Ich kann ihn ja aber auch nicht einfach raus springen lassen und mich dann wild durch die Gegend ziehen lassen, vor allem an Straßen.
Es ist ja nicht für ewig, aber vorerst macht es meiner Meinung nach absolut Sinn, weniger Anforderungen an den Hund zu stellen. Wenn das im jetzigen Umfeld nicht gefahrlos möglich ist, dann muss halt am Umfeld gedreht werden. Besteht die Möglichkeit, öfter rauszufahren? Also irgendwo hin, wo eben keine Straßen etc. sind und er mehr "einfach machen" kann?
Zumal ich das Gefühl habe, dass es nur noch schwerer wird da Ruhe rein zu bekommen, wenn einmal die Erwartungshaltung da ist, dass es immer sofort los geht und Action ist.
Naja, eine Erwartungshaltung gibt es eigentlich immer. Die hat dein Hund sehr wahrscheinlich auch jetzt. Die Frage ist halt, was die Erwartung des Hundes ist.
Mir persönlich wäre es lieber, wenn mein Hund Action und Party erwartet als wenn er Frust und miese Laune erwartet. Ersteres ist meiner Erfahrung nach deutlich einfacher wieder in den Griff zu kriegen.
Wenn er im Freilauf ist kann ich ihn ja auch nicht einfach machen lassen, weil dann verschwindet er auf kurz oder lang im Gebüsch und macht sein Ding. Er bewegt sich nunmal ohne Anleitung im Alleingang in einem großen Radius, dafür ist er ja auch irgendwie gemacht.
Dann muss eben eine Schleppleine ran. Das kann tatsächlich unglaublich wohltuend für Mensch und Hund sein. Gerade in stressigen Phasen kann die Absicherung echt viel Entspannung und Ruhe reinbringen.
Ich denke auch oft, dass Regeln und Grenzen ja eigentlich konsequent durchgezogen werden müssen. Wenn ich heute so und morgen so mache versteht er es ja auch nicht.
Ich glaube (hoffe), dass hier niemand Inkonsequenz als Lösung anpreist. Natürlich ist es super wichtig, das, was du einforderst, auch verbindlich durchzusetzen, gar keine Frage.
Aber das heißt nicht, dass du nicht daran drehen kannst, was du einforderst.
Es hat nichts mit Inkonsequenz zu tun, wenn du deine Erwartungen (und damit auch die bestehenden Regeln und Grenzen) an den aktuellen Lernstand des Hundes anpasst. Im Gegenteil: Das ist einfach nur Fairness.
Mir fallen so viele Situationen ein, in denen ein Kleinkind nicht dieselben Regeln befolgen muss wie ein erwachsener Mensch. Weil einfach jedem klar ist, dass ein Kleinkind diese Regeln noch gar nicht einhalten kann. Ist ja nicht schlimm, lernt es noch. Dass man da die Regeln an den Entwicklungsstand des Kindes anpasst und die mit dem Alter dann ausweitet, ist das Natürlichste der Welt.
Warum wird dann aber vom Junghund - der in seiner Entwicklung eben auch noch nicht fertig ist - so oft erwartet, dass er schon genau dieselben Regeln zu befolgen hat wie ein erwachsener Hund? Warum ist es da so egal, was der Hund eigentlich schon leisten kann? Das macht für mich keinen Sinn.
Es geht mir überhaupt nicht darum, dem Hund alle Regeln und Grenzen zu erlassen, sondern die Regeln und Grenzen (und ggf. das Drumherum) vorerst so anzupassen, dass dein Hund deren Einhaltung gut leisten kann.
Konsequenz, Strukturen und Routine sind ganz arg wichtig, dem stimme ich ja absolut zu. Gerade mit einem nervösen Hibbel.
Aber mindestens ebenso wichtig ist meiner Meinung nach, zu erkennen, wann man sich verrennt und aus lauter Konsequenz und Struktur und Routine eine Prinzipienversessenheit wird, bei der man den eigenen Hund aus den Augen verliert.
Ein Hund lernt nicht schneller oder besser oder nachhaltiger, wenn er vor lauter Konsequenz in die Überforderung getrieben wird. Ein glücklicher Hund, der seiner Leistung entsprechend gefordert und gefördert wird, der wird das mit der Ruhe und Geduld schon irgendwann noch lernen. Auch wenn's erfahrungsgemäß auch mal 3 1/2 Jahre dauern kann