Beiträge von Schäferterrier

    Milo wurde mit 1 1/2 Jahren und nochmal mit 3 Jahren chemisch kastriert, die "richtige" Kastration findet diesen Monat statt.

    Gründe waren vorwiegend wiederkehrende Probleme mit der Prostata, aber auch vom Verhalten tut es ihm ganz gut.

    Was sich - bezogen auf das Verhalten - geändert hat:

    - Er hat einen "normalen" Sexualtrieb. Also vergleichbar mit vielen anderen intakten Rüden. Immer noch interessiert, immer noch am Pipi lecken und schnüffeln, immer noch am Markieren und intakte Rüden anprollen - aber jetzt halt in einem händelbaren Maß.

    - Sein Territorialverhalten ist weniger geworden. Also rassetypisch immer noch da, aber nicht mehr so extrem übersteigert.

    - Er hat (ich vermute dadurch, dass er allgemein weniger Stress hat) mehr Impulskontrolle und mehr Frustrationstoleranz über, ist ansprechbarer, folgsamer, kommt besser zur Ruhe, spielt wieder mehr, also allgemein einfach etwas ausgeglichener und gelöster

    - Dadurch sind seine Probleme mit Menschen- und Hundebegegnungen deutlich (!) besser geworden

    - Er ist sehr viel verfressener geworden, will draußen ständig irgendwas vom Boden futtern, klaut Essen, Snacks abgeben fällt ihm schwerer als davor usw.

    - Er ist schreckhafter und ein klein wenig vorsichtiger geworden. Das schadet bei seinem Grundcharakter nicht wahnsinnig, weil er von Haus aus ein ordentlicher Haudrauf ist, aber bei einem unsichereren, schüchterneren Hund wäre das für mich definitiv ein Grund gewesen, nicht zu kastrieren

    - Sein Fell ist nicht mehr ganz so super und Muskelaufbau gestaltet sich auch etwas schwieriger

    Ob es vom Verhalten einen Unterschied zwischen Chip und Kastration gibt, kann ich (noch) nicht sagen, Milo wird erst Ende diesen Monats kastriert.

    Wir haben seinen ersten Chip damals allerdings auch auslaufen lassen in der Hoffnung, dass die Prostatavergrößerung nicht wieder kommt und das Verhalten danach aufgrund des Training während dem Chip händelbar bleibt. War hier tatsächlich beides nicht der Fall. Wir haben es nach dem ersten Chip noch ein Jahr lang ohne Kastration probiert (also auch weit über das erste Hormon-Chaos nach Auslaufen des Chips hinaus), aber letztendlich wird er nun doch kastriert.

    Nichtsdestotrotz bereue ich es nicht, den Chip nochmal auslaufen lassen zu haben, weil ich ihn einfach nicht "unnötig" kastrieren lassen wollte. Nur, dass ich dann doch nochmal ein ganzes Jahr lang gezögert habe, weil ich immer gehofft habe, dass es doch noch ohne Kastration geht - das hätte ihm zuliebe nicht sein müssen. Deshalb mein Rat: Chip auslaufen lassen, ein halbes Jahr lang warten (damit sich die Hormone wieder eingespielt haben) und dann überlegen, ob eine Kastration Sinn macht.

    Wir sind auf dem Weg von "Amok ab 200m Hundesichtung" hin zu 5m Abstand mit Belohnung für Abwenden gekommen. So um die 3m weniger würde ich gerne noch schaffen.

    Ui, da sind wir ja ziemlich auf demselben Stand gerade :applaus: so 2-3 Meter weniger hätte ich auch gerne noch, weil das für den Alltag einfach praktikabler ist. Bin mal gespannt, ob das noch wird...


