Beiträge von Schäferterrier

    Ich habe echt wenig Lust auf die Richtung, in die dieser Thread geht, deshalb verabschiede ich mich hier dann auch.


    Aber noch ein kleiner Nachtrag zum Thema "mit Emotionen nicht umgehen können", weil das hier immer mal wieder aufgegriffen wird: Die Kroaten, die ich kenne, haben tatsächlich oft Schwierigkeiten damit, einen guten Umgang mit ihren Emotionen zu finden.


    Die haben gefühlt einfach waaaahnsinnig intensive Emotionen, steigern sich super schnell rein, sind zugleich unglaublich schlecht in Selbstregulation und generell ganz extrem expressive Hunde. Ich kenne keinen anderen Hundetyp, der in jungen Jahren durch die Bank weg so dermaßen überfordert mit sich selbst ist.


    Denen beizubringen, dass man bei Emotionen wie Angst, Frust, Wut oder ja, sogar Freude, nicht sofort das komplette Hirn wegwerfen und schreien braucht, ist meiner Meinung nach eine Herausforderung, Arbeitshund hin oder her.

    In diesem Sinne finde ich die Beschreibung, dass der Hund nicht mit seinen Gefühlen umgehen kann, also gar nicht so weit hergeholt.


    Und auch trainingstechnisch setzt diese Sichtweise tatsächlich da an, wo ich auch ansetzen würde: Den Hund in seiner Unruhe, seinem Stress und seinen Emotionen zu begleiten und ihm da raus zu helfen, um ihm (sehr langfristig) zu zeigen, wie er mit sich selbst und der Welt umgehen kann. Und mit genau dieser wohlwollenden Einstellung an alle zukünftigen Erziehungsthemen heranzugehen.

    Also wurde euch der Hund eigentlich als Schafpudel x Labradoodle Mix verkauft? Und eure Trainerin vermutet, dass da statt dem Labradoodle ein Kroatischer Schäferhund mitgemischt haben könnte?

    Habt ihr die Elterntiere live gesehen?


    Also ja, die Fellstruktur vom Kroaten und Mudi ist schon sehr markant und hat nichts mit Pudel-, geschweige denn mit Doodle-Fell zu tun. Wenn euer Hund diese markante Locken- bzw. Wellenstruktur hat, ist die Wahrscheinlichkeit tatsächlich groß, dass da irgendwie sowas mal mitgemischt hat.

    Trotzdem ist es allein anhand der Optik verdammt schwierig, zu sagen, wie viele Wesensanteile von der Rasse der Hund letztendlich mitbringt. Ein Mischling kann 1:1 wie eine bestimmte Rasse aussehen (weil sie halt irgendwann vor vielen Generationen mal im Stammbaum vertreten war) und im Wesen trotzdem was komplett anderes mitbringen.


    Aber nun, das hilft euch jetzt auch nur bedingt weiter. Fakt ist einfach, dass ihr da jetzt einen Hund sitzen habt, der wer weiß was alles an genetischen (Hütehund-)Eigenschaften mitbringen wird.


    Wenn da wirklich ein Schafpudel und/oder ein Kroate drin war, dann ist das meilenweit von einem Pudel-Mix entfernt und ihr müsst euch darauf einstellen, dass ihr euren Hund komplett anders händeln müsst als gedacht.


    Schön, dass ihr beim Thema Ruhe schon einen kleinen Erfolg verzeichnen konntet.


    Euren Tagesablauf finde ich tatsächlich schwierig zu bewerten. Kann total in Ordnung sein, kann aber auch viel zu viel sein - je nachdem, wie die einzelnen Dinge angegangen werden.


    Gassi ist ja zum Beispiel nicht gleich Gassi.


