Beiträge von Schäferterrier

    Also, ohne Witz - oft gibt es mehr Handlungsmöglichkeiten als einem gerade klar ist.

    Das wäre hier zum Beispiel nicht möglich, weil Auto zu weit weg vom Haus. Aber ja, ich stimme dir schon zu: Da muss man kreativ werden. Und tatsächlich ist "Rückzug antreten" da ein ganz wichtiger Baustein von. Man ist schnell geneigt, zu denken "da muss ich jetzt durch!", dabei ist das oft gar nicht der Fall.

    Was mir außerdem geholfen hat, war, mir vorher einen Notfallplan zu überlegen: Hinter Autos oder Büschen verstecken, Einfahrten im Auge behalten, beim Waldspaziergang merken, wo gute Ausweichstellen sind, zu denen man ggf. zurücklaufen kann usw.

    Nichtsdestotrotz finde ich es sinnvoll, einen Notfallplan zu haben, für den Fall, dass Hund schon ausgelöst hat. Weil dann vollkommen hilflos und überfordert dazustehen hilft auch nicht weiter...

    Das darf nicht vorkommen. Rumdrehen, weggehen, Gassiwege strategisch auswählen etc ... das geht!

    Ich bin auch absolut dafür, zu nahe Begegnungen wenn nur irgendwie möglich zu vermeiden, weil da einfach keine guten Lernerfahrungen entstehen können und das dann im Training kontraproduktiv ist.

    Aber je nach Wohnlage und Wohnsituation ist es tatsächlich nicht realistisch, Begegnungen immer vermeiden zu können. Da reicht ja vielerorts schon der Weg von Haustür zu Auto, dass plötzlich ein Fremdhund um die Ecke kommt. Und ohne Garten 4-5 Mal am Tag rauszufahren ist oft auch einfach nicht umsetzbar.

    Ich würde das Thema allerdings beim Trainer ansprechen, um mir da genaue Handlungsanweisungen abzuholen. Der kennt euren Hund, hat (hoffentlich) einen Plan im Kopf und kann euch darauf basierend erklären, ob und wie ihr reagieren sollten.

    "Blick auf den anderen Hund" (was auch immer sie sich dabei gedacht hat) wird mit Futter belohnt.

    Ich würde mir allein deshalb einen anderen Trainer suchen. Also jemanden, der euch im Einzeltraining gezielt anleitet, euch im Timing unterstützt und euch vor allem auch erklärt, wieso ihr was wann belohnen oder korrigieren sollt.

    Weil "zum Reiz schauen belohnen" kann ein wunderbarer Weg sein, um Reize positiv zu belegen und dann nach und nach ein Alternativverhalten zu erarbeiten. Wenn man an der richtigen Stelle das richtige Verhalten einfängt und belohnt. Einfach nur belohnen ist Mist, weil dann belohnst du im blödesten Fall das Drohen, Fixieren usw., und erziehst dir das Pöbeln erst so richtig heran.

    Ich arbeite zum Beispiel damit, das Abwenden vom Reiz zu belohnen. Das habe ich auch zunächst aufgebaut, indem ich das entspannte (!) Anschauen vom Reiz belohnt habe. Nach und nach hat Hund dann verstanden, dass ein bestimmter Reiz eine Belohnung verspricht - und sich beim Erblicken des jeweiligen Reizes zu mir umgeschaut. Inzwischen sind wir so weit, dass Hund sich, wenn er andere Hunde sieht, direkt abwendet und zu mir schaut, weil da gibt's Leckerlies. So bleibt er ansprechbar und wir können die meisten Hundebegegnungen inzwischen ganz entspannt meistern. Aber man muss halt wissen, was man wieso wann tut und nicht einfach nur machen, weil hat Trainer X so gesagt.


    Und: 4 Monate sind gar nichts. Ihr habt in diesen 4 Monaten scheinbar schon ziemlich viel probiert, aber seid nicht allzu lang bei einer Methode geblieben. Gerade das ist aber bei langwierigen Themen wie Leinenaggression wichtig, eine schnelle Lösung gibt es meist nicht.

    Ich werde das ja nie verstehen. Ein Maulkorb sorgt für mehr Sicherheit, da müssten die Leute doch entspannter sein, stattdessen suggeriert er offenbar Gefahr.

    Ich vermute, das liegt daran, dass in den Köpfen vieler Leute immer noch die Vorstellung herrscht, dass "normale" Hunde nie beißen. Also, dass von den Hunden ohne Maulkorb schlicht und ergreifend überhaupt keine Gefahr ausgeht. Beißen tun in den Augen vieler Menschen nur die Hunde, die einen an der Latte haben, bösartig oder sonstwie gestört sind.

