Beiträge von Schäferterrier

    Vielleicht nehme ich das mit dem Radius zu eng? Ich dachte irgendwie man muss das grade in dem Alter durchsetzen, damit die Regeln für die Zukunft klar sind.

    Ich finde einen 15 Meter Radius tatsächlich generell etwas eng, also auch für die Zukunft. Hund kann sich damit ja nicht großartig ausrennen oder mal toben, wenn er maximal 30 Meter zur Verfügung hat. Aber das ist zum einen Geschmackssache und zum anderen sehr vom Hundetyp abhängig.

    Was ich allerdings ganz unabhängig davon, wie groß du den Radius setzen möchtest, in eurer Situation tun würde: Die Schleppleine in die Hand nehmen und ihn damit zwangsläufig begrenzen. Es ist nämlich schon richtig, dass Regeln immer gelten sollten. Aber es ist einfach ein Unterschied, ob Hund etwas macht, weil ers kann (= absichtlich den Radius ausreizen) oder ob er etwas macht, weil er es gerade nicht anders kann (= die Konzentration fehlt, um den Radius dauerhaft einzuhalten). Wenn du von ihm immer wieder verlangst, den Radius selbstständig einzuhalten, obwohl ihm die Konzentrationsspanne dafür aktuell fehlt und er das schlicht nicht leisten kann, führt das meiner Erfahrung nach nur zu unnötigem Stress.

    Ich meine, dass euer Gesagtes der Trainerin widerspricht, weil sie dafür plädiert ganz viel an der kurzen Leine zu laufen, um die Energie gering zu halten und gut zu führen. Also das versteht sie unter „langweiliger Spaziergang“.

    Es gibt tatsächlich Hunde, die mit einem größeren Radius überfordert sind. Da macht das sicher auch Sinn, den Radius vorerst zu begrenzen. Aber, und das ist für mich der entscheidende Punkt: Dann würde ich eher keine Leinenführigkeit oder Orientierung an der kurzen Leine erwarten. Weil ein "schönes" Leinelaufen kostet gerade an der kurzen Leine unfassbar viel Gehirnschmalz, den Hunde in dem Alter in der Regel einfach nicht aufbringen können.


    Generell klingt es so, als sei deine Trainerin sehr fokussiert darauf, Ruhe, Entspannung und Gelassenheit zu fördern. Das finde ich prinzipiell auch gar nicht falsch. Aber der Weg dahin klingt für mich einfach nicht schön und vor allem nicht an die Bedürfnisse des Hundes angepasst. Denn wenn ich eins mit meinem Hibbel hier gelernt habe, dann ist das: Ein Hund ist dann am ausgeglichensten, wenn seine Bedürfnisse gesehen und erfüllt werden. Und du hast nunmal keinen 8 Jahre alten Molosser. Das ist ein Junghund einer aktiven Rasse mit ordentlich Energie, der will Toben, der darf auch mal (!) hochdrehen, der soll doch Spaß haben und die Welt entdecken. Wie soll er denn je lernen, runterzufahren, wenn er nie hochfahren darf?

    Ich finde es prinzipiell gar nicht ungewöhnlich, dass ein Labbi in dem Alter zu Aufregung neigt. Da kommt halt gerade einerseits ganz viel Neues für ihn, andererseits sinkt die Stress-Toleranz in dem Alter einfach immer mal wieder ab. Da sind oft einfach ganz wenig Kapazitäten im Gehirn übrig, um Dinge ordentlich zu verarbeiten.


    Womit ich mit meinem Stressi gute Erfahrungen gemacht habe:

    - Gassigebiete gezielt so auswählen, dass sie aus Hundesicht möglichst reizarm sind. Das kann ein Feld- oder Waldweg im Nirgendwo sein (wenn ihn z.B. Menschenbegegnungen hochdrehen), genauso kann das ein weitläufiges Industriegebiet sein (wenn ihn z.B. Hundebegegnungen und -gerüche oder Wild hochdrehen).

    - Kaum bis keine Zusatzbeschäftigung fürs Köpfchen. Hunde sind in dem Alter meist eh schon gedanklich mehr als ausgelastet, indem sie Außeneindrücke, Hormone usw. in Einklang bringen müssen. Da braucht es meiner Meinung nach eher Schonung für den Kopf. Ich würde deshalb alles an zusätzlicher Kopf- und Nasenarbeit vorerst einstellen.

    - Was hier jetzt schon paar Mal gesagt wurde: Freie Bewegung, Rennen und Toben ermöglichen. Und zwar bitte, bitte nicht mit der Reizangel. Die ist ein tolles Tool, wenn man dem Hund Impulskontrolle beibringen und ihn beim Hetzen lenkbar machen will. Aber sie ist definitiv nicht zur körperlichen Auslastung gedacht! Das Hetzen pusht den Hund ordentlich hoch (was du ja gerade nicht willst) und insbesondere dann, wenn es unkontrolliert erfolgt, ist die Gefahr groß, dass das Nachgehen von Bewegungsreizen nochmal verstärkt wird.

