Erst einmal danke für alle konstruktiven Antworten. (Und besonders lieber Dank für jene mit Freundlichkeit und Empathie. )
Ich denke, einige Zusammenhänge sind mir klarer geworden.
Und bei ein paar wilden Vermutungen über meine Reaktionen musste ich laut auflachen. Dazu unten mehr.
“Erstmal musst du dein Verhalten reflektieren und daraus lernen. Der Hund war garantiert kein Abbild der Perfektion, aber bei dem was du schreibst, liegen die Fehler fast ausschließlich bei dir.”
Ja, genau, daher bin
ich ja hier. Und je detaillierter ich die Zusammenhänge
beschrieben krieg (hat Grenzen wegen Ferndiagnose, ist mir klar),
umso besser klappt das auch. Und da kam hier ja eine ganze Menge Details, Abwägungen und Erklärungsversuche,
wirklich herzlichen Dank dafür! :)
Ich war zu ungeduldig. Ja, dann versucht er eben 4x, ob er aufs Sofa darf. Dann mache ich nur 4x die Grenze und weiter nix, schon garnicht deutlicher werden. Verstanden.
Meine Kommunikation mit den Hund ist verbesserungsbedürftig. Verstanden.
“Vielleicht hast du die Gelegenheit mal von jemand erfahrenen deine eigene Körpersprache einem Hund gegenüber beurteilen zu lassen.”
Danke, klingt nach einem super Vorschlag! :)
Die ersten Tage ist Mitlaufen des Hundes noch nicht unbedingt “Ohje, die kommt ohne mich nicht klar und/oder darf sich nicht frei bewegen.” Verstanden.
Dass Überbeugen auf der Droh-Skala von 1-10 eher eine 7 ist, war mir tatsächlich nicht klar. Hatte
2 oder 3 geschätzt. Verstanden.
Vermutlich ist eine Begleithundrasse besser. Verstanden.
“Darum würde ich Dir ans Herz legen wollen, Dich noch mehr darüber zu informieren, wie man verschiedene Situationen mit Hunden deeskalieren kann, bevor sie zu einem großen Konflikt ausarten.”
Auf jeden Fall!
Fragen, die noch offen sind:
“Dass er dich in der direkten Konfrontation anknurrt finde ich unter gewissen Umständen nicht sehr verwunderlich, dass er dich aber aktiv so massiv einschränkt und androht spricht durchaus nicht für den leichtführigen Hund, den du dir gewünscht hast.”
Ja, dass er mich anfletscht, wenn ich über ihn gebeugt bin, habe ich total nachvollziehen können!
“Fass mich nicht an, sonst gibt’s Ärger!”
Dass er aber auch von sich aus das Drohen anfängt, wo er doch so unsicher ist wegen Einzug und Co., kann ich mir immernoch nicht erklären.. Wenn ich so unberechenbar und bossy für ihn war, hätte er doch auch einfach auf Abstand gehen können? Ich kam zur Tür rein, er war am anderen Zimmer-ende. Warum kommt er dann extra zum drohend Umkreisen zu mir, statt froh zu sein, seine Ruhe zu haben?
Was ist an ausgestrecktem Finger ungünstig? (Wohlgemerkt: Nur Finger. Das mit Arm→zeigen→man beugt sich leicht über habe ich verstanden.) Was ist denn ein besseres Signal?
Warum ist das Anleinen am Hof problematisch? Er kannte den Hof schon, also “neue Umgebung auschecken” ist nicht so wahrscheinlich. Oder? Und wir waren in seiner Nähe. Als er gefrustet klang (noch vor dem Bellen), haben wir rübergeschaut und in freundlich-tröstendem Ton gesagt: “Ist ja gut, wir sind doch hier.” Trotzdem steigerte sich ja seine Unzufriedenheit. Was wäre ein guter Weg gewesen, um zu reagieren?
Meine Gedanken waren: Nicht remmidemmi, am Anfang sollen wir ja nich so viel Action mit ihm machen, hatte auch die Pflegestelle gesagt. Ignorireren und hoffen, dass er aufhört, wäre ein bisschen herzlos. Aber was dann?
