Aufgrund der unklaren Rassezugehörigkeit bitte unter Vorbehalt lesen.
Mal angenommen, da ist tatsächlich eine gute Portion Kroate/Mudi drin: Das sind eigenständige Wächter und Kontrollettis und dabei auch noch echte Workaholics. Die können erst entspannen, wenn sie wissen, dass eine Situation unter Kontrolle ist, weil das ist nunmal ihr Job und dem gehen sie mitunter auch sehr kompromisslos nach. Zudem haben viele recht flattrige Nerven und steigern sich dadurch schnell in ihre Aufregung rein. Heißt, dass die bei Außengeräuschen, beim Klingeln und bei Besuch komplett abdrehen, wie verrückt bellen und dann kontrollieren, ist nicht so ungewöhnlich.
Ich bin inzwischen Fan davon, mit statt gegen diese Anlagen zu arbeiten. Statt den Hund vom Melden und Kontrollieren abzuhalten, zeige ich ihm also, wie er Melden und Kontrollieren soll.
Bei Außengeräuschen heißt das: Sobald auch nur der Kopf hochgeht und er interessierter als sonst wirkt, gehe ich selbst nachschauen, was da los ist. Nicht warten, bis der Hund bellt, denn wenn er jedes Mal erst bellen muss, damit nachgeschaut wird, bellt er natürlich jedes Mal.
Beim Klingeln ist Herr Hund früher total abgedreht. Hat gebellt, sich in die Aufregung reingesteigert und war dann kaum mehr lenkbar. Mir war deshalb wichtig, ihm beizubringen, wie man sich beim Klingeln verhält (also ein Alternativverhalten zu etablieren) und zugleich die Aufregung unter Kontrolle zu kriegen.
Hund dafür einfach an die Leine zu nehmen und zur Decke zu führen wäre hier nicht mein Weg gewesen. Ich halte das bei so einem Typ Hund einfach für wenig effektiv, weil dass Hund nicht hin kann, heißt ja noch lange nicht, dass Hund nicht hin will. Der wird dadurch einfach nur frustriert und das erzeugt weitere Aufregung. Und ob ein Hund mit so einer starken Veranlagung zum eigenständigen Wachen und Kontrollieren das dann einfach sein lässt und mit der Zeit aufgibt, sei mal dahin gestellt. Ich kenne zumindest den ein oder anderen Kandidaten (nicht meiner), der sich damit nicht abgefunden hat, sondern ab einem gewissen Alter dem Halter mal ordentlich die Leviten gelesen hat in so einer Situation.
Wir regeln das hier so, dass Hundchen beim Klingeln sofort auf seinem Bereich (Kindergitter) ein großes Kauteil bekommt. Anfangs war mir da egal, ob er gebellt hat, er hat's trotzdem bekommen. Dann war Hund beschäftigt, konnte durchs Kauen seinen Stress runterfahren und ich konnte entspannt zur Tür gehen. Mit der Zeit hat er so gelernt, dass Klingeln = Kauteil auf dem Bett heißt. Das hat dann das Bellen deutlich runtergefahren, inzwischen spart er sich das auch gerne mal ganz. Aber, wichtig: Mein Rüde hat auch wirklich gar kein Thema mit Futterressourcen. Hätte er das, wäre ich da bei Besuch deutlich vorsichtiger.
Bei Besuch in der Wohnung differenziere ich. Bei Besuch, der nicht lange bleibt/nicht oft da ist (Handwerker & Co.), darf Herr Hund der Einfachheit halber gar nicht aus seinem Bereich raus. Bei engen Freunden durfte er dabei sein, aber lange Zeit nur angeleint und ohne direkten Kontakt. Ihn komplett von längerem Besuch abzukoppeln hat hier anfangs gar nicht funktioniert, das war Stress pur für ihn. Klar, der hat mir damals noch nicht zugetraut, dass ich die Situation auch ohne ihn unter Kontrolle habe. Er durfte sich deshalb schon auch kurz selbst vergewissern, dass da gerade wirklich alles in Ordnung ist. So hat er nach und nach gelernt, meinem Urteil zu vertrauen.
Inzwischen habe ich diese strikte Regelung bei Freunden, die immer wieder kommen, etwas gelockert: Er darf frei laufen, solange er sich von meinen Gästen wegschicken lässt/die in Ruhe lässt. Wirklich Kontakt mit Gästen gibt es hier bis heute nicht bzw. nur bei einer Freundin. Die ist aber auch seine Sitterin. Trotzdem verläuft Besuch hier inzwischen sehr angenehm und unkompliziert.
Du siehst also, auch mit so einem Kandidaten kann man mit ein bisschen (viel) Übung gut Besuch empfangen. Gerade bei so eigenständigen Wächtern braucht es halt einfach Zeit, bis genug Vertrauen in den Halter da ist, dass Hund die Kontrolle abgeben kann.