Ich bräuchte glaub mal eure Ideen aus der Erziehungs-Schatzkiste
Alle Jahre wieder haben wir hier nämlich zur dunklen Jahreszeit ein Problem: Helle Lichter. Sobald es dunkel wird, findet Herr Hund die so richtig, richtig doof.
Eben waren wir zum Einbruch der Dunkelheit auf dem Feld unterwegs. Irgendwo am Stromzaun (gute 30 Meter entfernt) war ein winziges, konstantes Licht. Hund glotzt das Licht an, Hinterbeine leicht gebeugt, jederzeit zur Flucht bereit, Ansprechbarkeit = null.
Nach ein paar kleinlauten Versuchen, das Licht durch Hüpfen und Bellen zu vertreiben, ist er mit eingezogenem Schwanz und angelegten Öhrchen einen Meidebogen gelaufen und hat sich hinter mir verkrümelt.
Danach ist noch gute 100 Meter entfernt jemand mit Taschenlampe unterwegs gewesen und hat ab und an in die Bäume geleuchtet. Da war's dann für das eh schon verunsicherte Kerlchen komplett vorbei. Er war so überfordert, dass er sich nicht mal entscheiden konnte, ob er das Grusel-Licht verbellen, so schnell wie möglich das Weite suchen oder sich einfach platt auf den Boden legen und die Bremse reinhauen sollte.
Long story short: Es ist definitiv nicht fehlgeleitetes Beutefangverhalten, sondern einfach totale Unsicherheit.
Das ist kein neues Phänomen, sondern war ehrlich gesagt schon immer so. Je heller die Lichter und je dunkler die Umgebung umso schlimmer.
Straßenlaternen, Fernseher, sonstige Elektro-Geräte im Haushalt, Handy-Taschenlampe & Co. gehen ganz gut. Auch das eigene Leuchti ist beim Tragen kein Problem. Ich vermute, weil das alles entweder großflächig oder nur schwach Licht abgibt.
Was Themen sind, ist alles, was hell und konzentriert Licht strahlt: Scheinwerfer, Schaufensterbeleuchtung, sonstige kleine LED-Lichter, vereinzelte helle Weihnachtsbeleuchtung, weiter entfernte Lichtkegel von Taschenlampen & Co., Reflektoren an Kleidung, Fahrrädern oder Rucksäcken, klar umrissene hell beleuchtete Stellen auf dem Boden sowie alle nicht definierbaren kleinen, hellen Lichter (z.B. von leistungsstarken Gartenlaternen). Dabei ist vollkommen egal ob bewegt oder nicht.
Ich habe das in den vergangenen Jahren natürlich intensiv geübt und so langsam meine gesamte Trickkiste durch: Untersuchen, Schönfüttern, Ignorieren, Alternativverhalten, Ablenkung, Benennen, Verbieten, Abwenden belohnen usw. Irgendwie scheint alles, was ich probiere, wenn überhaupt nur kurzfristig zu helfen.
Alternativverhalten, Ablenkung und Verbote sind vergebens, da ist der Reiz für ihn einfach noch viel zu groß, um irgendwas in Richtung Gehorsam abzurufen. Er ist ja oft nicht mal wirklich ansprechbar, sobald er ein gruseliges Licht gesehen hat.
Wenn ich es ignoriere und einfach selbstbewusst weiterlaufe, geht er halt jedes Mal in die Luft, haut die Bremse rein oder sucht das Weite. Das ist auf Dauer auch nichts.
Das Benennen hat ihn damals nur noch mehr in ne Hab-acht-Haltung versetzt. Sicher auch, weil ich die erforderliche Distanz für einen guten Aufbau nicht einhalten konnte, aber wie will man das mit Licht auch machen?
Schönfüttern ist bei ihm generell nicht so erfolgreich. Ich habs mal kurz probiert in Kombination mit dem Benennen, aber je länger ich ihm Zeit gebe, sich mit dem Reiz von Weitem auseinanderzusetzen, umso mehr steigert er sich rein und kommt dann nicht mehr raus.
Untersuchen funktioniert für den Moment ganz gut, langfristig ist die Wirkung aber nur so lala. Bis heute findet er z.B. das Leuchti in der dunklen Wohnung (solange er es nicht selbst an hat) gruselig. Wir haben das Ding schon gefühlt hundert Mal intensiv untersucht und jedes Mal festgestellt, dass es einen nicht frisst. Das nächste Mal ist's trotzdem wieder schrecklich. Und Fakt ist halt auch: Die wenigsten leuchtenden Dinge, die man im Dunkeln so sieht, kann man mal kurz untersuchen gehen. Wenn sich die Möglichkeit anbietet, mache ich das immer noch, aber oft ist es halt schlicht nicht möglich.
Gerade arbeite ich vorwiegend daran, dass er es schafft, sich selbstständig abzuwenden. Das ist eh unsere go-to-Übung bei fast allen Reizen, das kennt er und der gewohnte Ablauf gibt ihm im Vergleich zu meinen anderen Ansätzen schon am meisten Sicherheit.
Es braucht allerdings je nach Lichtquelle immer noch einiges an Hilfe, bis er es überhaupt schafft, sich mal abzuwenden. Oft muss ich bei der ersten Sichtung noch vor seiner Nase rumfuchteln und nen Affentanz veranstalten. Aber immerhin: Nach mehrmaligem Abwenden -> Hinschauen -> Abwenden -> Hinschauen usw. verliert er irgendwann zumindest soweit die Angst, dass wir halbwegs gesittet weitergehen können.
Aber auch hier: Ich habe nicht das Gefühl, dass er das generalisiert. Normalerweise geht das echt fix bei ihm, aber bei Licht starten wir gefühlt jedes Mal wieder bei null. Hat vielleicht jemand ne Idee, woran das liegt?
Die letzten Jahre über konnte ich die große Runde meist zur Mittagszeit im Hellen gehen. Dieses Jahr wird es aber darauf hinauslaufen, dass wir unsere große Runde vermehrt im Dunkeln drehen und da ist das einfach kein Zustand, wenn der Zwerg immer wieder so arg gestresst ist.
Hat jemand von euch noch einen Tipp, was ich machen kann, um ihm da zu helfen? Oder meint ihr, es macht Sinn, einfach so weiterzumachen wie bisher und zu hoffen, dass er das Abwenden irgendwann doch noch generalisiert?