- Welche Bücher würdet ihr denn so empfehlen?
- Und die größte Frage von allen: Wie sollte man die ersten 2 Wochen denn jetzt eigentlich gestalten? Entweder hört man da sehr viel Widersprüchliches oder ich krieg nur die Fäden nicht zusammen. Um konkrete Beispiele zu geben:
- Trainer hinzuziehen (wegen meiner Körpersprache) ja oder zu früh für so viel Action und sinnlos, weil noch keine Bindung da?
- Leckerlies und kleine Apportierspiele ja oder zu früh?
- Hund streicheln ja oder nein, weil er sich wohler fühlt, wenn er erstmal nur “unbeobachtet” teilnimmt?
- Auch mit einem bewegungsfreudigen Hund erstmal nur zum Pipimachen Gassi: Ja oder dreht er dann aufgrund Bewegungsmangel durch?
Achso ja, und ein paar der Annahmen, die hier kamen, sind nicht zutreffend.
- Nein, ich nehme NICHT an, dass der Hund ein Computer/Sklave ist und nichts zurück kriegen soll für Kooperation. Dachte, das käme bei “Möchte ein Mensch-Hunde-Team” werden raus. Sonst hätte ich geschrieben: Ziel ist Hobby-Diktator. ;-P
- Thron: Ok, da hab ich anscheinend flappsig ein negativ konnotiertes Wort benutzt. Ich meinte damit, dass es ja durchaus Hunde gibt, die austesten, wie weit sie gehen können, um ihren Willen doch noch zu bekommen. (Korrigiert mich, wenn ich falsch liege, aber ist das nicht sogar die Mehrzahl der Hunde, die das mal auscheckt?)
Von der Alpharüden- und “Setz dich mal so richtig durch!”-Theorie ist nicht so viel zu halten, soweit ich gehört hab, also son Zeug meinte ich mit “Thron” nicht.
- Unsicher auf ihn gewirkt habe ich möglicherweise von Beginn an, kann sein, habe meine Körpersprache nicht auf Video. Tatsächlich unsicher gewesen bin ich erst, nachdem er mit “dem Blick” begann. (Also Tag 2 am Nachmittag)
- Bzw nach der Hof-Situation war ich auf eine andere Art “unsicher”, eher bedauernd zum Hund. Habe mich gefragt: “Wie hätte ich denn jetzt reagieren müssen?” Angst hatte ich da noch keine.
- Mir ist klar, dass Hunde Angst sofort merken und ich habe ihm nichts “vormachen wollen”. Wie gesagt, Tag 1 hatte ich null Angst. Er war ja die ganze Zeit nett. An Tag 2 hatte ich erst ab nachmittags Angst und habe ab da auf “ignorieren zum Deeskalieren” umgeschaltet.
Also die Annahme “Du hast geschauspielert, warst nicht authentisch.“ (um mal eine von Vielen auszugreifen) trifft nicht zu. Verkehrt agiert habe ich, aber geschauspielert habe ich nie. (Daher ja zB der Spaziergang, ich wollte wirklich runterkommen und es hatte ja auch geklappt. Bis ich die Tür aufmachte und eintrat und der Hund drohend auf mich zukam. Schwupp, war der Puls wieder da..)
- Also: das Ignorieren war erst, NACHDEM er steifbeinig auf mich zu kam. Auf Anraten diverser Leute mit Hund. Ich hatte die Hoffnung, dadurch de-eskalieren zu können.
- Klar gab es Zuneigung. Ich habe ihn gestreichelt (an der Schulter und hinter den Ohren gekrault, das leidige “auf den Kopf patschen” habe ich nicht gemacht), ich habe ein paar Leckerlies über den Flur kullern lassen und so. Auch Leckerlies ins Körbchen werfen war dabei.
- “Der KONNTE nicht verstehen, was gemeint ist mit Fingerzeig und Körbchen. “
Falsch. Einfach falsch. Haben aber viele angenommen, keine Ahnung warum.
Er KANNTE “Körbchen” und hat es an Tag 1 super umgesetzt.