    Das ist eine echt weite Definition. Die meisten Hundehalter, denen ich begegne, realisieren nicht einmal, wenn der eigene Hunde steif wird und fixiert. Hauptsache geräuschlos, dann ist alles

    Und ja, es ist auf jeden Fall eine weite Definition. Wobei ich hier die Erfahrung gemacht habe, dass es vom Fixieren zum Bellend in die Leine springen nicht allzu weit ist. Also klar, ich sehe da schon einen nicht unerheblichen Unterschied, insbesondere in Bezug auf den Leidensdruck, der für den Halter entsteht (genauso, wie es einen Unterschied macht, ob 2 Kilo oder 50 Kilo pöbelnd in die Leine preschen). Allein die Außenwirkung ist halt eine ganz andere. Nichtsdestotrotz wäre beides etwas, woran ich mit meinem Hund arbeiten wollen würde, weil es für mich ganz klar aussagt, dass der Hund mit angeleinten Begegnungen ein Problem hat.

    Wie wäre es, wenn wir hier erstmal eine Definition von Pöbeln/Leinenaggression einfügen?

    Also ich definiere das für mich so, dass Leinenaggression = offensiv oder defensiv aggressives Verhalten, das verstärkt, vorwiegend oder ausschließlich an der Leine auftritt.

    Heißt einerseits, dass da für mich sowohl fixieren und bellen als auch ernsthafte Beschädigungsabsicht drunter fallen. Sowohl gegenüber Hunden als auch gegenüber Menschen.

    Heißt aber andererseits auch, dass ein Rüde, der mit oder ohne Leine gleichermaßen andere Rüden verkloppen will, für mich eher nicht unter die Bezeichnung leinenaggressiv fällt.


    Was ich für mich allerdings noch nicht definieren konnte: Milo hatte mal zeitweise ne ganz komische Phase. Der ist im Freilauf eigentlich immer sehr nett und verträglich (intakte Rüden mal ausgenommen), aber eine Zeit lang hatte er im Freilauf plötzlich ein Problem mit anderen angeleinten Hunden. Heißt, beide Hunde im Freilauf = kein Problem, alles nett. Der andere Hund wird angeleint = großes Problem. Fällt das dann auch unter "Leinenaggression"? :???:

    Bei älteren Leuten reichen ja oft schon kleinere Verletzungen, um sie zu Fall zu bringen. Ob Anspringen, ein leichter Biss ins Bein, teils reicht es auch nur, wenn ein Hund in Schäfi-Größe gegen die Beine bollert. Letzteres hat damals leider unser Familien-Aussie an meiner Oma getestet. Der ist nichtmal hochgesprungen, sondern nur an ihren Beinen rumgewuselt und hat sie so aus dem Gleichgewicht gebracht.

    Und wenn eine ältere Person dann mal liegt, kann es je nach allgemeinem Gesundheitszustand und der zugefügten Verletzung schwierig für sie sein, allein wieder hochzukommen.

    Ich meine, so nen Thread gab es sogar schon mal irgendwo :???:

    Aber ja, da gehören wir auch dazu.

    Für Milo waren Fremdhunde schon immer ein Thema. Schon als er hier mit süßen 5 Monaten einzog, war er nicht ansprechbar, sobald ein Hund in 200 Metern Entfernung aufgetaucht ist. 2 Monate später, so mit Beginn der Pubertät, hat dann auch das Pöbeln angefangen. Zu ganz schlimmen Zeiten, so auf dem Höhepunkt seiner Pubertät, ist er schon bei Hundesichtungen auf mehrere hundert Meter Entfernung so abgegangen, dass er mir ins Bein gebissen hat.

