Was bei diesem "Ja, aber, wenn dann mehrere alt sind..." gerne vergessen wird: Ob einer oder mehrere, es passiert nicht über Nacht. Es ist ein Prozess, auf den man sich Schritt für Schritt einstellen kann/muss. Wie bei allen anderem im Leben auch.
Ob das dann bedeutet, dass man mehrere Runden getrennt gehen muss, Buggy, Helfer, andere Auslastung - kann man so und so nicht vorhersehen. Man kann nur Lösungen finden, die individuell funktionieren.
Zusätzlich ist man zu dem Zeitpunkt schon seit Jahren mit den Hunden vertraut und darauf eingestellt, viel zu machen. Man bekommt nicht plötzlich zusätzlich alte Hunde in die Hand gedrückt, sondern passt sich fortlaufend an.
Als wie anstrengend und belastend das empfunden wird, ist ebenfalls individuell.
Das gilt die ganze Zeit. Für mich ist beispielsweise Spazierengehen nicht belastend, für die Hunde kochen, bürsten, mit ihnen trainieren. Im Gegenteil. Das gibt mir Energie und Kraft. Dabei bekomm ich den Kopf frei und manches mache ich nebenbei.
Wenn ich hier lese, welche Zeitaufstellungen geschrieben werden - so leb ich mein Leben nicht.
Vieles ist keine Extra-Zeit.
Vollkommen normales Beispiel: Ich hab gestern Abend lange telefoniert, nebenbei Hunde gefüttert und Medikamente gegeben, Fleisch für heute angesetzt, Küche gerichtet, Zähne geputzt, alle gebürstet, Senior bekam seine abendliche Massage, danach haben wir ne Runde gekuschelt.
Kam mir an keiner Stelle belastend vor - erledigt ist es aber trotzdem und mein Sozialleben kam auch nicht zu kurz.
Manchmal nutze ich die Zeiten auch für berufliche Gespräche oder diktiere was für die Arbeit oder was sich anbietet/erledigt werden muss, denn außer meinen Händen ist dabei nichts beschäftigt. Ich kann auch so nicht sagen, heute habe ich xx Minuten mit Fütterung, Fellpflege etc. verbracht. Mal ist es ratzfatz, mal dauert es länger. Leben eben. Funktioniert nicht nach Stoppuhr.
Hinzu kommen Gewöhnung und Routine.
Manche Menschen empfinden zum Beispiel schon einen Welpen als anstrengend ohne Ende und gehen auf dem Zahnfleisch, weil neuer oder seltener Zustand in ihrem Leben. Vollkommen verständlich.
Bei mir läuft so viel automatisch ab aufgrund der Erfahrung und Übung, dass es nicht vergleichbar ist.
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Bitte meinen Beitrag jetzt nicht falsch verstehen, ich kritisiere weder dich, noch deine Hundehaltung. Noch bezweifle ich, dass man Lösungen für Probleme finden kann.
Aber eins möchte ich definitiv sagen: Doch. Es kann auch ganz plötzlich kommen. Der Hund kann plötzlich eine Epilepsie bekommen. Er kann plötzlich inkontinent werden. Er kann plötzlich eine Tumorerkrankung bekommen. Er kann plötzlich nen Rückenmarksinfarkt bekommen. Er kann plötzlich chronisch Magendarm erkranken, er kann plötzlich ne Angststörung entwickeln und nicht mehr alleine bleiben können ...
Ich habe da durch meinen Beruf vielleicht auch nochmal eine andere Sicht auf die Dinge, da ich jeden Tag mit diesen Herausforderungen von Besitzer-Hund-Konstellationen konfrontiert werde - aber manches scheint mir hier etwas sehr optimistisch. Und nochmal: ich meine hier niemanden persönlich oder unterstelle irgendwem, dass er das nicht irgendwie geregelt bekommt. Aber ich finde es weltfremd, wenn man behauptet, dass man das alles so einfach aus dem Ärmel schüttelt, wenn es soweit kommt.
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Ja, natürlich kann es plötzlich kommen. Mir ging es dabei erstmals um das Alter, das ja durchaus absehbar und unvermeidlich ist und worauf man sich vorbereiten sollte. Das gilt schon bei einem Hund. Das gilt noch deutlich mehr bei vielen Hunden.
Deswegen gibt es bei mir auch zig Vorkehrungen, finanzielles Polster, Helfer auf Abruf, Helfer, die ich mir leisten kann (beispielsweise um den Haushalt abzugeben und mehr Zeit zu haben, wenn was ist) etc.
Bei mir geht es auch nicht darum, dass ich alles aus dem Ärmel schüttle. Den Eindruck möchte ich nicht erwecken. Da steckt eine Menge Arbeit und Planung dahinter - aktuell ganz ohne Sonderfälle, die ich aber auch schon und ja auch schon gleichzeitig hatte. Pyometra, Knochenkrebs, Diabetes, Demenz, Inkontinenz, Bandscheibenvorfall, Mammatumore, Schilddrüse, Cushing, Epilepsie... haben alle keinen Termin vorher vereinbart und sich auch richtig blöd in der Zeit abgesprochen.
Ja, das war anstrengend. Hauptsächlich emotional anstrengend. War es aber auch mit zwei Hunden, von denen nur eine alt und krank war.
Genau dadurch und durch das langsame Wachsen des Rudels weiß ich aber auch realistisch: Was kann ich wuppen, was nicht, wo muss ich Hilfe auf Abruf haben etc. Ich hab da keine "wird schon glatt gehen"-Attitüde.
Komm bei mir zur Tür rein, greif nach rechts - da steht der Notfallordner. Jeder Hund hat darin min. 1 Blatt mit Bild, Namen, Daten, Krankheiten, Unverträglichkeiten, Allergien, Krankengeschichte, Tierarzt, weitere Kontakt-/Betreuungspersonen für diesen Hund. Falls ich mal ausfalle. Plus Geld, weil ich nicht erwarte, das meine Notfallbetreuung falls nötig den TA bezahlt.
Ist akut was mit meinen Hunden und ich muss in die Tierklinik, hab ich Notfallkontakte für die anderen. Da reicht: "Hol die Hunde" als Nachricht. Beruht auf Gegenseitigkeit. Ist bereits erprobt.
Ich nehme die Verantwortung nicht auf die leichte Schulter. Für mich überwiegen dennoch die Vorteile. Krankheiten, Verletzungen und Alter bestimmen hoffentlich nicht das ganze Leben.
Aber sie können und werden auftreten. Daher hab ich so weit vorgesorgt wie möglich.
Im Alltag ist es trotzdem im Großen und Ganzen: Deutlich mehr Freude, deutlich mehr Spaß, deutlich mehr Momente, die ich nicht missen möchte. Für mich ist es das wert, dass ich die unweigerlichen Nachteile mitmache. Und wenn ich sehe, wie meine Hunde mit solchen Situationen umgehen, wenn einer eingeschränkt ist oder nicht mehr kann - da kam noch nicht einmal Unausgeglichenheit auf, weil sie mal nicht exakt x Stunden heute dran waren oder keine Alleinzeit hatten. Im Gegenteil. Damit brauch ich denen gar nicht kommen, wenn einer flachliegt. Ist bei uns aber auch kein Nebeneinander und andere ertragen, sondern Familie. Dazu gehört es auch zu erkennen, wenn es einem Familienmitglied schlecht geht.