Hast du mal versucht, ein weniger wildreiches Gassi-Gebiet zu etablieren?
Für einen super jagdgeilen Hund ist Wald halt auch einfach ne Nummer.
Und inzwischen hat er ja auch schon oft genug die Erfahrung gemacht, dass man sich an dem Ort richtig toll reinsteigern kann. Das kickt natürlich das Appetenzverhalten, er sucht also erst recht nach Spuren, findet dann natürlich was - und schon steckt ihr in nem elenden Teufelskreis.
Um den zu durchbrechen und, was Orientierung angeht, nen Fuß in die Tür zu bekommen, braucht es vermutlich erstmal ein komplett verändertes, für den Hund vergleichsweise reizarmes Setting. Bei jagdlich veranlagten Hunden also die Orte, an denen wenig(er) Jagdreize sind.
Mein Tipp ist da immer ein weitläufiges Industriegebiet an nem Sonntagmorgen. Ja, fürs menschliche Auge gibt's schönere Strecken, keine Frage - aber da verirren sich echt wenige Menschen und Tiere hin, also ist das erstmal ein ziemlich perfekter Ort, um mit dem Training zu starten.
Von selbst wird das trotzdem nicht gehen, das ist klar. Gerade wenn er in neuen Umgebungen zusätzlich aufgeregt ist. Aber da heißt es dann eben, geduldig aber konsequent dran zu bleiben. An diesem einen Ort, meinetwegen nur 1x die Woche, mit besonderem "Orientierungs"-Geschirr oder whatever, da wird orientiert gelaufen, Punkt Aus Ende. Und wenn ihr die ersten Male nur 10 Schritte geht.
Das kann anfangs unfassbar zäh und frustrierend sein. Aber irgendwann macht es "klick" und du hast - zumindest an diesem einen Ort - endlich mal nen Fuß in der Tür. Und dann kannst du nach und nach anfangen, das schrittweise auf andere Situationen und Orte zu übertragen.
Zum Territorialverhalten: Ich hab hier auch so ne Gurke, die sich gerne mal prophylaktisch aufplustert und prustet und vorm Haus wie verrückt nach Reizen sucht, um dann steil zu gehen.
Ich habe lange versucht, das zu deckeln, über das Einfordern von Gehorsam dagegen anzukämpfen oder einfach jedes Mal abzulenken und nen Keks reinzuschieben. Bei Hunden, die eher kooperativ agieren, mag das vielleicht super funktionieren, bei meinem Hund, der sehr eigenständig wacht und schützt, hat das aber überhaupt gar nichts gebracht. Wir haben uns da eher richtig schön aneinander hoch geschaukelt.
Letztendlich hat das geholfen, was ich auch dir ganz arg ans Herz legen möchte: Die Stärken des Hundes anzuerkennen, sie gezielt zuzulassen, mit ihnen zu arbeiten - um dann regulierend eingreifen zu können, wenn es zu viel des Guten wird.
Sieh es mal so: Aktuell macht dein Hund einen Job, obwohl er nicht dafür angestellt ist. Und weil er nicht angestellt ist und demnach keinen Boss hat, der ihm sagt, wie er seinen Job genau zu machen hat, macht er ihn eben so, wie er lustig ist.
Anstatt dem Hund immer wieder erfolglos zu verklickern, dass das nicht sein Job ist, gib Aron doch den Job, den er unbedingt haben will (und in dem ist er vermutlich auch noch verdammt genial ist). Stell ihn ein. Und dann sei ein gutes Management und verklicker ihm, wie er diesen Job verdammt nochmal zu machen hat.
Mein Hund darf inzwischen z.B. die Gegend scannen, sich aufplustern, prusten und grummeln. Kurz: Er darf bzw. soll aufpassen und mir deutlich anzeigen, dass da was ist, was laut ihm nicht hierher gehört. Ich erkläre ihm nur noch, wie er das zu tun hat und wie eben nicht.
Das hat ne Weile gedauert, aber inzwischen kommen wir sogar im Hausflur ohne Pöbeln an den Nachbarshunden vorbei.
Nen Kopf kürzer machen würde er sie immer noch gerne, gar keine Frage - aber da er seinen Job verdammt ernst nimmt und mit meiner Hilfe gelernt hat, wie man den richtig macht, hält er nach dem Anzeigen trotzdem den Schnabel und futtert seinen Keks.