    - Schauen, welche Anforderungen wirklich nötig sind. Also klar, Grundregeln des Alltags müssen natürlich auch in der Pubertät weiter bestehen bleiben. Aber manche Konflikte kann man in der Zeit auch durch Management verhindern. Hund verlässt z.B. immer wieder den Weg? Dann nutze die Schleppleine so, dass er das vorerst gar nicht mehr kann. Das nimmt Stress für euch beide raus.

    Gibt es vielleicht noch andere Mittel, Hausmittel etc. mit denen man dem Hund das Alter und vor allem die Arthrose angenehmer gestalten kann?

    Ich hab hier nen noch recht jungen Hund mit Arthrose, dem hilft Wärme ganz gut, die Symptome zu lindern. Insbesondere an nasskalten Tagen bekommt er deshalb immer einen guten Mantel an. Außerdem habe ich inzwischen eine Infrarot-Lampe gekauft, um an schlechten Tagen seinen Rücken zu bestrahlen, das war ein echter Game Changer. So Lampen gibts online recht günstig und in handlichem Format.

    Danke für die Aufklärung zum TSchG. In dem Fall spricht ja bei der/dem TE zumindest rein rechtlich nichts gegen eine Kastration. Moralisches will ich da jetzt mal ausklammern, weil ist schlicht nicht mein Bier.


    Aber was ich, wenn schon einer der Hunde kastriert wird, nochmal in den Raum stellen möchte: Wie sicher ist ein entspanntes Zusammenleben von kastriertem Rüden und läufiger Hündin?

    Also klar, Welpen werden wohl in jedem Fall keine mehr rauskommen. Aber ich habe hier zum Beispiel einen sehr sexuell motivierten Rüden sitzen, den ich, obwohl er kastriert ist, nicht unbeaufsichtigt mit läufigen Hündinnen lasse, weil er trotzdem decken wollen würde und ich tatsächlich Angst hätte, dass er da hängen bleibt oder so. Aus der Perspektive wäre ich deshalb tatsächlich eher geneigt, die Hündin zu kastrieren. Oder vor der chirurgischen Kastration des Rüden zuerst mal nen Chip setzen zu lassen, um zu schauen, ob es was hilft.

    Aber ist halt die Frage, wie häufig das überhaupt vorkommt, dass es trotz der Kastration des Rüden unentspannt bleibt. Da können vielleicht die Mehrhundehalter was zu sagen?

    Ist Definitionssache. Im dt. Recht bedeutet das eigentlich, wenn es keine weniger einschränkende Möglichkeit gibt, Trächtigkeit zu verhindern, ist das ok.

    Woher nimmst du das? Ich kenne mich mit dem deutschen Recht so gar nicht aus, aber ich lese den entsprechenden Paragraphen nicht so, dass erst alle weniger einschränkenden Möglichkeiten ausgeschöpft werden müssen. Für mich steht da erstmal nur, dass das Verbot zur Organentnahme nicht für die Kastration gilt, wenn diese zur Vermeidung einer unkontrollierten Fortpflanzung durchgeführt wird :???:

    Steht das wo anders geschrieben? Oder ist das einfach allgemeiner Usus in unserem Rechtssystem?


    Ganz abgesehen davon habe ich mich eben an den Beitrag hier zurück erinnert, in dem die tierärztliche Sicht auf die Kastration erläutert wird: https://www.tierarzt-rueckert.…nde=1489&Modul=3&ID=21573

    Wenn ich die Beiträge zuvor aber richtig verstanden habe, ist das etwas veraltet und die Erlaubnis zur "Haltung und Nutzung" bezieht sich nicht (mehr) auf Hunde?

    Wirklich ernst gemeinte Frage zum Kastrationsverbot: Ist das in gemischtgeschlechtlichen Haushalten so strikt verboten?


    Im TSchG §6 steht ja:

    "Verboten ist das vollständige oder teilweise Amputieren von Körperteilen oder das vollständige oder teilweise Entnehmen oder Zerstören von Organen oder Geweben eines Wirbeltieres. Das Verbot gilt nicht, wenn [...] zur Verhinderung der unkontrollierten Fortpflanzung oder - soweit tierärztliche Bedenken nicht entgegenstehen - zur weiteren Nutzung oder Haltung des Tieres eine Unfruchtbarmachung vorgenommen wird."


    Ich habe das bislang so verstanden, dass eine Organentnahme zwar prinzipiell verboten ist, aber eine Kastration unter zwei sehr lose definierten Ausnahmen (Verhinderung der Fortpflanzung & wenn man das Tier anders nicht halten "kann") durchaus erlaubt ist.

