Prokrastinieren bis zu Gehtnichtmehr - und dann loslegen. Aber ernsthaft effektiv und zielgerichtet, und mit guten Ergebnissen. Würde mich interessieren, wie sowas zustandekommt.....
Ich bin auch so
Ich glaube, ein Punkt, der bei dem Thema ganz oft vernachlässigt wird, ist sowohl beim Mensch als auch beim Hund, dass ein bisschen Stress sogar sehr lernförderlich sein kann. Stress setzt Adrenalin und Cortisol frei und führt so tatsächlich erstmal zu einer kurzzeitigen Verbesserung des Arbeitsgedächtnisses.
Problematisch wird es erst, wenn es zu viel Stress ist und der Stress als nicht-bewältigbar empfunden wird. Das kann dann die Psyche und das Lernen deutlich beeinträchtigen.
In diesem Sinne sehe ich den Trend, den Hund bloß niemals nie zu stressen, auch etwas kritisch.
Ich kenne inzwischen Leute, die, sobald der Hund nicht tiefenentspannt nebenher schlappt, schon Schnappatmung kriegen, weil das Hundchen nun gestresst ist und das ja bekanntlich das Leben verkürzt. Diese extreme Stress-Vermeidung ist meiner Meinung nach Quatsch.
Gleichzeitig erlebe ich aber auch viele Menschen, die gar nicht erkennen, dass ihr Hund gerade viel zu viel Stress erlebt und da gar nichts mehr lernen kann. Da wird der Hund allein gelassen, weil "muss er aushalten lernen". Dieses andere Extrem finde ich mindestens genauso schlimm.
Für mich persönlich ist da einfach eine gute Balance wichtig. Ich vermeide nicht jeden Stress, aber ich achte sehr darauf, dass der Stress für meinen Hund als bewältigbar empfunden wird.
Als gute Indikatoren hierfür haben sich bei uns die Ansprechbarkeit, die generelle Denkfähigkeit und die Fähigkeit zur Umsetzung einfacher Aufgaben bewährt.
Lautäußerungen wie Fiepen oder Bellen (weil das im Eingangsbeitrag erwähnt wurde) btw. nicht!
Mein Hund hat rassetypisch relativ lose Stimmbänder, der bellt auch bei vergleichsweise niedriger Erregungslage schnell mal los. Andere Hunde geben erst einen Ton von sich, wenn sie wirklich so richtig auf 180 und komplett durch sind.
Das ist so individuell, dass man da kaum was über die tatsächliche Erregungslage und den wirklich vorhandenen Stress sagen kann - und dementsprechend auch nicht über mögliche Trainingsansätze.
Merke ich, dass mein Hund weniger ansprechbar ist, weniger gut denken kann und einfache Aufgaben nicht mehr so umsetzen kann wie sonst, dann ist das für mich der Moment, in dem der Stress ins Negative kippt und zu viel ist.
Dann gehe ich einen Schritt zurück oder unterstütze ihn anderweitig im Umgang mit der Situation.
Was ich mit meinem Hund prinzipiell nicht mache: Ihn damit allein lassen. Oder noch mehr Stress draufsetzen, indem ich von ihm weitere Impulskontrolle etc. verlange. Ist hier einfach null zielführend (der Hund beruhigt sich nicht) und macht für mich auch lerntheoretisch überhaupt keinen Sinn.
Aus diesem Grund würde ich auch in deiner Situation, liebe @TE, nicht vom Hund verlangen, sich da irgendwie selbst zu beruhigen. Wenn sie in den Momenten eh auf 180 ist (und so klingt das), dann ist es meiner Meinung nach absolut kontraproduktiv, da durch weitere Anforderungen an den Hund noch mehr Stress und Frust draufzusetzen.
Was anderes ist das bei einem Hund, der pöbelt oder hinzieht, weil er halt Bock drauf hat und es kann und der in solchen Situationen prinzipiell noch voll "da" ist im Hirn. Das ist für mich dann aber auch kein Stress-Thema mehr, sondern einfach ein Hund, der bisher keine entsprechenden Regeln und Grenzen kennengelernt hat.