- Molly reagiert auf meine Körpersprache mit "Gegenhalten". Mache ich also einen Schritt auf sie zu, kommt sie mir entgegen und stupst mich beispielsweise an. Ich kann sie also körpersprachlich nullkommanull beeindrucken
- sie läuft mir zuhause hinterher und pöbelt mich gerne an, wenn ich mal zu lange weg war. Generell ist sie ziemlich körperlich mit mir
- Rufe ich sie im Freilauf ran, springt sie manchmal mit voller Wucht in mich rein
Für die Labbis, die ich kenne, ist das nicht ungewöhnlich, die waren in dem Alter alle recht distanzlos, bollerig und körperlich unterwegs. Und mein Rüde kann mit Labbis und Golden Retrievern in aller Regel überhaupt nicht, weil sie seine feinen körpersprachlichen Signale gerne mal übergehen und wie eine kleine (zweifellos supersüße und nette) Abrissbirne in ihn reinknallen
Ich würde deshalb, wenn du körpersprachlich mit ihr arbeiten willst, das ganze erstmal üben, sodass sie sensibler auf deine Körpersprache reagiert. Das können am Anfang ganz einfache Übungen wie Einladen und wieder Distanz schaffen sein. Gibt es meine ich auch Bücher dazu.
Zum Hinterherlaufen, Maßregeln etc.: Kindergitter und Auszeiten in einem anderen Raum sind für mich reine Management-Maßnahmen. Deine Hündin denkt offenbar, dass es ihre Aufgabe ist, an dir zu kleben. Wenn sie das (z.B. durch ein Kindergitter) nicht kann, findet sie das wahrscheinlich doof - aber was soll sie daraus lernen? Wichtig wäre doch, ihr zu erklären, dass du das so richtig ätzend findest, wenn sie dich ständig verfolgt und in deinen Raum eindringt. Wenn das bei euch körpersprachlich noch so gar nicht funktioniert, vielleicht stimmlich? Ich persönlich habe übrigens die Erfahrung gemacht, dass ich lieber eine richtige Korrektur setze als 20 halbgare, die Hund eh nicht richtig versteht. Solange die Korrekturen angemessen und vorhersehbar sind, sehe ich da kein Problem für die Bindung. Aber kommt sicher auch auf den Hundetyp an...
Ansonsten würde ich vorerst tatsächlich eine Hausleine dran machen und sie immer und immer wieder auf ihren Platz schicken.
Zum Rückruf: Ich schmeiße beim Rückruf tatsächlich Leckerlies in die Laufrichtung vom Hund (also i.d.R. hinter mich) - damit hat sich das Problem hier erledigt Das Problem an solchen Maßnahmen ist halt, dass es (wie auch Leckerlies in Bodennähe zu geben) das eigentliche Problem nicht bearbeitet, sondern nur umgeht. Wenn du ihr gezielt beibringen möchtest, dass Hochspringen beim Rückruf nicht erwünscht ist, würde ich das über gezieltes Belohnen und Weglassen der Belohnung erarbeiten. Hund kommt, ohne zu springen? Super, Leckerlie. Hund kommt und bombt dich um? Tja, kein Leckerlie. Loben kannst du ja trotzdem, sobald alle Pfoten wieder auf dem Boden sind. Eine Alternative wäre, ihr auf demselben Weg beizubringen, dass sie sich beim Rückruf z.B. immer vor dich setzen soll. Manchen Hunden fällt es leichter, eine konkrete Handlungsanweisung zu haben, als einfach nur zu wissen, was man nicht tun soll.
Und noch kurz zum Nachhausekommen: Bei einem Hund, der beim Deckentraining in ständiger Erwartungshaltung ist, weil ihn Futter so hochfahren lässt, würde ich es tunlichst vermeiden, dem beim Nachhausekommen auch noch Futter hinzuschmeißen. Deine Hündin dreht doch eh schon ab, wenn du heim kommst - wenn sie jetzt auch noch lernt, dass du ihr Futter mitbringst, ja gute Nacht.
Ich würde da tatsächlich - genauso wie beim Verfolgen daheim oder auch beim Schnappen, wenn sie an der Leine nicht an dich ran kommt - eine ganz klare Grenze ziehen. Und wenn das körpersprachlich noch nicht klappt, dann eben mit einer Hausleine nachhelfen. Du bestimmt die Hausregeln, und eine davon ist halt, dass du nicht verfolgt, gemaßregelt oder umgebombt wirst.
Ich finde es immer schön, wenn viel Rücksicht auf das Hundekind genommen wird. So soll's ja auch sein. Aber hier finde ich, kannst du ruhig mal etwas mehr Rücksicht auf dich und deine Bedürfnisse nehmen - sowohl, was deine Individualdistanz als auch deine körperliche Unversehrtheit anbelangt.