Ihr habt beide recht
Konditionierung bedeutet eigentlich nur, dass durch eine Kopplung von Reiz an Reiz oder Reiz an Verhalten Assoziationen gebildet werden, die zu neuen oder veränderten Reaktionen führen.
Bei der klassischen Konditionierung wird ein neutraler Reiz mit einem nicht-neutralen Reiz gekoppelt, sodass unterbewusste Assoziationen zwischen beiden entstehen. Dadurch wird die Reaktion auf den nicht-neutralen Reiz auch auf den bis dato neutralen Reiz übertragen. Das kommt zum Beispiel vor, wenn man aversiv ein Korrekturwort aufbaut: Hund macht was Blödes, ich sage "Hey!" und korrigiere ihn dann körperlich. Hund assoziiert also irgendwann den bis dahin neutralen Reiz "Hey!" mit dem nicht-neutralen Reiz, dass er körperlich korrigiert wird - und schon ist der Reiz "Hey!" nicht mehr neutral und Hund reagiert darauf in derselben Weise wie auf die körperliche Korrektur.
Bei der operanten Konditionierung wird dagegen ein bestimmtes Verhalten mit einem nicht-neutralen Reiz gekoppelt. Dadurch entstehen unterbewusste Assoziationen zwischen dem Verhalten und dem Reiz, was zu einem verstärkten oder verminderten Auftreten des Verhaltens führt. Kopple ich also ein blödes Verhalten meines Hundes an meinen nicht-mehr-neutralen Reiz "Hey!", entsteht eine unterbewusste Assoziation zwischen dem Verhalten und dem nicht-neutralen Reiz. Heißt, Hund findet das blöde Verhalten zu zeigen irgendwann selbst blöd, weil er es mit dem blöden "Hey!" verbindet. Und, um die Biege zum Tricktraining zu schlagen: Beim ersten Aufbau von Tricks wird ja häufig Shaping genutzt. Das ist ganz typische operante Konditionierung: Ich sorge mit einem nicht-neutralen Reiz (Clicker, Leckerlie) dafür, dass mein Hund ein Verhalten gerne und somit in Zukunft öfter zeigt.
Und dann gibt es noch das, was du mit dem Tricktraining meinst, fliegevogel : Wenn mein Hund irgendwann merkt, dass das Verhalten, das er durch die operante Konditionierung eh so gerne zeigt, einen nicht-neutralen Reiz (Clicker, Leckerlie) zur Folge hat, wird er das Verhalten irgendwann zielgerichtet einsetzen, um diesen Reiz auszulösen. Hat er dabei Erfolg, wird er das Verhalten in Zukunft öfter zielgerichtet (und damit auch ganz bewusst) einsetzen. Die unbewusste Assoziation ist somit zu einer bewussten Assoziation geworden.