    Je nach Umgebung (städtisch, ländlich) unterscheidet sich allein die Menge an Reizen, denen der Hund ausgesetzt ist, enorm. Für einen Hütehundmix sind da vor allem Bewegungsreize spannend: Autos, Jogger, Fahrräder, Katzen, Vögel, fliegende Blätter usw. Wenn der Hund vom Bauernhof kommt, kann auch generell alles, was so in bebautem Gebiet zu finden ist, erstmal total aufregend sein (also generell Menschen, Hunde, Mülltonnen, Straßenschilder usw.). Also: Wie viel davon trefft ihr denn pro Spaziergang?


    Dann können sich auch die Anforderungen, die an den Hund gestellt werden, pro Spaziergang enorm unterscheiden.

    Darf euer Hund frei laufen? Oder an der langen Schleppleine? Wie lange ist er an der kurzen Leine? Wie lange soll der Hund generell ordentlich an der Leine laufen? Wie oft verlangt ihr beim Gassigehen irgendwas von ihm (Name, Rückruf, Ansprache usw.)?


    Genauso kann auch Spielen und Training ganz unterschiedlich aussehen.


    Mal ein paar Dinge kleinschrittig (also in 2-3 Wiederholungen pro Übungsphase) drinnen aufzubauen, um sie dann draußen nutzen zu können, ist was ganz anderes als dem Hund reihenweise in 10+ Wiederholungen Kommandos beizubringen, um ihn "auszulasten". Letzteres wäre definitiv zu viel.

    Mal mit dem Hund 2 Minuten zu spielen, wenn er es gerade anbietet, ist etwas komplett anderes als den Hund aktiv zum Spielen zu animieren. Letzteres kann unglaublich hochpushen, bei Ersterem wäre ich bei nem Hütimix in der Wohnung auch eher vorsichtig.


    Mit meinem eigenen Hund habe ich in der Wohnung z.B. ganz lange gar nicht gespielt. Inzwischen machen wir das schon mal, aber das Hundchen ist nun auch schon vier Jahre alt und hat zuvor eben mehrere Jahre lange gelernt, dass in der Wohnung eigentlich Ruhe ist.

    Training fand und findet hier in der Wohnung nur auf einem Trainings-Teppich statt. Ich hab dafür so nen günstigen Bettvorleger. Wenn ich den raushole, dann weiß mein Hund, dass es jetzt was in der Wohnung zu tun gibt - abgesehen davon ist aber konsequent Ruhe und Entspannung angesagt. Ihm helfen so klare Strukturen sehr, um nicht in einer ständigen Erwartungshaltung zu leben.


    Dass ihr euch so bewusst um Medical Training kümmert, finde ich super! Das kommt leider immer noch oft zu kurz.

    Aber auch da ist wieder die Frage: Läuft das so ganz entspannt nebenbei oder hat das für den Hund echten Trainingscharakter? Also wie ist die Erwartungshaltung des Hundes dahinter?


    Kaukram, Schleckmatte, Kong usw. kann total hilfreich sein, um den Hund zu entspannen. Habt aber bitte auf dem Schirm, dass auch das schnell eine ungünstige Erwartungshaltung beim Hund erzeugen kann und er dann ständig darauf wartet, was es als nächstes zu knabbern/suchen/schlecken gibt.


    Alles in allem klingt euer Tagesablauf für mich auf den ersten Blick schon sehr vollgepackt und anstrengend für so ein kleines Köpfchen. Aber wie gesagt: Ohne genauere Informationen ist das total schwierig zu beurteilen, weil es eben immer auf das wie ankommt.


    Aber wenn ihr da einen guten Trainer an der Hand habt, kann der das sicher genauer beurteilen.

    Naja, ihr habt da einen noch sehr arbeitsnahen Hütehund-Mix aus nicht unbedingt den besten Umständen gekauft. Dass der kein bombenfestes Nervenkostüm mitbringt, ist ehrlich gesagt nicht überraschend.


