Also wurde euch der Hund eigentlich als Schafpudel x Labradoodle Mix verkauft? Und eure Trainerin vermutet, dass da statt dem Labradoodle ein Kroatischer Schäferhund mitgemischt haben könnte?
Habt ihr die Elterntiere live gesehen?
Also ja, die Fellstruktur vom Kroaten und Mudi ist schon sehr markant und hat nichts mit Pudel-, geschweige denn mit Doodle-Fell zu tun. Wenn euer Hund diese markante Locken- bzw. Wellenstruktur hat, ist die Wahrscheinlichkeit tatsächlich groß, dass da irgendwie sowas mal mitgemischt hat.
Trotzdem ist es allein anhand der Optik verdammt schwierig, zu sagen, wie viele Wesensanteile von der Rasse der Hund letztendlich mitbringt. Ein Mischling kann 1:1 wie eine bestimmte Rasse aussehen (weil sie halt irgendwann vor vielen Generationen mal im Stammbaum vertreten war) und im Wesen trotzdem was komplett anderes mitbringen.
Aber nun, das hilft euch jetzt auch nur bedingt weiter. Fakt ist einfach, dass ihr da jetzt einen Hund sitzen habt, der wer weiß was alles an genetischen (Hütehund-)Eigenschaften mitbringen wird.
Wenn da wirklich ein Schafpudel und/oder ein Kroate drin war, dann ist das meilenweit von einem Pudel-Mix entfernt und ihr müsst euch darauf einstellen, dass ihr euren Hund komplett anders händeln müsst als gedacht.
Schön, dass ihr beim Thema Ruhe schon einen kleinen Erfolg verzeichnen konntet.
Euren Tagesablauf finde ich tatsächlich schwierig zu bewerten. Kann total in Ordnung sein, kann aber auch viel zu viel sein - je nachdem, wie die einzelnen Dinge angegangen werden.
Gassi ist ja zum Beispiel nicht gleich Gassi.
Je nach Umgebung (städtisch, ländlich) unterscheidet sich allein die Menge an Reizen, denen der Hund ausgesetzt ist, enorm. Für einen Hütehundmix sind da vor allem Bewegungsreize spannend: Autos, Jogger, Fahrräder, Katzen, Vögel, fliegende Blätter usw. Wenn der Hund vom Bauernhof kommt, kann auch generell alles, was so in bebautem Gebiet zu finden ist, erstmal total aufregend sein (also generell Menschen, Hunde, Mülltonnen, Straßenschilder usw.). Also: Wie viel davon trefft ihr denn pro Spaziergang?
Dann können sich auch die Anforderungen, die an den Hund gestellt werden, pro Spaziergang enorm unterscheiden.
Darf euer Hund frei laufen? Oder an der langen Schleppleine? Wie lange ist er an der kurzen Leine? Wie lange soll der Hund generell ordentlich an der Leine laufen? Wie oft verlangt ihr beim Gassigehen irgendwas von ihm (Name, Rückruf, Ansprache usw.)?
Genauso kann auch Spielen und Training ganz unterschiedlich aussehen.
Mal ein paar Dinge kleinschrittig (also in 2-3 Wiederholungen pro Übungsphase) drinnen aufzubauen, um sie dann draußen nutzen zu können, ist was ganz anderes als dem Hund reihenweise in 10+ Wiederholungen Kommandos beizubringen, um ihn "auszulasten". Letzteres wäre definitiv zu viel.
Mal mit dem Hund 2 Minuten zu spielen, wenn er es gerade anbietet, ist etwas komplett anderes als den Hund aktiv zum Spielen zu animieren. Letzteres kann unglaublich hochpushen, bei Ersterem wäre ich bei nem Hütimix in der Wohnung auch eher vorsichtig.
Mit meinem eigenen Hund habe ich in der Wohnung z.B. ganz lange gar nicht gespielt. Inzwischen machen wir das schon mal, aber das Hundchen ist nun auch schon vier Jahre alt und hat zuvor eben mehrere Jahre lange gelernt, dass in der Wohnung eigentlich Ruhe ist.
Training fand und findet hier in der Wohnung nur auf einem Trainings-Teppich statt. Ich hab dafür so nen günstigen Bettvorleger. Wenn ich den raushole, dann weiß mein Hund, dass es jetzt was in der Wohnung zu tun gibt - abgesehen davon ist aber konsequent Ruhe und Entspannung angesagt. Ihm helfen so klare Strukturen sehr, um nicht in einer ständigen Erwartungshaltung zu leben.
Dass ihr euch so bewusst um Medical Training kümmert, finde ich super! Das kommt leider immer noch oft zu kurz.
Aber auch da ist wieder die Frage: Läuft das so ganz entspannt nebenbei oder hat das für den Hund echten Trainingscharakter? Also wie ist die Erwartungshaltung des Hundes dahinter?
Kaukram, Schleckmatte, Kong usw. kann total hilfreich sein, um den Hund zu entspannen. Habt aber bitte auf dem Schirm, dass auch das schnell eine ungünstige Erwartungshaltung beim Hund erzeugen kann und er dann ständig darauf wartet, was es als nächstes zu knabbern/suchen/schlecken gibt.
Alles in allem klingt euer Tagesablauf für mich auf den ersten Blick schon sehr vollgepackt und anstrengend für so ein kleines Köpfchen. Aber wie gesagt: Ohne genauere Informationen ist das total schwierig zu beurteilen, weil es eben immer auf das wie ankommt.
Aber wenn ihr da einen guten Trainer an der Hand habt, kann der das sicher genauer beurteilen.