    Verstehe ich da was falsch?


    Edit: Ich seh grad, *Sascha* hat meine Frage eben schon beantwortet

    Bei Problemen mit dem Alleinsein aufgrund von Kontrollverlust hat der Hund Stress, weil die Bezugspersonen nicht mehr da sind.

    Bei Problemen mit dem Alleinsein aufgrund "echter" Trennungsangst hat der Hund eher Stress, weil niemand mehr da ist. Das ist meiner Erfahrung nach der entscheidende Unterschied, an dem man die Motivation des Hundes erkennen kann. Wenn Hund also Stress hat, wenn ihr als Bezugspersonen euch entfernt, obwohl noch jemand anders da ist, würde ich tatsächlich von Kontrollverlust ausgehen. Wenn Hund sich aber entspannt fremdbetreuen lässt und nur Stress hat, wenn er ganz allein ist, würde ich von einer Angst vor dem Alleinsein ausgehen. Aber, ganz wichtiger Punkt: Es kann natürlich sein, dass ein Hund aufgrund der ständigen Angst, allein gelassen zu werden, irgendwann Kontrollverhalten entwickelt und zur Klette wird.


    So oder so hat der Hund aber bei allen Varianten, wegen denen das Alleinbleiben nicht klappt, großen Stress. Und das würde ich definitiv nicht ignorieren und aussitzen, weil Hund dabei ja maximal lernt, dass Bellen nichts bringt - gestresst ist er aber trotzdem.


    Du sagst, eure Hündin bellt schon bei 20 Sekunden Abwesenheit. Anstatt sie erst bellen zu lassen und dann reinzukommen, wenn sie aufgehört hat, würde ich viel, viel früher ansetzen. Und zwar in dem Moment, wo sie noch entspannt ist und eben nicht bellt. Und wenn es nur ein, zwei oder drei Sekunden sind, die sie dann "allein" ist. Wichtig ist nämlich erstmal, dass sie lernt: "Es ist nicht schlimm, wenn meine Menschen weg sind, die kommen eh sofort wieder." Und wenn das als Basis sitzt, dann kann man die Zeiten ganz langsam nach und nach ausdehnen.


    Parallel würde ich übrigens daran arbeiten, die Dame daheim von mir weg schicken zu können. Ohne auf die Decke schicken oder bringen, ohne Kindergitter, anleinen und was es noch so gibt. Einfach mal eigene räumliche Grenzen setzen und quasi hundgerecht sagen "Hey, ich will dich grad nicht an meiner Ferse kleben haben, mach was anderes." Wenn man das einmal gescheit körpersprachlich vermittelt kriegt, verstehen die das in der Regel ganz schnell. Und gerade bei einem kleinen Schatten im Haus ist das echt Gold wert.

    und wie genau korrigiert Ihr bei schnappen, anspringen, überdrehen, … ?

    Beim Überdrehen korrigiere ich sowieso nicht großartig rum (außer Hund steigert sich unnötig rein).

    Mutwilliges Schnappen korrigiere ich wie alles, was ich korrigiere, je nach Hund und Situation verbal, taktil, akustisch und/oder körpersprachlich. Das "genau" zu beschreiben, haut nicht hin, weil es einfach von so unglaublich vielen Faktoren abhängig ist, dass es dafür keine Anleitung gibt. Richtwert ist hier nur: Der Druck wird sofort rausgenommen, wenn Hund sich zurück nimmt.

    Man muss nicht wegen jeder Kleinigkeit zu einem sog. Hundetrainer. Die meisten kochen auch nur mit Wasser und nur Ausgewählte haben wirklich besondere Kenntnisse die sie auch vermitteln können.

    Ich bin ja ebenfalls ein ganz großer Fan von Bauchgefühl und meine Erfahrungen mit Trainern sind noch dazu auch eher bescheiden. Aber gerade bei aversiven Korrekturen kann man einfach wahnsinnig viel falsch machen: Das Timing passt nicht, die Intensität passt nicht, die Dauer passt nicht, beim Schnauzgriff zusätzlich: der Griff passt schlicht nicht. Einfach nur Hand ums Maul drücken ist halt nicht, wenn man's richtig machen will. Und wie willst du dir da die richtige Technik als Anfänger selbst beibringen? Wenn man nicht wirklich versiert darin ist, die Körpersprache des eigenen Hundes zu lesen, dann geht das nach hinten los. Und genau dafür braucht man dann halt doch einen Trainer.

    Ich nutze den Schnauzgriff übrigens aus diversen Gründen nicht, mit ein Hauptgrund ist aber, dass ich die Anwendung nochmal weitaus schwieriger finde als andere Korrekturen.