    Zum Schafpudel kann ich nicht so viel sagen, aber ich kenne ein paar wenige andere AHHs und vor allem Kroaten. Alle hatten gemein, dass sie a) wahnsinnig schnell drüber waren und b) dann ganz arg schnell schnappig wurden. Und dass sie, sobald sie drüber waren, auf jegliche Art der Hemmung mit noch mehr Drübersein reagiert haben.


    Das sind einfach per se wahnsinnig reizoffene, temperamentvolle Hunde, die innerhalb von Sekunden extrem hochdrehen können. Familienleben, Zivilisation, Hundespielstunde und sowas kann denen ganz arg schnell zu viel werden. Da sind sie einfach nicht für gemacht.


    Bei euch kommt dann nochmal erschwerend hinzu, dass der Hund auf dem Bauernhof vermutlich wenig von dem kennengelernt hat, was er jetzt alles erleben muss. Und dass die Elterntiere vermutlich auch nicht so auf Familientauglichkeit gezogen wurden.


    Für mich klingt das gerade in Kombination mit der Einschätzung der Trainerin also gar nicht unbedingt danach, dass die Vorbesitzer da was vergeigt hätten (von wegen Hände ins Maul und so). Für mich schreit das geradezu, dass der Hund einfach total überfordert ist. Und dann dreht er in der besten Kerniger-Hüter-Manier eben hoch, das Hirn verabschiedet sich und er greift auf das zurück, was in seinen Genen steckt: Schnappen und Kneifen. Und schon habt ihr eine überdrehte, elendig anstrengende, scheinbar unbelehrbare Schnappschildkröte.


    Ich würde deshalb erstmal hinterfragen, was genau ihn so überdrehen lässt und ob oder wie ihr das verändern könnt.

    Ist es zu viel Gassi? Sind es zu viele Reize? Hat er zu viele spannende Erlebnisse? Verlangt ihr zu viel Gehorsam? Ist zu viel Action daheim? Kommt er zu wenig zur Ruhe? Speziell bei diesem Hundetyp auch: Mit welcher Energie kommuniziert ihr mit ihm? Habt ihr einen fixen Tagesablauf mit festen Routine ? Weiß er, wann er Ruhe hat und wann es was zu tun gibt?


    Das sind alles Stellschrauben, an denen ihr drehen könnt, damit der Hund gar nicht erst so krass drüber ist. Und vergesst, wenn ihr da drüber nachdenkt, nicht, dass ihr da einen Hund habt, der vermutlich sehr viel weniger verträgt als der normale Durchschnitts-Welpe.


    Der Umgang mit dem Überdrehen und dem Schnappen ist dann wieder ein anderes Thema...


    Von Ignorieren, Raum verlassen oder sowas bin ich meist eh kein großer Fan.


    Zumindest den Kroaten kriegst du meiner Erfahrung nach aber auch nicht runtergeregelt, wenn du mit noch mehr Energie reingehst und es z.B. vehement versuchst zu verbieten. Das ist eher kontraproduktiv und dreht den Hund noch mehr auf. Und ab einem gewissen Alter können so Aktionen wie den Hund zu "unterwerfen" bei solchen Kandidaten auch mal richtig nach hinten los gehen, also lass da bitte die Finger von.


    Was in solchen Momenten oft hilft, ist, den Hund mit wahnsinnig viel Einfühlungsvermögen, sanfter Konsequenz und Wohlwollen zu begleiten und ihn so langsam wieder auf den Boden der Tatsachen zu holen. Dafür braucht es aber ein sehr gutes Gespür für sich selbst und für die Bedürfnisse des Hundes.


    Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, dem Hund mit wirklich festen, aber langsamen Bewegungen entweder eine Körperstelle zu massieren oder über den ganzen Körper zu streichen oder auf den Brustkorb zu drücken. Das ist je nach Hund natürlich total individuell, aber meine ganz persönliche, unwissenschaftliche Beobachtung ist, dass solche Kandidaten den Druck auf den Körper brauchen, um sich genau darauf überhaupt fokussieren zu können. Streichele ich zu schnell oder zu sanft, pusht das nur noch mehr auf.


