Mir ging es ähnlich, als mein Rüde damals eingezogen ist. Unsere Baustellen lagen zwar wo anders, aber es waren auch viele. Sehr viele. Und gerade in der Pubertät hatte ich das Gefühl, dass für eine "bearbeitete" Baustelle gleich zwei neue auftauchten. Mann, war ich fertig mit den Nerven.
Aber: Es ist vorbei gegangen. Super easy wird es zugegebenermaßen nie, aber ich bin inzwischen sehr zufrieden. Und da du ja sagst, dass du grundsätzlich bereit bist, Arbeit zu investieren und auch die ein oder andere Einschränkung in Kauf zu nehmen, sehe ich da super Voraussetzungen für ein glückliches gemeinsames Leben bei euch. Es braucht halt einfach, wie du schon erkannt hast, Zeit.
Hast du denn die Möglichkeit, sie mal von jemand anderem betreuen zu lassen? Ich kann mir vorstellen, dass das erstmal ganz viel Druck raus nimmt, weil du dann wieder etwas freier bist.
Ansonsten:
Mir fehlt oft das Gespür für sie, ob sie überfordert mit allen Reizen ist oder eher gelangweilt?
Bei einem Hund in dem Alter und mit der Vorgeschichte würde ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen, dass sie alles andere als gelangweilt ist. Die allermeisten Hunde haben in der Pubertät eh schon wahnsinnig viel mit sich selbst zu tun und zu kämpfen. Bei einem Hund, der dann auch noch wenig kennen gelernt hat, wird das Gehirn eher dauerhaft auf Hochtouren laufen.
Und genau deshalb (und um dich nicht selbst zu überlasten):
Alles anzeigen-Autofahren ist ein Problem
-sie kann noch nicht alleine bleiben
-sie verfolgt mich überall hin
-Jagdtrieb
-extrem wachsam, bellt bei den kleinsten Geräuschen
-fremde Besucher werden generell erst einmal verbellt
-andere Menschen haben Respekt, weil sie groß und schwarz ist
-Hunde, mit denen wir früher Kontakt hatten, meiden uns nun
-sie ist insgesamt unsicher, gestresst, viel am Gähnen,...
Nimm dir Zeit, das alles nach und nach zu bearbeiten. Alles gleichzeitig ist vermutlich sowohl für den Hund als auch für dich zu viel, das führt nur zu Frust.
Ich habe mir damals eine Prioritätenliste geschrieben: Was stört mich am meisten? Was ist zwar auch doof, aber kann erstmal warten/anders gemanaged werden?
Ich persönlich würde den Fokus z.B. erstmal auf das Nachlaufen und damit einhergehend auf das Alleinbleiben legen. Zum einen weil du dann nicht mehr so extrem an den Hund gebunden bist und zum anderen, damit deine Hündin besser zur Ruhe kommt und genug Schlaf abkriegt. Das führt nämlich häufig zu einer größeren Grund-Gelassenheit und das kann (nicht muss!) sich dann auch auf eure anderen Punkte (Stress, Unsicherheit, Reizanfälligkeit etc.) positiv auswirken.
Und erst, wenn du da eindeutige Fortschritte erkennen kannst, würde ich nach und nach die anderen Punkte angehen.