    Durch ein klares Schwarz und Weiß (Fixieren/Pöbeln verbieten, Abwenden hochwertig belohnen) konnten wir den Abstand bei Begegnungen auf etwa 20 Meter verringern. Da war dann aber leider Ende und wir sind einfach nicht weiter gekommen. Irgendwann hat Milo dann (eigentlich aus anderen Gründen) seinen ersten Chip bekommen und der hat hier tatsächlich den Durchbruch gebracht: Wir konnten innerhalb von 2 Monaten von den 20 Metern auf 2 Meter Distanz runter gehen, ohne, dass er gepöbelt hat. Ich dachte damals wirklich, das erleb ich mit dem nicht mehr :shocked:

    Naja, in dem Moment, als der Chip damals aufgehört hat, zu wirken, waren wir schnurstracks wieder bei den 20 Metern Abstand. Da hat das ganze Training in der Zeit, während der Chip gewirkt hat, null gebracht. Aber ihn nur wegen der Leinenaggression kastrieren zu lassen, kam für mich trotzdem nicht in Frage, deshalb haben wir ein Jahr lang weiter um unsere +/- 20 Meter Distanz rum trainiert.

    Vor Kurzem hat Milo dann wegen seiner Prostata-Vergrößerung wieder nen Chip bekommen, und siehe da, selbes Spiel: Die Distanzen, an denen wir ein Jahr lang erfolglos rumtrainiert haben, sind plötzlich gar kein Thema mehr. Stand jetzt läuft er recht easy auf 5 Metern Abstand vorbei, an näheren Begegnungen üben wir noch.

    Hier war demnach wirklich das übersteigerte Sexual- und Territorialverhalten der springende Punkt, und das ist unter dem Chip beides deutlich besser geworden. Letztendlich wird er allein schon wegen der Prostata sowieso Ende Januar kastriert, aber ich glaube inzwischen, dass ihm das langfristig auch einfach stressfreieres Gassi-Gehen ermöglicht und ich bereue es ein bisschen, mich nicht schon früher zur Kastration entschlossen zu haben.


    Aber, das möchte ich auf jeden Fall betonen: Die Kastration ist natürlich kein Allheilmittel und bei Hunden, die aus anderen Gründen pöbeln, kann das so richtig nach hinten losgehen.

    Mein Gott wie tragisch, was da mit der alten Dame passiert ist. Verletzt und hilflos in der Kälte liegen, das muss schrecklich gewesen sein.

    Leider wird das Risiko, das die Kombination ältere Menschen + Hund (mitunter auch je nach körperlichem und geistigem Gesundheitszustand des Menschen) mitbringen kann, wahnsinnig häufig unterschätzt. Da kann mitunter genauso viel, wenn nicht sogar mehr passieren, als bei der Kombination Kind + Hund.

    Woran erkennt ihr es?

    Wie viel Stress ist okay und wann ist es zu viel?

    Braucht ein Hund nicht auch etwas (positiven) Stress?

    Dass mein Hund Stress hat, erkenne ich zunächst mal an der Körpersprache.

    Das wirkt sich dann auf die Konzentration und Aufmerksamkeit aus, Hund wird allgemein aufmerksamer und wacher, seine Reaktionen sind schneller, er wird mitunter "triebiger" (ich mag das Wort nicht, aber weiß auch nicht, wie ich es anders beschreiben soll). Das ist dann aber kein Stress, den ich bedenklich finde, sondern eher einer, den ich in manchen Situationen gezielt hervorrufen will, um zum Beispiel zu trainieren. Weil, ein gesundes Maß an Stress kann sich durchaus lernförderlich auswirken.

    Problematisch wird es für mich dann, wenn die Aufmerksamkeit in Konzentrationsschwierigkeiten, die Wachheit in Unruhe und die Triebigkeit in Reaktivität kippt. Kurz: Wenn es einfach zu viel des Guten ist und Hund sich nicht mehr selbstständig auf ein produktives Maß runterregulieren kann.


    Was tut ihr dagegen?

    Idealerweise schaue ich, dass es gar nicht erst so weit kommt. Man kennt seinen Hund ja irgendwann und kann einschätzen, wann es zu viel wird. Aber immer vermeiden kann man das, wie du an deinem Beispiel ja zeigst, auch nicht unbedingt. Nur halt darauf lernen.