    Was man grundsätzlich auch machen kann, ist, dem Hund drinnen einen abgetrennten Bereich einzurichten. Manchen Hunden hilft diese räumliche Trennung, um runter zu kommen.

    Wenn euer Hund nach dem Kroaten kommt, wäre ich aber tendenziell vorsichtig damit, den Hund dort drin mit seinem Frust und seiner Überforderung allein zu lassen. Viele von denen können sich ab einer gewissen Erregungslage (und die ist wie gesagt schnell erreicht) anfangs gar nicht mehr selbst runterregulieren. Und dann neigen sie ein wenig zu Verhaltensweisen, die man so keinesfalls haben möchte (sich ewig lang in Rage zu Kläffen, im Kreis rumzutigern, den eigenen Schwanz zu jagen, an sich selbst rumzuknabbern usw.).

    Wenn ihr so einen Safe Space nutzen wollt, würde ich das also eher prophylaktisch empfehlen.


    Also kurz und knapp: Ihr habt da einen Rassemix, der vermutlich echt viel Feingefühl seiner Halter braucht, für den grundsätzlich alles etwas schneller "zu viel" ist als bei den meisten anderen Hunden und auf dessen Bedürfnisse demnach im Alltag deutlich mehr geschaut werden muss. Und zwar nicht nur jetzt, sondern bis zu einem gewissen Grad ein Hundeleben lang.


    Wenn ihr das mit diesem Hund durchziehen wollt, dann sucht euch so bald wie möglich einen Trainer, der sich wirklich gut mit genau so einem Hundetyp auskennt und der euch vor allem langfristig begleiten kann.

    Ich befürchte, mein Hund bekommt seine erste Erkältung :verzweifelt: Seit heute Mittag niest er vermehrt, die Nase läuft und die Temperatur ist minimal erhöht...


    Und ich hab ehrlich keine Ahnung: Was mach ich denn jetzt mit dem Kerlchen?

    Warm anziehen und schonen?

    Wärmflasche?

    Für warme Liegeplätze sorgen?

    Gerade liegt er auf dem kühlen Laminat statt im Bett - lasse ich ihn da jetzt einfach liegen oder sollte ich ihn lieber ins warme Bettchen schicken?

    Gehe ich direkt morgen zum Tierarzt oder lieber ein paar Tage abwarten?

    Wie oft sollte ich die Temperatur kontrollieren?

    Macht es Sinn, ihm Tee zu geben? Oder Honig? Suppe?

    Muss ich auf irgendwas Bestimmtes achten?


    :hilfe:

    Ich denke, die Frage ist, was für euch letztendlich das kleinere Übel ist: Wenn sie zukünftig nicht entspannt Autofahren kann oder wenn sie zukünftig nicht entspannt Alleinbleiben kann?


    Für mich persönlich wäre das Alleinbleiben wichtiger, also würde ich sie weiterhin im Auto mitnehmen und das Alleinbleiben schrittweise angehen.


    Zumal ich es schwieriger finde, einen Neustart beim Alleinbleiben hinzukriegen. Wenn der Hund einmal verknüpft hat, dass Alleinbleiben in diesem Haus doof ist, könnt ihr ja schlecht das Haus wechseln, um das Alleinbleiben in einem neuen Setting neu aufzubauen. Im Auto besteht dagegen immer noch die kleine Chance, dass der Hund "nur" das Autofahren in dieser Box blöd verknüpft - und die Auszutauschen und das Ganze irgendwann in Ruhe aufzubauen ist halt deutlich einfacher.


    Sitzt die Maus denn hinten im Kofferraum oder gibt's ne Möglichkeit, sie (sicher) auf dem Rücksitz zu transportieren?

    Weil dann könnten deine Kinder ihr vielleicht etwas Sicherheit geben. Einfach indem sie daneben sitzen oder sogar indem sie der Kleinen mal ruhig ihre Hand hinhalten.

