    Also aus Erfahrung kann ich dir sagen, dass wir hier nicht über „Wochen“ sprechen… mindestens über Monate und dann kann es sein, dass er nicht jede Marotte ablegt.


    Mal anders gefragt.

    Wann müsste der Hund denn funktionieren, weil er mit ins Büro muss (mit den Öffis fahren etc.) ?

    Gute Frage, also fürs erste lässt sich mit meinem Freund oder einem Dog Sitter ja vieles lösen. Wenn aber absehbar ist, dass mein Hund auch nach einigen Monaten in Öffis Angstattacken bekommt und langfristig kein Bürohund werden kann (auch aufgrund anderer "Marotten"), wäre das sehr sehr problematisch. Ich wohne schließlich alleine und bin zu lange weg als dass er alleine zuhause bleiben könnte, so war es auch nie geplant.


    Nicht nur fürs Büro muss er Bahn fahren, sondern quasi für mein ganzes Alltagsleben außer spazieren gehen. Und mein Hund sollte ja ein Alltagsbegleiter werden, der eben mit mir unterwegs ist...