    Bis nicht endlich allgemein anerkannt wird, dass von jedem Hund, egal wie nett, immer die Gefahr ausgehen kann, dass er mal zubeißt, so lange wird wohl auch der Maulkorb für viele Menschen einen Beigeschmack von "gestörter Hund" haben.

    Ich finde, theoretisches Material kann ein guter Einstieg sein, da gibt es zum Beispiel bei SprichHund ganz gute allgemeine Erklärungen. Aber das ersetzt für mich nicht das genaue Beobachten des eigenen Hundes, denn letztendlich hat jeder Hund seine eigene Körpersprache. Und für die Praxis bringt es einfach recht wenig, die Ausrichtung einzelner Körperteile in mühevoller Kleinstarbeit interpretieren zu können, weil diese Zeit hat man im Alltag nicht. Da muss man ja vor allem schnell erkennen, wie es Hund geht - und das funktioniert nur, wenn du den Gesamteindruck schnell erfassen und einordnen kannst, anstatt jedes Körperteil einzeln zu analysieren, wie es in der Theorie häufig gemacht wird.


    Mir hat es am meisten gebracht, Milos Körpersprache in verschiedenen, einfach zu deutenden Situationen genau zu beobachten. Zunächst habe ich geschaut, wie er aussieht, wenn er entspannt ist (heißt, Zuhause irgendwo rumschlappt). Und dann eben, was sich verändert, wenn er sich freut/aufmerksam/unsicher ist usw. Das braucht Zeit und Übung, aber nach und nach entwickelt man so ein Gefühl dafür, wie Hund sich fühlt.

    Hier trifft man auch ab und an mal Hunde mit Maulkorb. Nichtsdestotrotz läuft die überwiegende Mehrzahl hier ohne und es hält sich hartnäckig das Gerücht, dass Hunde mit Maulkorb allesamt reißende Bestien seien.

    Genau aus dem Grund ziehe ich Milo manchmal einfach so nen Maulkorb auf :pfeif:Dann machen die meisten Menschen nen großen Bogen um uns, sammeln ihre Kinder und freilaufenden Tut-Nixe rechtzeitig ein und niemand kommt auf die Idee, Milo ungefragt zu streicheln/zu locken/anzuquatschen. So friedliche, entspannte und ruhige Gassigänge haben wir ohne Maulkorb nicht.

    Ich wohne direkt neben ner Tierklinik. Also wirklich direkt daneben, wenn ich das Haus verlasse, stehe ich quasi auf deren Parkplatz. Da das zugegebenermaßen einfach total praktisch ist, die zudem vom Preis-Leistungs-Verhältnis trotz "Klinik" ganz gut sind, nen 24/7 Notdienst haben und man zeitnah Termine bekommt, sind die immer meine erste Anlaufstelle. Anfangs waren wir dort immer bei wechselnden Ärzten, die waren mal besser, mal schlechter. Inzwischen sind wir aufgrund von Milos Rückengeschichte beim Inhaber selbst und der ist auch ganz gut, nimmt mich ernst und verweist wenn nötig zeitnah an Spezialisten weiter.

    Bei komplizierteren Sachen, wenn ich mich mal nicht optimal beraten fühle oder so habe ich aber auch noch 2 andere Tierärzte in der Hinterhand. Einer praktiziert zwar nicht mehr, aber hat viel Erfahrung und ist super, um unabhängigen Rat einzuholen. Der andere ist leider weit weg, recht teuer, so bekannt, dass man ewig auf Termine wartet und nicht gerade super sympathisch, aber fachlich wirklich verdammt gut. Wenn was Kompliziertes ist und ich bei unserer Haus-Klinik nicht weiterkomme, gehe ich deshalb trotz aller Umstände dort hin.

    Alles in allem haben wir also für verschiedene Fälle verschiedene Tierärzte zur Hand und ich entscheide dann situativ nach Preis, Kompetenz, Ausstattung usw. wohin ich gehe.

    Grundsätzlich ist gerade bei steigender Hundeanzahl wichtig - so sehe ich das zumindest -, dass die Hunde wissen, dass ich sozusagen das letzte Wort habe. Und wenn ich sage, dass ich die Situation regle, dann haben sie nicht an mir vorbeizuschießen und das in Frage zu stellen. Und sie haben nicht zurückzupöbeln, auch wenn ein anderer Hund an der Leine blöd macht.

    Heißt, es braucht zum einen von Anfang an ganz klare Regeln und zum anderen auch einen gewissen Typ Hund (will to please, Halterorientiert, eher kein totaler Haudrauf etc.), damit das funktioniert?