    Da kommt dann aber eine andere Baustelle zu Tage, die aktuell wieder mehr ist. Sie rennt weg, bleibt stehen, schaut zurück, reagiere ich nicht, rennt sie weiter weg, bleibt wieder stehen usw. Sie möchte, dass ich sie zurück rufe (dann gibt es Keks) , oder noch besser zurück pfeife, weil sie dann ihren geliebten Kong bekommt.

    Ist das nur im Freilauf der Fall?

    Dann klingt das für mich eher danach, dass sie im Freilauf mit einer ständigen Erwartungshaltung rumläuft und ihr das auf Dauer zu viel ist.


    Hier ist die Flexi zum Beispiel ganz bewusst das Signal, abzuschalten. Da will ich soweit nix vom Hund, bin auch gedanklich weniger bei ihm und greife kaum ein, sondern wir schlappen ganz gemütlich unseres Weges. Und das Hundchen ist tiefenentspannt, weil es genau weiß, dass von mir eh nicht viel kommt.


    Im Freilauf ist das anders. Da arbeite ich deutlich intensiver an der Orientierung, ich achte mehr auf ihn, kommuniziere häufiger mit ihm und behalte ihn (ganz bewusst und absichtlich) mit dem Kopf ständig bei mir. Das hat zwar einerseits zur Folge, dass das Hundchen im Freilauf deutlich aufmerksamer und besser lenkbar ist als an der Flexi. Der Nachteil ist aber, dass das mental für den Hund deutlich anstrengender ist und bei nem besonders reizsensiblen Exemplar auch mal zu viel werden kann.

    Ich glaube, es kommt einfach sehr drauf an, welche Härte der individuelle Hund in der individuellen Situation und mit der damit einhergehenden individuellen Erregungslage mitbringt.


    Ich habe hier den direkten Vergleich:


    Ein Hund, den ich vor einem Jahr niemals nicht beim Pöbeln hätte unterbrechen können, ohne ihm dabei ernsthafte Schmerzen zuzufügen. Und dass das keine Option ist, brauchen wir nicht diskutieren.


    Und jetzt habe ich einen Hund, der sich allerspätestens mit einem beherzten Griff wunderbar unterbrechen lässt. In aller Regel braucht es nicht mal das.


    Ein und derselbe Hund, ein und derselbe Trainingsansatz. Geändert hat sich einfach "nur", dass das Hundchen kastriert wurde. Damit ist die Motivation, andere Hunde zu verbellen sowie die Härte, mit der er dabei vorgeht, ganz massiv gesunken - und das hat ein Training mithilfe von Strafe erst möglich gemacht.


    Btw, da das hier ja auch angesprochen wurde: Ich würde Strafe keinesfalls als per se ungeeignet bei bestimmten Pöbel-Ursachen einordnen.


    Denn vollkommen egal was die Ursache der Leinenpöbelei ist: Es ist eine Strategie, die für den Hund funktioniert. Sonst würde er sie gar nicht erst ausbauen.


    Nehmen wir einen total ängstlichen Hund, also quasi das Paradebeispiel für "bloß nicht strafen": Der Hund pöbelt, weils ihm zu nah ist und er mehr Distanz zum Fremdhund will. Der Fremdhund geht mit seinem Halter vorbei, vergrößert damit tatsächlich die Distanz - und der ängstliche Hund lernt, dass er mit dem Pöbeln genau die Distanzvergrößerung (= Belohnung) bekommt, die er haben will.


    Gezieltes Pöbeln ist also quasi immer selbstbelohnend. Und selbstbelohnendem Verhalten kommt man nur bei, wenn man dem Hund eine noch lohnenswertere Alternative aufzeigt.


    Bei einem mäßig unsicheren Hund kann es durchaus reichen, dem einfach eine andere, für ihn noch bessere Belohnung als die Distanzvergrößerung anzubieten. Da braucht es tatsächlich nicht unbedingt Strafe.