Er wird es ja bis Tag 2 nicht vergessen haben. Daher mein Eindruck, dass sein “Nö. Ich sitz hier und guck dich einfach weiter an. Was willst du dagegen tun?” eher das Grenze-testen war. Der Vergleich mit “Mandarin sprechen und am Ärmel ziehen” ist ein sehr verständlicher, trifft hier aber mE nicht zu.
- Mir ist völlig klar, dass neue Signalworte aufgebaut werden müssen. Siehe oben: er kannte “Körbchen”.
Logisch, dass man nichts erwarten kann, was nicht vorher gefördert wurde.
- Es gab kein wahlloses “ins Körbchen schicken”, sondern ich habe das nur dann gemacht, wenn er vor der Couch stand, bereits dreimal die Pfote aufgesetzt hatte, ich freundlich “Nein” gesagt und meine Hand an die Sofagrenze (damit auch unmittelbar vor seine Schnauze) gehalten hab. Langsame Geste natürlich. Wenn er es ein viertes Mal in Folge probieren wollte, gabs den Zeig zum Körbchen. Dieses Spielchen (er versucht es 4x, dann “Körbchen”) kam am ersten Tag ..5? Mal vor.
Zudem habe ich das Sofa “belegt”, mich also extra breit gemacht. (Dass ich trotzdem zu ungeduldig war, siehe oben, hab ich kapiert.)
- “Bei Tisch wolltest du nicht füttern. Ist ok. Hätte vermutlich gereicht, ihn zu ignorieren. Du hast ihn aber quasi weggeschoben und wieder ins Körbchen geschickt.”
Nein, da habe ich
ihn NICHT ins Körbchen geschickt. Das Bein nach außen zu stellen
war aber schon eins drüber. Ok, nehm ich mit. :)
- Na klar sehe ich Tiere als eigenständige Wesen mit Bedürfnissen, eigenen Charakteren und Ideen. Das macht ja grad den Reiz aus, mit Tieren zusammen zu leben. Daher: In den Momenten, wo ich un-empathisch reagiert hab, war es aus Unwissenheit.
- Jemand schrieb:
"ich will den Hund jetzt rein zum Spaß schikanieren" und genau das ist es wenn du Grenzen ziehst, nur weil du meinst irgendwelche Rangkämpfe mit dem Hund ausfechten zu müssen.”
Um es mal klar zu sagen: Es trifft nicht zu. Weder macht es mir Spaß, jemanden zu schikanieren (dafuq?), noch habe ich die Regeln zwecks Rangkämpfen extra dick aufgeblasen oder so.
Ich habe ihm nur jene Regeln gegeben, die ich sinnvoll fand.
Nicht aufs Sofa. Nichts vom Tisch. Nicht ins Bad. Nicht ins Bett. Das war alles.
- Das Bellen auf dem Hof hat mich nicht gestört. Es war eher ein: Er wurde immer gefrusteter, und er neigt nicht zum Bellen, überhaupt nicht!! Aber auf dem Hof hat er es gemacht, ich schlussfolgere daraus: irgendwas hat ihm wirklich nicht gepasst. Und das wollte ich hier mit beschreiben.
- Auch weiß ich, dass
ein Hund auch Jagdtrieb hat, Lockenwolf. Ich habe es nur erzählt,
weil ich die Lage möglichst komplett schildern wollte statt
vorzufiltern. Damit keine ggf. wichtige Dinge wegfallen.
PS: “Und da sie in so ziemlich allem was der Hund getan hat, einen Angriff auf den Thron gedeutet hat, kann man in etwa erraten welcher Art diese Videos waren.” Ach ja? Welche denn, das würde mich jetzt schon sehr interessieren. *grins* Nee komm, ich mach’s dir leicht. DogsTV und Steve Kaye. Einige Folgen Hundeprofi.
Dass ich es erkenne, wenn der Hund in der anderen Ecke steht, ich komm rein und er rennt auf mich zu und umkreist mich steif, das musst du mir einfach glauben. Egal, wie man das Verhalten interpretieren muss, aber die Beobachtung ist ja nun wirklich nicht so schwer festzustellen.