Der Grundgedanke, daß man nur mit Hunden üben kann, ist völlig richtig. Aber wenn der Hund schon nach der ersten Begegnung "durch" ist, wird er anschließend nicht mehr in der Lage sein, irgendwas aufzunehmen. Daher würde ich dazu tendieren, kontrollierte Bedingungen zu schaffen am Anfang, d.h. mal EINE Begegnung gezielt zu planen, oder so zu gehen, daß man eine Begegnung haben oder aber weeeeit weg laufen kann, um den nötigen Abstand selbst entscheiden/ausprobieren zu können.
Einfach in ne Situation mit möglichst vielen Hunden reinwerfen, wenn der Hund eh schon von der Grundstimmung her auf 179,9 ist, halte ich für wenig zielführend, weil er dabei halt nix lernt. Er kann nur lernen, wenn er halbwegs "bei Sinnen" bleibt, und nicht schon abgeschaltet hat nach 97 Pöbelsituationen, wenn er dem 98. Hund begegnet. Weil er dann jedes Mal nicht mehr ansprechbar ist. Und damit ist das Streßlevel für diesen Hund für die nächsten 400 Jahre (ok, ich übertreibe, aber Du verstehst, was ich meine, denk ich )auf "nicht mehr ansprechbar", bei den Adrenalinmengen, die da bei einem einzigen Spaziergang ausgeschüttet werden.
Und mit jedem Ausrasten verfestigt sich ja auch das Verhalten - einfach, weil der Hund bislang kein Anderes lernen konnte. Der hat keine Alternative, zeigt halt immer wieder das, was sich bewährt hat: Rumpöbeln, bis der Arzt kommt, um Hunde zu vertreiben. Denn: er hat ja auch immer Erfolg damit: nem pöbelndem Mali nähert sich keiner freiwillig, ich wette, die Fremdhundehalter gehen dann alle ziemlich schnell außer Reichweite... und damit hat der Hund Erfolg: Fremdhund ist weg, Ziel erreicht. Immer wieder. Mit der Methode, die man aber als Hundeführer gar nicht haben möchte. Und streßarm geht halt auch anders - das ist ein Teufelskreis: Hund hat eh schon massiven Streß, und wird gezielt weiterem Streß ausgesetzt, damit er lernt, damit umzugehen. Hm....
Also wenn, dann ausschließlich einzelne, wenige und geplante Begegnungen. Später dann gern im wilden Hundeauslauf üben, wenn der Hund schon mit einzelnen Begegnungen gut kann, und verstanden hat, der Halter kümmert sich. Dann wird er auch nicht mehr so ausrasten und dann jenseits jelgicher "Erreichbarkeit" sein mental. Da kann man ja reingehen, 2-3 Begegnungen mit zeitlichem Abstand, und wieer gehen. Halt am Rand bleiben anfangs, damit man je nach Aufregungslevel des Hundes reagieren und den Ort verlassen kann ohne weitere Streßsituation. Denn es ist ja nicht jeder Tag gleich, und manchmal sind schon etliche Löffelchen für den Alltag draufgegangen, ohne daß dem Halter das bewußt wurde. Weil Besuch da war, der Nachbarshund am Zaun gekläfft hat, der Hund schlecht geschlafen hat oder mit dem linken Fuß aufgestanden ist- whatever.... Aber dann kann man reagieren, wenn man anfangs am Rande des Geschehens bleibt beim Üben.