    Aber je ängstlicher oder frustrierter der Hund z.B. ist, umso motivierender ist die Distanzvergrößerung für ihn. Wenn die Angst oder der Frust groß genug ist, findet man irgendwann nichts mehr, was noch motivierender für den Hund ist, als den anderen Hund wegzuhaben. Und dann ist man eben an dem Punkt, an dem man das vorherige Verhalten, also das Pöbeln, durch Hemmung weniger lohnenswert gestalten muss.


    Das heißt ja noch lange nicht, dass man einen total ängstlichen Hund ständig in die Situation bringen soll, dass er auslöst, nur um ihn dann zu strafen.

    Aber wenn sich ein Auslösen ohnehin nicht vermeiden lässt, dann kann Strafe auch (oder sogar ganz besonders) bei ängstlichen und frustrierten Hunden genau der richtige Weg sein. Vorausgesetzt man weiß, was man da tut.


    In jedem Fall ist Strafe nicht prinzipiell untauglich, nur weil der Hund aus Grund x oder y und nicht z pöbelt.

    Die Frage ist halt, ob die schlechten Schilddrüsenwerte den Stress verursachen oder der Stress die schlechten Schilddrüsenwerte verursacht. Beides möglich.


    So oder so braucht es aber einfach Zeit, bis sich die Hormone nach dem Chip wieder normalisiert haben. Hier waren die ersten drei Monate nach Auslaufen des ersten Chips auch total katastrophal.


    Andererseits muss ich jetzt (zwei Jahre, einen weiteren Chip und eine Kastration später) auch sagen: Was hat der Hund davon, sich da monatelang so durchzuquälen, wenn er unter dem Chip eigentlich glücklich war?


    Wenn es dem Hund unter der Kastration gut geht, er soweit zufrieden ist und die Nebenwirkungen der Kastration eher unwesentlich sind, sehe ich wenig Sinn darin, den Hund monatelang diesen Hormonschwankungen auszusetzen, ohne überhaupt zu wissen, ob es danach bedeutend besser wird.


    Also klar ist die Kastration ein medizinischer Eingriff mit Organentnahme, den man nicht leichtfertig (geschweige denn grundlos!) vornehmen sollte. Das passiert leider immer noch viel zu häufig, dass die falschen Hunde unnötig kastriert werden.

    Gleichzeitig erlebe ich in den letzten Jahren aber auch das andere Extrem: Hunde, deren Kastration unnötig lange herausgezögert oder umgangen wird, obwohl sie davon total profitieren würde.


    Wenn ich nochmal vor der Wahl stehen sollte, meinen Hund monatelang in einem elendigen Zustand zu belassen, nach dem er vielleicht ein bisschen weniger Stress im Umgang mit seinem Sexualverhalten hat, oder einen medizinischen Eingriff vornehmen zu lassen, der natürlich Risiken birgt, 2 Wochen Schmerzen und Schonung bedeutet, aber der gleichzeitig auch (zuverlässig, d.h. mit Chip getestet) dafür sorgt, dass der Hund ein entspanntes Leben führen kann - ich würde mich in Zukunft schneller für die Kastration entscheiden.

    Hast du mal versucht, ein weniger wildreiches Gassi-Gebiet zu etablieren?


    Für einen super jagdgeilen Hund ist Wald halt auch einfach ne Nummer.

    Und inzwischen hat er ja auch schon oft genug die Erfahrung gemacht, dass man sich an dem Ort richtig toll reinsteigern kann. Das kickt natürlich das Appetenzverhalten, er sucht also erst recht nach Spuren, findet dann natürlich was - und schon steckt ihr in nem elenden Teufelskreis.


