Ich finde schön, dass du dir solche Gedanken machst und Fragen stellst. Nimm das Folgende daher bitte nicht als Kritik, sondern als Anregungen.
Ich weiß einfach nicht wieviel ich mit ihr unternehmen soll! Aktuell gehen wir alle 2-3 Stunden für 3-5 Minuten raus zum pinkeln. Am Nachmittag machen wir einen ca. 15 Minuten langen Spaziergang. Einmal die Woche will ich ihr etwas neues zeigen. Diese Woche waren wir im Café meiner Mama und sie war dann den ganzen Tag mega aufgeregt und hat gefiept, gebellt und kaum geschlafen. War das schon zuviel?
Du machst etwas, das ganz ganz vielen Ersthundehaltern passiert: Du kippst in Extreme.
Wenn ich das richtig verstehe, kommt Eevee tagsüber (vermute ich) ein paar Minuten raus und es gibt ein einzigen Spaziergang. Drinnen gibt es keine Action. Dein Hund ist also circa 45 Minuten pro Tag im Freien und ansonsten drinnen, wo sie sich ruhig verhalten soll.(?)
Das ist eindeutig zu wenig. Zu wenig im Sinne von: Zu wenig Bewegung, zu wenig Möglichkeit, Energie abzubauen.
Kennst du den Alltag, den deine Welpine vorher hatte? Das war nicht ein paar Minuten zum Lösen raus und dann Ruhe halten. Das war täglich stundenlang mit Geschwistern spielen und raufen. Dabei werden u.a. Muskeln aufgebaut, Koordination geschult, Kondition geschaffen - und dann halten die Welpen von ganz alleine Ruhe. Weil sie sich ausgetobt haben. Spielen, rennen und raufen sind unglaublich wichtig. Draußen sein sorgt für neue Impulse und trainiert das Immunsystem.
Das hast du auf ein Minimum runtergefahren.
Ich nehme ihr den Stein dann weg und dann wird sie wieder hibbelig, will ein Spiel daraus machen.
Natürlich will sie ein Spiel daraus machen. Sie ist ein Welpe. Welpen spielen und machen aus allem ein Spiel. Spielst du denn mal mit ihr? Denn wenn selbst das fehlt, dann ist der Hund nicht hibbelig, sondern gnadenlos unterfordert und unausgeglichen. Absolut verständlicherweise.
Und dann der Punkt: "Diese Woche waren wir im Café meiner Mama"
Du hältst Eevee ruhig. Spielversuche draußen unterbindest du. Spielversuche drinnen unterbindest du. Austoben kann sie sich nicht, weil das zu viel ist vermeintlich. Und dann nimmst du sie und gehst mit ihr in ein Café...
Zum Vergleich: Stell dir vor, du kommst aus einer großen Familie. Du hast jeden Tag mit deinen Geschwistern gespielt, bist um die Wette gerannt. Stundenlang. Dann bist du glücklich, zufrieden und erschöpft eingeschlafen.
Eines Tages holt dich ein Fremder und ab sofort gibt es kein Spielen und kein Rennen mehr. Wenn du spielen willst, geht der Fremde darauf nicht ein. Du bist nur drinnen und sollst ruhig sein.
Also bist du so ruhig, wie du sein kannst. Und dann nimmt dich dieser Fremde und geht mit dir in ein Café. Überall Fremde, neue Gerüche und laute Geräusche. Wärst du tiefenentspannt? Oder durch den krassen Wechsel aus übermäßiger Ruhe und einer Fülle an neuen Eindrücken, die auf dich eindreschen, überfordert?
Dazu hast du in dem Moment auch noch eine Menge aufgestaute Energie und weißt nicht, wohin damit.
Klingt nicht angenehm, oder?
Das passiert gerade mit deinem Hund. Auf der einen Seite ist sie unterfordert, weil die körperliche Auslastung fehlt. Auf der anderen Seite wirfst du sie in eine Situation, die das komplette Gegenteil zu der von dir verlangten Ruhe darstellt und sie nervlich stark heraus- bis überfordert.
Also:
1. Mehr Bewegung in ruhigen Gegenden an langer, leichter Leine. Lass sie in ihrem Tempo machen. Renn mal ein Stück mit ihr. Ruf sie mal zurück und belohn dann durch Leckerli oder dadurch, dass es bei dir die viel bessere Action gibt.
2. Geh öfter länger raus. Einmal am Tag 15 Minuten sind gar nix. Austoben muss drin sein.
3. Halt die Dauer bei vielen neuen Reizen auf einmal kurz und steigere die Intensität langsam. Je lauter, je voller, je mehr Gerüche, desto anstrengender ist es für das junge Hirn und umso kürzer sollte es der Belastung ausgesetzt sein.
Das "Nach müde kommt doof" - ja, das stimmt manchmal. ABER!!! Nach müde kommt Schlaf. Müde sein ist natürlich, normal und gesund, wenn es nach Anstrengung und Auslastung kommt. Müde werden, hinlegen, schlafen. Das machen bereits Welpen von ganz allein. Das lernen die nicht erst beim neuen Besitzer. (auch, wenn das leider oft behauptet wird)
Nach müde kommt erst dann doof, wenn sie künstlich wach gehalten werden / ihnen die Möglichkeit fehlt, sich allein zu entspannen. Oder, wenn sie gar nicht müde sein können, weil die Auslastung fehlt. Dann sind sie nicht müde, sondern wissen gerade nicht, wohin mit der vollkommen gesunden und normalen Energie.
Komm also Eevee und dir zuliebe weg vom "Ruhe lernen" und schau besser nach einer gesunden Balance aus Action und Entspannung. Nur das Gleichgewicht daraus ist gesund. Das zu finden dauert ein bisschen.