    Wenn Hund gerade drüber ist, versuche ich erstmal, die Situation zu verlassen. Im Anschluss helfe ich ihm dabei, wieder runter zu fahren. Heißt hier allerdings nicht zwangsläufig, Hund zur Ruhe zu zwingen. Die Situationen gibt es schon auch (z.B. wenn Hund sich vor lauter positiver Aufregung hochspult), aber wenn der Stress z.B. durch zu viel Impulskontrolle und Situationen-aushalten-müssen entsteht, habe ich speziell mit meinem Hund tatsächlich die Erfahrung gemacht, dass es ihm mehr hilft, nochmal kurz Action zu machen, um sich abzureagieren und die aufgestaute Energie loszuwerden. Heißt, er kriegt ne Beißwurst oder darf im sicheren Rahmen nochmal ne Runde rennen, bevor es dann gemeinsam aufs Sofa oder ins Bett geht, damit Hund ganz viel schlafen kann.

    Das mit der Beißwurst funktioniert hier übrigens auch vorbeugend/als Hilfestellung, wenn schon absehbar ist, dass Hund viel Hirnschmalz und Zurückhaltung aufbringen muss, z.B. im Stadttraining. Da machen wir ab und an eine kurze Beißwurst-Pause, damit Hund die zurückgehaltene Energie rauslassen kann. Seitdem hat er da eine deutlich länger andauernde Impulskontrolle und kann das viel besser aushalten. Aber das ist natürlich total individuell und manch anderem Hund würden dann erst recht die Sicherungen durchknallen.

    Daher ist es nicht wirklich hilfreich wenn man seine eigenen gut erzogenen, belastbaren Hunde mit den Problemen von anderen vergleicht.

    Zudem kommt es finde ich auch auf die Nervenstärke und Sozialisierung an. Reizoffener Hund ist ja nicht gleich reizoffener Hund. Der BC einer Freundin (vom guten Züchter, top sozialisiert, nervenstarke Eltern) konnte so ein Programm in dem Alter gut ab. Meinem Mudi-Mix hier ist bei einem weitaus geringeren Pensum schon das Hirn weggeflogen. Nicht, weil er so viel reizoffener wäre, sondern weil er halt schlecht sozialisiert und nervenschwach ist. Der Umgang mit Reizen erfordert bei ihm einfach viel mehr Hirnschmalz als bei einem vergleichbar reizoffenen, aber gut gezogenen und nervenstarken Hund. Und dann kommen da noch so Faktoren wie Lebensumfeld, Wohnlage usw. dazu, die sowieso bei jedem individuell sind. Vergleiche wie "mein Hund kann das ab" oder "mein Hund könnte das nie ab" hinken deshalb irgendwie immer, egal in welche Richtung.

    Meinen wäre das Mass an Auslastung und Bewegung auch nicht zu viel gewesen

    gemacht werden darf und was nicht. Mit 9Monaten gäbe es bei mir kein herumgekasper und nucht zur ruhe kommen, die lernen schon viel früher das im Haus ruhe ist und ich auch nicht kontrolliert werden möchte

    Für mich liegt genau da der springende Punkt: Ich finde die momentane Auslastung (bis auf das recht lange Training mittags) prinzipiell auch nicht zu viel - für einen Hund, der ansonsten ruht. Aber bei einem Hund, der drinnen ständig on fire ist und dem dadurch die Erholungszeit fehlt, ist jegliche Zusatzauslastung halt doch ein knackiges Programm.

    Wobei ich persönlich trotzdem vermute, dass das Gassi-Pensum nicht die Ursache des Problems ist, sondern eher ein zusätzlicher Verstärker. Für mich klingt es weiterhin so, als hätte Hund nie gelernt, dass er drinnen abschalten kann. Das Hunde-Köpfchen läuft durch das ständige Aufpassen zuhause dann eh schon auf Hochtouren, und dann kommt noch Input durch Gassigehen und Training dazu. Dass das einem pubertären Jungspund im Hormon-Chaos irgendwann alles zu viel wird, wundert mich nicht.