    Um den zu durchbrechen und, was Orientierung angeht, nen Fuß in die Tür zu bekommen, braucht es vermutlich erstmal ein komplett verändertes, für den Hund vergleichsweise reizarmes Setting. Bei jagdlich veranlagten Hunden also die Orte, an denen wenig(er) Jagdreize sind.


    Mein Tipp ist da immer ein weitläufiges Industriegebiet an nem Sonntagmorgen. Ja, fürs menschliche Auge gibt's schönere Strecken, keine Frage - aber da verirren sich echt wenige Menschen und Tiere hin, also ist das erstmal ein ziemlich perfekter Ort, um mit dem Training zu starten.


    Von selbst wird das trotzdem nicht gehen, das ist klar. Gerade wenn er in neuen Umgebungen zusätzlich aufgeregt ist. Aber da heißt es dann eben, geduldig aber konsequent dran zu bleiben. An diesem einen Ort, meinetwegen nur 1x die Woche, mit besonderem "Orientierungs"-Geschirr oder whatever, da wird orientiert gelaufen, Punkt Aus Ende. Und wenn ihr die ersten Male nur 10 Schritte geht.


    Das kann anfangs unfassbar zäh und frustrierend sein. Aber irgendwann macht es "klick" und du hast - zumindest an diesem einen Ort - endlich mal nen Fuß in der Tür. Und dann kannst du nach und nach anfangen, das schrittweise auf andere Situationen und Orte zu übertragen.


    Zum Territorialverhalten: Ich hab hier auch so ne Gurke, die sich gerne mal prophylaktisch aufplustert und prustet und vorm Haus wie verrückt nach Reizen sucht, um dann steil zu gehen.


    Ich habe lange versucht, das zu deckeln, über das Einfordern von Gehorsam dagegen anzukämpfen oder einfach jedes Mal abzulenken und nen Keks reinzuschieben. Bei Hunden, die eher kooperativ agieren, mag das vielleicht super funktionieren, bei meinem Hund, der sehr eigenständig wacht und schützt, hat das aber überhaupt gar nichts gebracht. Wir haben uns da eher richtig schön aneinander hoch geschaukelt.


    Letztendlich hat das geholfen, was ich auch dir ganz arg ans Herz legen möchte: Die Stärken des Hundes anzuerkennen, sie gezielt zuzulassen, mit ihnen zu arbeiten - um dann regulierend eingreifen zu können, wenn es zu viel des Guten wird.


    Sieh es mal so: Aktuell macht dein Hund einen Job, obwohl er nicht dafür angestellt ist. Und weil er nicht angestellt ist und demnach keinen Boss hat, der ihm sagt, wie er seinen Job genau zu machen hat, macht er ihn eben so, wie er lustig ist.


    Anstatt dem Hund immer wieder erfolglos zu verklickern, dass das nicht sein Job ist, gib Aron doch den Job, den er unbedingt haben will (und in dem ist er vermutlich auch noch verdammt genial ist). Stell ihn ein. Und dann sei ein gutes Management und verklicker ihm, wie er diesen Job verdammt nochmal zu machen hat.


    Mein Hund darf inzwischen z.B. die Gegend scannen, sich aufplustern, prusten und grummeln. Kurz: Er darf bzw. soll aufpassen und mir deutlich anzeigen, dass da was ist, was laut ihm nicht hierher gehört. Ich erkläre ihm nur noch, wie er das zu tun hat und wie eben nicht.


    Das hat ne Weile gedauert, aber inzwischen kommen wir sogar im Hausflur ohne Pöbeln an den Nachbarshunden vorbei.

    Nen Kopf kürzer machen würde er sie immer noch gerne, gar keine Frage - aber da er seinen Job verdammt ernst nimmt und mit meiner Hilfe gelernt hat, wie man den richtig macht, hält er nach dem Anzeigen trotzdem den Schnabel und futtert seinen Keks.

    Und da hätte ich dann gerne einen Hund an meiner Seite, der mir bescheid sagt, falls jemand Fremdes in der Wohnung ist.

