Mir persönlich hat es sehr geholfen (bzw hilft mir immernoch) mir immer wieder bewusst zu machen, welche Umstrukturierungen im Gehirn eines Junghundes in der Pubertät stattfinden und dass Hunde generell wie wir Menschen auch gute und schlechte Tage haben können. Dass Stress z.B. auch noch Tage später Auswirkungen auf das Verhalten eines Hundes (jeglichen Alters) haben kann, weil der Cortisol-Spiegel eine Weile braucht um zu sinken.
Wegzukommen von dem Gedanken, dass etwas ja eigentlich schon sitzen müsste; wegzukommen von dem Gedanken "Was habe ich jetzt schon wieder falsch gemacht?" und mir die Frage "Warum?" auch öfters zu beantworten mit "Der Hund kann gerade vielleicht nicht anders. Das ist schon ok."
Also genau wie du es auch schon beschrieben hast, davon wegzukommen, dass etwas unbedingt klappen muss.
Total. Da kann ich mich völlig anschließen.
Ich habe im Training eigentlich relativ viel Nachsicht: Wenn etwas nicht funktioniert, dann ist mein erster Gedanke in der Regel: "Der Schwierigkeitsgrad war unter den gegebenen Umständen zu hoch - der konnte das gerade noch nicht leisten." Das bringt, für mich, sehr viel Entspanntheit und Positivität ins Training. (Klar, manchmal hat er auf Dinge, die er eigentlich beherrscht, auch einfach keinen Bock. Aber ich meine, dass ich erkenne, wann er nur seinen Dickkopf rausgeholt hat und wann er tatsächlich noch nicht ausführen kann, was ich von ihm verlange.)
Dann hatte ich vor kurzem eine Begegnung mit jemandem, der es im Gegensatz zu mir intuitiv als Ungehorsam bzw. Respektlosigkeit meines Hundes gedeutet hat, dass er in einer Situation mit noch zu starker Ablenkung Kommandos nicht richtig befolgt hat. Als ich mich auf dieses Mindset ("der will das nicht/der verarscht dich" statt "der kann das nicht") eingelassen habe, habe ich richtig gemerkt, was für eine negative Einstellung ich plötzlich gegenüber meinem Hund entwickelt habe. Wie aus dem Miteinander mehr ein Gegeneinander wurde und wie viel hinderlicher Frust und Enttäuschung aufkam, denn was dann nicht funktionierte, nahm ich persönlich. Natürlich hat dann auch erst recht gar nichts mehr funktioniert, weil mir jegliche körpersprachliche Klarheit flöten gegangen ist.
Aber für die andere Person funktioniert ihr Mindset vielleicht gut. Sie wird dadurch vielleicht besonders entschlossen, präzise und klar gegenüber ihrem Hund. Aber mich hat es nur unter Druck gesetzt und dadurch destruktiv gewirkt. Für mich funktioniert Training am besten, wenn ich eher vorsichtig damit bin, Dinge als gegeben oder beherrscht vorauszusetzen (denn damit geht auch immer der Druck einher, dass das jetzt funktionieren muss), mich dann aber umso mehr an regelmäßigen Trainingserfolgen erfreue, die mich und meinen Hund motivieren.