    Ich denke, prinzipiell kann man jedem Hund antrainieren, fremde Menschen in einem bestimmten Setting (also z.B. in genau dieser Wohnung) zu stellen und zu verbellen. Ist dann halt ähnlich wie im Schutzhundesport - und den machen ja auch nicht nur Hunde, die von Haus aus massig Schutzverhalten mitbringen.

    Also klar ist das mit einem Hund, der genetisch für genau das ausgelegt ist, deutlich einfacher, aber der passt dann halt sonst so gar nicht.


    Vielleicht gibt es das, was ich suche auch nicht als Assistenzhund. Dann würde ich davon Abstand nehmen und nach einem "normalen" Hund suchen.

    Ein Hund mit ernsthaftem Wach- und Schutzverhalten passt einfach nicht dazu, dass du selbst unsicher bist. Ganz egal ob als Assistenzhund oder nicht.

    Diese Hunde merken, wenn du selbst unsicher bist. Da kannst du so gut schauspielern wie du willst: Die Duftstoffe, die dein Körper bei Stress abgibt, die erhöhte Herzfrequenz usw. lügen nicht. Das nimmt so ein Hund wahr und dann übernimmt er.

    Und genau das darf mit einem Hund, der ernst macht, eben gerade nicht passieren!


    Einem Hund diese Sicherheit zu vermitteln kann ich. Das würde ich natürlich auch mit dem nächsten Hund so machen. Ich möchte auf gar keinen Fall, dass der Hund denkt, er könne sich nicht auf mich verlassen.

    Einem unsicheren Hund bzw. Angsthund Sicherheit zu vermitteln ist eine großartige Leistung, versteh mich da bitte nicht falsch. Aber es ist eine ganz andere Nummer als einem Hund mit ernsthaftem Wach- und Schutzverhalten Führung zu geben. Beides ist wahrlich nicht einfach, aber das sind einfach zwei komplett unterschiedliche paar Schuhe.

    Zumal du beim Wach- und Schutzhund nicht (nur) die Führung in Hundebegegnungen übernehmen musst, sondern insbesondere und absolut selbstbewusst in Menschenbegegnungen. Und genau das ist ja das, was du eben nicht leisten kannst.


    Deshalb wäre es für mich nicht wichtig, ob ein Hund regelmäßigen Besuch toleriert.

    Wach- und Territorialverhalten beschränkt sich nicht auf Besuch. So ein Hund meldet dann ggf. auch, was im Hausflur oder auf der Straße passiert oder wenn sich draußen jemand nähert. Und wenn du da ein Kaliber hast, das seinen Job sehr ernst nimmt, dann geht der auch mal schnell bei jeder Begegnung im Hausflur oder auf der Straße vorm Haus steil.

    Und wieder: Da ist es dein Job, dem Hund zu vermitteln, dass es keinen Grund gibt, sich aufzuregen. Gleich dreimal in ner Mietwohnung in nem Mehrfamilienhaus. Und das kannst du einfach nicht, wenn du jedes Mal, wenn der Hund anschlägt, erstmal selbst nen Schreck bekommst, weil du denkst, dass wirklich irgendwas sein könnte.


    Mir tut deine Krankengeschichte ehrlich leid und ich kann den Wunsch nach einem Hund absolut verstehen. Aber ich bin mir absolut sicher, dass du mit einem Hund, der ernsthaftes (!) Wach- und Schutzverhalten zeigt, also im Zweifelsfall wirklich auf dich aufpasst, nicht glücklich wirst. Und der Hund auch nicht.

    Was neben dem angedachten Labrador vielleicht noch eine Option wäre, wären Hunde, die "nur" melden, ohne dass da viel dahinter ist. Also ggf. in Richtung Spitz oder so. Wobei auch das mit Vorsicht zu genießen ist, denn auch die können sich bei mangelnder Führung oder nicht ganz einwandfreiem Nervenkostüm schnell verselbstständigen.